Wer sich in die schönsten Naturszenerien Nordeuropas träumt, kann eigentlich nur Norwegen im Sinn haben. Berge recken sich aus dem Meer gen Himmel, Fjorde reichen weit ins Landesinnere hinein, bunte Fischerdörfer kontrastieren mit einsamen Weiten. Doch eine Reise bis ganz hinauf zum Nordkap wagt nicht jeder.
Klaus Herzmann schon. Mit dem Camper hat er sich im hohen Norden auf Entdeckungstour begeben.
»Ja, vi elsker dette landet«, »Ja, wir lieben dieses Land«: So beginnt die norwegische Nationalhymne. Diesem Satz scheint sich die Mehrheit der Norwegen-Urlauber anzuschließen. Es ist sicher kein Zufall, dass viele Menschen, die dieses Land einmal besuchen durften, immer wieder gerne zurückkehren. Je näher wir unserem Wunschhafen Oslo mit der DFDS-Fähre kommen, desto größer ist die Vorfreude auf das, was wir in den kommenden Wochen wohl erleben dürfen.
In der Gesamtfläche ist Norwegen ähnlich groß wie Deutschland, jedoch mit nur fünf Millionen Einwohnern ein recht dünn besiedeltes Land. Menschen von einem ganz besonders ruhigen Schlag, Naturbilder en masse, Weite und Freiheit, frische Luft, kristallklare Seen und Flüsse: Was brauchen wir auch mehr!
Aus dem Schiffsbauch rollen wir direkt gen Westen an den berühmten Telemarkkanal. Gebaut wurde dieser mit einer Gesamtlänge von mehr als hundert Kilometern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, um die wirtschaftlich reichen Regionen Telemarks an die Skagerrakküste Südnorwegens anzubinden. Das geschah zu einer Zeit, als in Norwegen der Verkehr fast ausschließlich via Wasserweg funktionierte. Postkutschen waren mühsam, das Auto noch nicht erfunden. Ab der Einweihung des Kanals wurden 72 Höhenmeter durch 18 Schleusenkammern von der Nordsee bis nach Dalen überwunden – ein bauliches Meisterwerk.
Heute sind die Schleusen weniger Lebensader als vielmehr touristische Attraktion. Ganz besonders gilt das natürlich für die hier verkehrenden Schiffe: die MS Henrik Ibsen und die MS Victoria. Beide verrichten seit mehr als hundert Jahren zuverlässig ihren Dienst. Sie wurden exakt nach der Größe der Schleusen gebaut.
Ein Tal weiter liegt Vrådal am Nissersee. Es ist ein gemütlicher Ort, in dem auch ein nordischer Weihnachtsmann seinen Briefkasten hat: der »Julenissen«.