Hamburg ist Deutschlands fahrradfreundlichste Großstadt

Ein aktueller Vergleich von Gutscheine.focus.de zeigt, in welchen Großstädten sich Fahrradfahrer besonders wohlfühlen können.

200 Jahre nach der Erfindung des Fahrrads erfreut es sich einer neuen Beliebtheit: Der Umsatz durch Fahrradverkäufe steigt seit zehn Jahren kontinuierlich. Denn spätestens seit den Elektrorädern ist Fahrradfahren nicht mehr nur etwas für Umweltbewusste oder retro-liebende Hipster. Der Verbraucher-Dienst Gutscheine.focus.de hat daher die Fahrradfreundlichkeit der zehn größten, deutschen Städte (nach Einwohnerzahl) betrachtet: Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart, Düsseldorf, Dortmund, Essen und Leipzig. Verglichen wurde der Radweg in Kilometern, die Anzahl ansässige Fahrradhändler, die Existenz von Fahrradverleihen, die Anzahl der Unfälle mit Radfahrern, die Kosten für die Fahrradmitnahme im Nahverkehr sowie Anzahl der Diebstähle von Fahrrädern.
Fahrradfreundlichste_Grossstadt
Radweg
Ganz vorne dabei ist in diesem Punkt Hamburg. Das Radwegenetz ist rund 1.700 km lang, hier sind alle Arten von Radverkehrsanlagen enthalten: Radwege, Radfahrstreifen, Schutzstreifen, gemeinsame Geh- und Radwege sowie selbstständig geführte Radwege. Damit liegen sie mehr als 250 km über der Hauptstadt Berlin. Dafür hat Berlin beim Thema Fahrradhändler die Nase vorn. In keiner anderen Großstadt kann der interessierte Käufer über 250 Händler finden. Dies lässt sich jedoch auch auf die hohe Einwohnerzahl zurückführen. Im Vergleich zu Hamburg bedeutet dies also nicht nur die etwa doppelte Anzahl an Händlern, sondern auch die doppelte Einwohnerzahl.
Immer mehr Pendler
Berufliche Mobilität gehört für viele Berufstätige heute zum Arbeitsalltag. Laut einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes führt der Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum sowie beruflichem Aufstieg dazu, dass die Zahl der Pendler wächst. Etwa die Hälfte aller Beschäftigten arbeitet nicht mehr am Wohnort.
Zeitsparend und sicher: Radschnellwege
Im Zusammenhang mit Pendlern ist auch immer häufiger von Radschnellwegen die Rede. Diese, auch als Radschnellverbindungen bezeichneten, Radwege verbinden Wohn- und Gewerbegebiete bzw. Stadtzentren miteinander. Im Vergleich zu normalen Radwegen können Fahrradfahrer ihr Ziel schneller erreichen. Direkte Verbindungen, eine sichere, da getrennte, Führung vom Kfz-Verkehr und die Unabhängigkeit vom Kfz-orientierten Ampelbetrieb lassen eine Dauergeschwindigkeit von 25km/h zu. In den Niederlanden und in Belgien sind solche Radschnellwege bereits zu finden. Aber auch in Deutschland gibt es erste Ansätze, zum Beispiel im Ruhrgebiet, mit dem Radschnellweg Ruhr RS1.
Fahrradmitnahme im Nahverkehr
Grundsätzlich ist die Fahrradmitnahme in Bus und Bahn in fast allen Städten erlaubt. Am günstigsten fährt man jedoch in Frankfurt am Main, hier kann das Fahrrad kostenlos im gesamten RMV-Gebiet, in U-Bahnen, Straßenbahnen, S-Bahnen und Regionalzügen, zu jeder Zeit kostenlos mitgenommen werden. Auch in Hamburg ist die Mitnahme kostenlos. Lediglich zu Hauptverkehrszeiten am Morgen und am Abend ist diese nicht gestattet und in R-Bahnen ist der Kauf einer Fahrradkarte zum Preis von 3,50 Euro erforderlich.  Auch in Stuttgart gilt, dass Fahrräder in allen S-Bahnen, Zügen des Nahverkehrs und in den Stadtbahnen kostenlos mitgenommen werden können. In den Hauptverkehrszeiten muss jedoch ein Kinderticket ab 1,40 Euro gezogen werden.
Wo es brenzlig wird
Fahrradfahrer sind im Straßenverkehr besonders gefährdet. Sie sind schnell unterwegs und können mit Elektrofahrrädern auch ohne viel Anstrengung hohe Geschwindigkeiten erreichen. Hinzukommt, dass Fahrradfahrer, im Gegensatz zu Motorradfahrern, keinen Fahrradhelm oder andere Schutzkleidung tragen müssen.
Die Gefahr, die das schutzlose Fortbewegungsmittel mit sich bringt, lässt sich besonders anhand der Unfallstatistiken des letzten Jahres erkennen. So weist Berlin im Jahr 2016 ganze 7.495 verletzte Radfahrer auf. Damit liegt die Hauptstadt deutlich über Hamburg (3.230).
Besser sieht es bei zwei Städten im Ruhrgebiet aus: Essen und Dortmund. Mit 252 bzw. 360 verletzten Radfahrer setzten sie sich vom drittplatzierten Leipzig, mit 921 Verletzten, ab und sind in dieser Kategorie die klaren Sieger.
Neben der eigenen Sicherheit interessieren sich Radfahrer natürlich auch für die ihrer geliebten Fahrräder. Bei den zehn größten Städten Deutschlands werden in Berlin deutlich die meisten Fahrräder gestohlen. Über 34.000 Räder wechselten hier im Jahr 2015 unfreiwillig die Besitzer. Am sichersten ist es, mit etwa 1.200 Diebstählen, in Stuttgart.
Mit dem Leihrad auf Citytour
Gute Nachrichten für Touristen: In jeder deutschen Großstadt gibt es große Fahrradverleihsysteme wie Nextbike und Call a Bike, das Leihfahrrad-System der Deutschen Bahn. Nach einer einmaligen Registrierung per App, telefonisch oder über die Website, können die aktuellen Standorte der Räder direkt in der App oder auf der Internetseite gefunden werden. Man kann es aber auch direkt bei den definierten Stationen versuchen, die es in allen Städten gibt. Besonders praktisch ist, dass man die Mieträder auch an anderen Stationen wieder abgeben kann. Die Preise der beiden großen Anbieter Nextbike und Call a Bike unterscheiden sich dabei deutlich. Bei Nextbike zahlt man eine einmalige Anmeldegebühr von 3 €, bei Call a Bike werden 3 € pro Jahr fällig. Auch bei einer Tagesausleihe ist Nextbike (9 €)  günstiger als das Angebot der Deutschen Bahn (15 €).
Ausgestattet mit einem Leihrad steht dann einer der unzähligen Stadtrundfahrten nichts mehr im Weg. Denn in jeder der betrachteten Großstadt werden die verschiedensten Touren per Fahrrad angeboten.
Fazit: Hamburg überzeugt mit vielen Radwegen und günstiger Fahrradmitnahme im Nahverkehr
Hamburg konnte sich im Vergleich der zehn größten, deutschen Städte knapp durchsetzen. Das rund 1.700 km lange Radwegnetz lädt förmlich dazu ein die Hansestadt zu entdecken. Für Pendler besonders interessant: Die Zahl der Fahrradbügel bzw. –ständer an den S- und U-Bahn-Haltestellen belaufen sich auf ungefähr ca. 17.000 Plätze, die bis 2025 etwa 28.000 erhöht werden sollen. Die Hauptstadt belegt in dieser Auswertung einen guten zweiten Platz. Trotz der höchsten Anzahl an Diebstählen, stehen Fahrradfahrern hier mehr als 1.400 km Radweg sowie die meisten Fahrradhändler zur Verfügung. Die drittplatzierte Stadt, Stuttgart, konnte unter anderem durch die niedrigste Zahl der Diebstähle punkten.
 
 

Verwandte Beiträge

Nichts mehr verpassen.

Abonnieren Sie unseren Newsletter!

Mit News zu unseren Magazinen und zu vielen weiteren Produkten aus unserem Verlagsprogramm.