Wer mit dem Wohnmobil Belgien und Luxemburg erkundet, entdeckt allerorts Zeugnisse der europäischen Geschichte – kurios, beeindruckend oder beklemmend, aber immer hochinteressant. Warum Belgier eine Bergspitze aufgeschüttet haben, welche Burg Victor Hugo von seinem Wohnhaus aus sah und wie nah Kulturerbe und Kriegsspuren in den Benelux-Ländern beieinander liegen, berichtet der Reisejournalist Michael Moll.
Einen Reiskuchen, bitte.« Ich stehe in einer belgischen Bäckerei und bestelle eine weitverbreitete Süßspeise: einen runden Hefeteigfladen, der komplett mit Milchreis gefüllt ist und wunderbar schmeckt. Stolz und ein wenig hungrig trage ich ihn ins Wohnmobil. Dort verstaue ich den Reiskuchen für einen gemütlichen Abend und steuere aus Eupen hinaus. Ich fahre einen steilen Berg südwärts hinauf. Das Hohe Venn erwartet mich.
Das Venn ist eine gebirgige Hochfläche mit einer Vielzahl an Wandermöglichkeiten. Die raue Landschaft besteht aus Mooren, kleinen Bachläufen und Wäldern. Zwischendrin gibt es immer wieder fantastische Aussichten. Wanderwege auf Holzbohlen ermöglichen einen unbeschwerten Gang durch eine Landschaft, die sonst nicht zugänglich wäre. Außer-dem schützen sie das Venn, denn die Wege dürfen nicht verlassen werden.
Ein beliebter Ausgangspunkt ist die Herberge Baraque Michel. Dort kann man das Wohnmobil parken. Oder man stellt es auf dem großen Schotterparkplatz am Signal de Botrange ab – dem höchsten Berg Belgiens und sogar der ganzen Benelux-Region. Seine Höhe von 694 Metern war den Belgiern aber zu gering. Deshalb schütteten sie einen kleinen Hügel auf, der über eine Treppe begehbar ist – und schon steht man auf 700 Metern.
Da auf dem Schotterplatz am Signal de Botrange das Parken über Nacht geduldet wird, kann man nach ausgiebigen Touren durch das Venn gemütlich zum Wohnmobil zurückkehren, seinen Reiskuchen verspeisen und erholt weiterreisen. Zum Beispiel nach Süden in den wallonischen Teil Belgiens, von dem aus man spielend einfach in das Nachbarland Luxemburg gelangt.