Durch Deutschlands Westen
Autor Michael Bauer erkundete das UNESCO Weltkulturerbe des oberen Mittelrheins, den Natur- und Geopark der Eifel und die sonnige Mosel. Mit on tour: der TD 744 Harmony Line von Bürstner.
Text/Bilder: Michael Bauer
Als wir den TD 744 von Bürstner im baden-württembergischen Kehl abholen, beschleichen uns leichte Zweifel. Wie werden wir als PKW-Fahrer mit dem Riesenvehikel mit seiner stattlichen Länge von knapp siebeneinhalb Metern zurechtkommen? Schon nach wenigen Kilometern sind alle Bedenken verflogen. Die übersichtliche Fahrerzelle und die erhöhte Sitzposition des 3,5 Tonners bieten eine völlig neue Sicht auf die Landschaft. Große Außenspiegel sorgen für Sicherheit beim Blick nach hinten. Die 136 PS des Dieselmotors reichen aus, um das Fahrzeug angemessen zu beschleunigen. Schon bald wechsle ich vom vollautomatischen Getriebe auf Halbautomatik. Ein kleiner Klick am Schalthebel macht es möglich. Damit kann man sich flexibler dem Straßenverkehr anpassen und Sprit spart es obendrein.
Unsere Rundtour beginnt in Bingen, führt durch das obere Mittelrheintal nach Koblenz, weiter über Andernach in die Eifel und entlang der Mosel zurück. Schlappe 64 Kilometer umfasst die Strecke von Bingen nach Koblenz. Zwei Tage nehmen wir uns dafür Zeit. Langsames Reisen genießen wir und liegen damit voll im Trend.
Wie Perlen an der Kette reihen sich die Sehenswürdigkeiten des mittleren Rheintals auf, das zu Recht zum Weltkulturerbe gehört. Ganze 35 Burgen gibt es zu bestaunen, die hoch über dem Fluss auf Felsen thronen. Dazwischen liegen romantische Weinorte, mit an den Steilhängen angelegten Weinbergen. Schon nach 27 Kilometern beenden wir unsere Fahrt. Es ist früher Nachmittag, und am Stellplatz »Loreleyblick« findet sich um diese Zeit genügend Platz. Der Name des Stellplatzes ist Programm: Direkt gegenüber liegt Deutschlands bekanntester Felsen, die Loreley.
Über Cochem an der Mosel dominiert die alte Reichsburg. Nachdem sie im 17. Jahrhundert zerstört wurde, ließ sie der Berliner Kaufmann Louis Fréderic Jacques Ravené von 1868 bis 1877 wiederaufbauen.
»Ich weiß nicht, was soll es bedeuten«
Auch wenn keine blonde Schönheit die Sinne mit ihren Gesängen verwirrt: Die Loreley zieht ihre Besucher auch so in ihren Bann. Heinrich Heine hat den berühmten Text »Ich weiß nicht, was soll es bedeuten« getextet, Friedrich Silcher die Melodie dazu komponiert. Dichter, Komponisten, Maler und Bildhauer hat die scharfkantige Schieferwand beschäftigt. Darunter zwängt sich der Rhein in einer engen Kurve hindurch. Es ist die gefährlichste Stelle für die Schifffahrt, vor der sich alle Kapitäne fürchten. Zu viel Adrenalin für romantische Gefühle also. Am Stellplatz lädt ein direkt am Wasser gelegener Pfad zu einem Spaziergang nach St. Goar ein. Die Fähre bringt uns auf die andere Seite nach St. Goarshausen. Vom Bahnhof aus gibt es einen Zugangsweg, der über die Burg Katz auf die Loreley führt. Der lässt sich hin und zurück leicht in drei Stunden bewältigen. Wer nicht wandern will, nutzt den Shuttlebus. Zurück am Stellplatz genießen wir den Abend, mit Loreley-Aussicht inklusive.