In der Ramsau in der Obersteiermark muss man nicht erst Berggipfel erklimmen, um einen echten Hochgenuss zu erleben. Die gemütliche Einkehr in einer Almhütte oder Bauernstube genügt. Dort gibt es noch die traditionellen »katholischen« und »protestantischen« Krapfen. Ob die leckere Bauernkost eine Glaubensfrage ist? Eher nicht. Vielmehr ist sie eine Frage der Zutaten und des Geschmacks …
»Du musst wissen, der Samstag ist in der Obersteiermark traditionell Krapfentag«, erzählt Loisi Steiner, und knetet ihren Teig ein letztes Mal energisch in einem rasanten Tempo durch. Dann formt sie die Kugel zu einer Rolle, schneidet gleichgroße Stücke davon ab, die sie mit der Hand flach drückt. Bevor sie ausgerollt werden, müssen sie jetzt ein wenig ruhen. »Ich erinnere mich auch an Erzählungen meiner Mutter, dass es in der Zeit nach dem Krieg sogar zweimal in der Woche Krapfen gegeben hat. Am Samstag und am Mittwoch. Die Lebensmittel waren damals rar und teuer, und Krapfen eine günstige, aber sättigende Mahlzeit«, so Loisi. Der Teig unter ihren Händen hat jetzt seine runde Fladen-Endform angenommen, und die passionierte Hobby-Bäckerin nickt zufrieden: »Schaut ganz gut aus.« Nun müssen die Teiglinge noch ins abschließende Ölbad gegeben werden.
Vielfältige Krapfenseligkeit
Krapfenbacken verlangt einiges an Erfahrung. Obwohl das Gebäck aus wenigen Zutaten besteht und der Teig eigentlich schnell gemacht ist, gelingt es nicht immer auf Anhieb. Es gibt einige Tricks und Kniffe, die durch Zuschauen nicht unbedingt auffallen.
Loisi Steiner beherrscht die Zubereitung aus dem Effeff. »Wie viele ich zubereitet habe, ist schwer zu sagen. Ich schätze mal, einige Tausend werden es schon sein«, lacht die Mittsechzigerin.
Österreich ist bekannt für seine Krapfen. Doch nirgendwo sonst im Land gibt es das Gebäck in einer größeren Vielfalt als in der Steiermark. Hier findet man Lichtmesskrapfen, Hochzeitskrapfen, Rosenkrapfen, Heiliggeistkrapfen, Sterbekrapfen – und Steirerkrapfen.