Tolle Touren im Nordosten Deutschlands
Die Mecklenburgische Seenplatte ist aufgrund ihrer zahlreichen Seen vor allem bei Wassersportlern sehr beliebt. Aber auch an Land gibt es einiges zu entdecken. Björn Nehrhoff von Holderberg stellt vier Touren vor, die nicht nur Radfahren auf dem Programm haben.
Text/Bilder: Björn Nehrhoff von Holderberg
Eine Runde um die Müritz Ich richte den Lenker meines Fahrrads nach Norden. Von meinem Startpunkt aus, in Boek am Müritzsee, sind es gute 90 Kilometer, um meine geplante Runde gegen den Uhrzeigersinn um den mit rund 113 Quadratkilometern größten Binnensee Deutschlands zu vollenden. Die Müritz, das »kleine Meer«, wie der Name aus dem Slawischen übersetzt heißt, ist zu Beginn der Tour nur einen Steinwurf weit entfernt. Trotzdem ist im dichten Uferwald, durch den der Radweg verläuft, das Wasser nur durch ein schemenhaftes blaues Glitzern zu erahnen. Dafür vernehme ich das leise Rascheln des Winds in den Baumkronen. Wer am flachen Westufer einen Blick auf den offenen See erhaschen möchte, muss einen der kurzen Stichwege nehmen, die zum Wasser führen. Hier thront auch ein Beobachtungsstand über dem Schilf, der sich hervorragend für eine ausgiebige Landschaftsschau eignet.
Der Nationalpark Müritz kündigt sich mit Schildern und Lehrtafeln an. Der Radweg führt mitten durch das Schutzgebiet, das als eine der letzten Amtshandlungen der DDR-Regierung ausgewiesen wurde. Zuvor wurde das dünn besiedelte Land militärisches Übungsgebiet, wo auch Staatsjagden veranstaltet wurden, und war für die Öffentlichkeit so größtenteils nicht zugänglich.
Ein Blick in die Kinderstube der Fischadler
Die Räder meines Velos rollen über einen guten Radweg, der nun durch einen halb offenen Erlenbruchwald führt. Das Wasser staut sich mitunter zu beiden Seiten, und Schilffelder breiten sich aus. Zwei Aussichtstürme am Wegesrand bieten einen hervorragenden Überblick über das ganze Geschehen. Dann erreiche ich Schwarzenhof, ein kleines Dorf mitten im Nationalpark.
Nachdem ich bis jetzt nur einen anderen Radler getroffen habe, staune ich nicht schlecht, als vor mir eine größere Gruppe Schweizer Radtouristen aus einem speziell dafür präparierten Reisebus samt Fahrradanhänger steigt. Die Teilnehmer sehen aus wie etwas gealterte Tour-de-France-Teilnehmer, ziemlich fit im Renndress und mit dem neuesten Material ausgestattet. Versteht sich von selbst, dass sie ohne Gepäck unterwegs sind.
Etwas erschlagen von der Menge der Menschen lasse ich die Nationalpark-Ausstellung, die es hier gibt, links liegen und folge der Dorfstraße auf einem parallelen Sandweg nach Federow. Hier gibt es ein Nationalpark-Infozentrum. Seine publikumswirksame Besonderheit ist, dass man hier einem Fischadlerpaar direkt bei der Brut zuschauen kann. Möglich wird das durch eine auf einem Hochspannungsmast befestigte Live-Kamera, die in die Kinderstube der Greifvögel blicken kann. Im Müritz-Nationalpark gibt es zwei Adlerarten. Neben dem Fischadler kann man mit etwas Glück auch den Seeadler zu Gesicht bekommen. Allerdings muss man dafür des Öfteren einmal den Himmel abscannen. Wenn man einen besonders großen Vogel sieht, der seine Flügel aufspannt wie ein Brett, dann handelt es sich um einen Seeadler, während der Fischadler auf den ersten Blick mit seinem schnellen Flug und dem weißen Federkleid auch leicht für einen Rauhfußbussard gehalten werden kann.
Bei Federow zweige ich vom ausgeschilderten »Müritz-Radweg Rund Müritz« ab und folge stattdessen einem sandigen Waldweg zum Rederangsee. Hier gibt es einen Stichweg zur Beobachtungshütte. Im Herbst rasten hier im flachen Wasser am Abend Tausende von Kranichen. Jetzt sind mit Stock-, Tafel-, Krickenten und Graugänsen allerlei Wasservögel zu entdecken. Doch Kraniche kann ich nur hören. Ihre Trompeten tönen irgendwo aus dem Bruchwald in der Nähe. Herrlich einsam genieße ich die grandiose Sommerstimmung am See. Ich kann mich kaum losreißen, und so wird aus meiner gewöhnlich kurzen Pause von ein paar Minuten eine ausgedehnte Mußestunde. Aber das ist mir egal, ich befinde mich ja nicht auf einem potentiellen Radrennen wie die Schweizer.
Wieder auf dem Velo, geht es nun am Waldrand entlang. Alte Eichen stehen hier und strecken ihre Äste über den Weg. Der Schatten, den sie spenden, ist mir durchaus willkommen, denn das Wetter scheint einen Hitzerekord aufstellen zu wollen. Die 30-Grad-Marke ist schon lange überschritten. Bald verlasse ich den Nationalpark und komme nach Waren. Der Hauptort an der Müritz, der hier 1260 an einer Handelsstraße nach Wismar gegründet wurde, zeigt sich zunächst von seiner hässlicheren Seite. Das liegt an den vielen offenen Baustellen, an denen ich vorbeikomme. Dann aber kommt das schöne Stadtzentrum in Sicht. Das hübscheste Bauwerk der Stadt ist sicher der Wasserturm auf dem Nesselberg, mit seinen zwei Türmchen, dem verspielten Fachwerk und seinen spitzen Kegeldächern. Aber auch der Blick in das Hafenrund mit seinen offen gestalteten Ruheflächen, Yachten, Motorbooten und Ausflugsschiffen, die auf dem Wasser hin und her schwojen, hat Flair. Die Marienkirche überragt das Stadtbild, wie es sich für einen Sakralbau gehört.
Die vollständige Tourenbeschreibung lesen Sie in der Ausgabe 4/2015 des Bike&Travel Magazins