Auf dem Camino Mozárabe von Granada nach Mérida
Der Mozarabische Jakobsweg zählt zu den ältesten Pilgerwegen in Spanien und führt auf über 400 km von Granada über Córdoba nach Mérida. Michael Hennemann hat das Pilgern per Bike durch andalusische Olivenplantagen und die weite Ebene der Extremadura ausprobiert.
Text/Bilder: Michael Hennemann
Das Rad ist weg! Qué mierda, so ein Mist. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Nur kurz das Gepäck aufs Zimmer gebracht und als ich wieder vor die Tür trete: Gähnende Leere, wo eben noch das Montague Paratrooper an der Wand lehnte. Richtig: Das Fahrrad immer an- und nicht nur abschließen! Aber nach gut 60 anstrengenden Kilometern mit über 1.200 Höhenmetern im strömenden Regen endlich am Ziel und kein Laternenpfahl in Sicht? Da wischt man aufkommende Bedenken gerne mit einem »Ach, wird schon nichts passieren« zur Seite.
Wird derartiger Leichtsinn prompt bestraft und ist die Südspanien-Radtour schon zu Ende, bevor sie richtig angefangen hat? Weit bin ich noch nicht gekommen. Es ist meine erste Etappe auf dem Mozarabischen Jakobsweg und etwas hilflos stehe ich in der Calle Pradillo vor der Hospedería Zacatín in Alcalá la Real. Aber Gott sei Dank ¡Gracias a Dios! währt die Schrecksekunde nur kurz. Schnell stellt sich heraus, dass der aufmerksame Pensionswirt mein Fahrrad in Gewahrsam genommen und in einem Abstellraum neben der Bar eingeschlossen hat.
Rückblende: Tapas und Alhambra
Alles in bester Ordnung also. Tief durchatmen, Schnappatmung einstellen und erst einmal bei einem Café con leche, einem Milchkaffee, die bisherige Reise Revue passieren lassen. Vor zwei Tagen war ich in Málaga gelandet. Von dort ging es in knapp zwei Stunden mit dem Bus nach Granada und das Faltmountainbike konnte problemlos im Gepäckraum mitfahren. Die Stadt mit islamischer Vergangenheit und spanischer Gegenwart im Herzen Andalusiens wäre mit ihren gemütlichen, alten, maurischen Vierteln und den beeindruckenden, christlichen Bauten sicherlich einen eigenen Urlaub wert. Da ich aber nicht für den Citytrip nach Andalusien gereist war, nahm ich mir vor dem Losfahren lediglich einen Tag, um der Alhambra einen Besuch abzustatten.
Sie ist die Hauptattraktion in Granada, ja wahrscheinlich sogar in ganz Spanien, und im Schnitt strömen täglich 6.000 Touristen durch die einzige komplett erhaltene islamische Palastanlage der Welt. Der älteste Teil ist die Alcazaba. Die Zitadelle wurde im 13. und 14. Jahrhundert von den Nasriden-Königen zu einer Verteidigungsanlage ausgebaut. Das Prunkstück der gesamten Alhambra ist der Palacio Nazaries, der Königspalast der Nasriden.Wie alle maurischen Profanbauten, wirkt er von außen eher unscheinbar, ist im Inneren aber mehr als prunkvoll dekoriert. Nach der Reconquista ersetzten die katholischen Herrscher die Moschee durch eine Kirche und Kaiser Karl V. ließ einen Teil der Nasridenpaläste zerstören und einen großen Palast errichten. Der Palacio de Carlos V. gilt als bedeutendes Bauwerk der spanischen Hochrenaissance.
Ebenfalls zum Pflichtprogramm in Granada gehört der Besuch einer Tapasbar, denn die Stadt ist einer der wenigen verbliebenen Orte in Spanien, wo jene herzhaften, kleinen Leckereien noch kostenlos als Zugabe zu Wein und Bier gereicht werden. Die Spannweite dieser »Appetithäppchen« reicht von Erdnüssen über marinierte Sardellen bis hin zu einem Teller oder Spieß mit Fleischstückchen. Der Übergang zwischen Tapas und der Ración, einer größeren Menge, die extra bestellt werden muss, ist dabei fließend. Wie genau die Tapaskultur ursprünglich entstanden ist, lässt sich heute wohl nicht mehr exakt rekonstruieren. Eine mögliche Erklärung: Alkoholische Getränke wurden mit einem Deckel abgedeckt und dieser beschwert, z.B. mit Oliven, damit er nicht fortwehen konnte.
Den vollständige Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 1/2017 des Bike&Travel Magazins.
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