Trekking im Wattenmeer
Eine Trekkingtour über 50 Kilometer, bei der man teilweise barfuß in knöcheltiefem, warmem Wasser über den Meeresboden läuft, der sich kurz darauf wieder durch auflaufendes Wasser hinter einem schließt – das wäre doch mal etwas! Kombiniert mit einsamen Stränden, Seehunden, hohen Sanddünen, singenden Vögeln und niedlichen Inseldörfern klingt das nach einem perfekten maritimen Wanderwochenende am Meer. Björn Nehhoff von Holderberg hat sich auf dieses Erlebnis eingelassen.
Text/Bilder: Björn Nehrhoff von Holderberg
Auf der Suche nach einer geeigneten Wattwanderung, die sich in eine etwas längere Streckenwanderung einflechten lässt, entdeckte ich schnell, dass diese meist relativ kurz sind oder als Stichweg auf eine kleine Sandbankinsel hinaus führen und daher eher etwas für ein Wochenende mit Basislager sind. Eine Ausnahme fand ich in dem Wattenweg zwischen Amrum und Föhr. Nun sollte man zu Wattwanderungen zunächst wissen, dass sie wegen des sich ständig ändernden Wasserstands für Unkundige schnell gefährlich werden können. Außerdem ist das ganze Watt Teil des Nationalparks Wattenmeer und darf offiziell nur einen Kilometer weit hinaus betreten werden, solange man ohne offiziellen Führer unterwegs ist. Darüber hinaus wird der Wattenweg zwischen Föhr und Amrum nicht auf dem kürzesten Weg geführt, sondern macht wegen mehrerer Priele (Flusssysteme, die das Wattenmeer bei Niedrigwasser entwässern) einen weiten Bogen. Die Querung von Insel zu Insel muss also mit einem Wattenmeer-Führer vollzogen werden. Im Internet stieß ich auf den Inselläufer Dark Blome von Amrum, der eine Führung anbietet, auf der auch noch eine kleine Sandinsel besucht wird, die sich vor noch nicht allzu langer Zeit neu im Wattenmeer gebildet hat. Im Gegensatz zu anderen Wattführern nimmt er dorthin auch nur kleine Gruppen mit. Wer Pech hat, landet in der Hochsaison sonst eventuell in einer Meute, die mit bis zu 100 Leuten und Megaphon über das Watt kriecht.
Überfahrt und Ankunft
So sitze ich Ende Mai mit meinem Rucksack auf der Fähre von Dagebüll nach Amrum und bestaune die Wattenwelt vom erhöhten Promenadendeck aus, wo ich bisher nur ganz tief unten mit dem Kajak unterwegs war. Am Horizont ziehen die Buckel der Halligwarften von Oland und Langeneß wie an einer Perlenkette aufgereiht vorbei. Bald kommt Amrum in Sicht, und wenig später wälzt sich ein kleiner Tross aus gut gelaunten Vorsaiso touristen auf den kleinen Anleger von Wittdün hinaus. Diese Rollkoffertruppen habe ich schnell hinter mir gelassen, denn mich zieht es sogleich hinüber zur Nordseeseite der Insel, während die anderen Besucher des Eilands noch auf dem Weg zu ihrem Hotel sind. Sobald ich den Inselberg aufgeentert bin, bekomme ich einen ersten, starken Eindruck vom Nordseestrand. Topfeben liegt er hier vor mir, wie ein riesiges, fein gewirktes, beiges Seidentuch. Gut 16 Kilometer lang und zwei Kilometer breit ist der Kniepsand. Er bedeckt die ganze Westseite der Insel. Hier kann man nicht nur im Strandkorb liegen und Sandburgen bauen, sondern in der Nebensaison auch vorzüglich einsam wandern. So stelle ich mir das zumindest vor und marschiere der hervorragenden Übersicht wegen erstmal ein Stück auf der erhöhten Promenade entlang. Hier ist noch eine Hand voll Urlauber unterwegs. Wie an der Nordsee nicht anders zu erwarten, weht mir sogleich eine frische Brise um die Nase. Farbenfrohe Brandgänse suchen mit ihren roten Schnäbeln und rotbraunem Muster im Federkleid in einer Pfütze nach Nahrung. Schreiende Möwen gleiten elegant im Aufwind durch die Luft, immer auf der Jagd nach dem nächsten Leckerbissen. Bald erreiche ich die unbebauten Inseldünen. Diese sind allerdings geschützt und dürfen nicht überall frei betreten werden. Um die Touristen zu leiten, führen größtenteils hölzerne Bohlenwege hindurch. Ein solcher Weg leitet mich direkt zum Wriakhörnsee. Der einst zur Deichsicherung erschaffene See entstand durch Verschüttung eines Priels. Hier kann man vorzüglich die verschiedensten Wasservögel aus der Nähe beobachten. Zahlreiche Sitzbänke laden zum Rasten ein.
Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 05/2015.