Ganz weit im Osten des Landes versteckt sich der Nationalpark Sächsische Schweiz. Wer sich die Mühe macht, in diesen Winkel Deutschlands zu reisen, der entdeckt eine einzigartige Landschaft, die seit ihrer Verewigung auf den Bildern von Caspar David Friedrich tief in der deutschen Seele verankert ist. Plätze wie die Bastei und die Festung Königsstein hoch über der Elbe sind Touristenmagneten. Doch neben diesen bekannten Dauerbrennern finden gerade Wanderer im Hinterland ein einzigartiges Paradies an Wegen, die durch eine Landschaft führen, die sich durchaus mit den berühmten Felsen in Arizona in den USA messen lassen kann. Björn Nehrhoff von Holderberg hat sich dort an einem Herbstwochenende genauer umgeschaut.
Das hektische Gesicht der Sächsischen Schweiz
Ganz im Gegensatz zum Wetterbericht, der von schönem Wetter sprach, hüllt ein dichter Hochnebel die Landschaft in graue Watte, als ich am Parkplatz der Bastei ankomme. Schon mehrfach war ich in der Region wandern, doch die steinerne Brücke über der Elbe habe ich wegen dem zu erwartenden Touristenrummel bisher immer gemieden. Nun wollte ich ihn doch einmal sehen, den berühmtesten Teil des Elbsandsteins.
Da ich nach sieben Stunden Anfahrt hier nur eine Stippvisite machen möchte, um an anderer Stelle später weiter zu wandern, nehme ich den bequemen und schnellen, aber sehr vollen Pendelbus zur Bastei. Als ich den Bus verlasse, erwartet mich ein reger Touristenrummel – auf diesen hatte ich mich zwar eingestellt, doch von der Masse werde ich schlichtweg erschlagen. Zusammen mit hunderten anderen »quäle« ich mich zur berühmten Aussicht über der Elbe. Der Blick ist tatsächlich grandios. In einer weiten Schleife tief unten zieht sich das Band des Flusses durch eine herbstliche Felslandschaft. Anschließend besuche ich noch die Felsenburg, wo erst mal ein Kassenhäuschen nach Eintritt verlangt. Was mich hier her zog, war ein fast mystisch anmutendes Titelbild auf einer älteren GEO-Spezial-Zeitschrift mit dem Thema »Wildes Deutschland«. Dort ragt eine kleinwüchsige Kiefer einsam über vernebelten Türmen der Sandsteinfelsen auf und transportiert perfekt die Botschaft: Wildnis pur!
Nun sieht die Realität, zumindest bezüglich des Attributs »Wildnis«, etwas ernüchternd aus. Ich stehe genau an jenem Platz, von dem aus das Bild entstanden sein muss. Die krumme Kiefer, der »Nationalbonsai« Deutschlands, ragt vor mehrspitzigen Felstürmen im Hintergrund auf, klasse! Leider stehe ich zur gleichen Zeit auf einem Stahlgerüst, das wegen der vielen Besucher ständig vibriert (und ein gutes Foto schwierig macht). Alle Leute um mich herum scheinen glücklich und zufrieden mit dem, was ihnen geboten wird. Mir jedoch fehlt die einsame Stille, die für mich persönlich eben zur »Wildnis« einfach dazu gehört wie die Butter auf dem Brot.
Etwas desillusioniert trete ich trotz der schönen Kulisse bald den Rückzug an. Wegen der spektakulären Landschaft schwöre ich mir allerdings, irgendwann einmal um vier Uhr morgens hier aufzutauchen, um etwas von der ursprünglichen, wilden Stimmung des Platzes zu erfahren. Mein Auto bringt mich wenig später nach Bad Schandau, meinem Startpunkt für eine mehrtägige Rundwanderung.
Die ruhige Seite des Elbsandsteins
Durch den Kurpark folge ich zunächst der Kirnitzsch flussaufwärts. Schnell habe ich das liebliche, kleine Elbstädtchen hinter mir gelassen und biege rechts den Berg hinauf in einen Waldweg ab. Dieser führt mich hinein in eine ruhigere Welt des Elbsandsteins. Eine Rundwanderung durch das verschachtelte Gebiet steht auf meinem Plan. Wanderern begegne ich bald nur noch ab und an. Zwar kann hier im Hochsommer auch eine ganze Menge los sein, aber jetzt im Herbst ist es leicht, seine Ruhe zu finden.
Bedingt durch die siebenstündige Autoanfahrt und den Besuch auf der Bastei habe ich nun nicht mehr allzu viel Zeit, einen Platz für die Nacht zu finden. Mein Weg führt mich daher in Richtung der Schrammsteine. Diese gerade vor mir aus der grünen Wiese ragende Felsgruppe befand sich einst, wie auch die meisten anderen Felsgebilde der Sächsischen Schweiz, auf dem Meeresboden. In der Kreidezeit erstreckte sich nämlich an dieser Stelle ein riesiges Binnenmeer, an dessen Grund sich über Jahrmillionen Schlamm- und Sandschichten ablagerten, die von Flüssen herangespült wurden. Aufeinander getürmt, verfestigten sich diese Sedimente im Laufe der Zeit durch den Druck der oberen Lagen zu festem Gestein. Nach einer Anhebung des Meeresbodens durch geologische Prozesse tauchte der Sandboden als zusammenhängende Tafel in der Landschaft auf. In der Folge war die Formation der Erosion durch Wasser, Frost und Wind ausgesetzt, was zum großflächigen Abtrag der weicheren Gesteinsschichten führte und auch heute noch führt. Härtere Gesteinsschichten im Sandstein wurden weniger stark ausgewaschen und schützen die darunter liegenden, so dass sich all die Höhlen, Türme und Spalten bildeten, die die heutige Landschaft prägen.
Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 05/2013.