Ruhige Sträßchen, die sich durch Täler und über Hügel ziehen, wecken im Süden Italiens die Neugierde von Radlern. Die vielen Sonnenstunden locken genauso wie die heimeligen Kleinstädte und die herzhafte Küche Apuliens.
Am ersten Radtag in Apulien spielt mir Süditalien einen Streich. Es ist der 28. Oktober und der 20 Grad warme Fahrtwind streicht über die Haut. Ende Oktober und überall blüht und grünt es. Zum Saisonfinale habe ich das Gefühl, in den Frühling zu radeln: die mediterrane Landschaft, die Gerüche, die herrlich kurvigen Sträßchen …
STILLE DER NACHSAISON
Heute bin ich mit dem 46-jährigen Lanfranco Lopinto unterwegs. Für ihn ist die Gegend südlich von Bari vertraut. Er arbeitet als Guide für den Veranstalter Yuniqly und möchte mir sein Radrevier zeigen. Eines mit tiefblauer Adria, weißen Städten und einem olivgrünen Bäumemeer. Durch Letzteres strampeln wir Richtung Nordwesten. Rechts klatschen Wellen an die felsige Küste, links streift das Auge über Plantagen und voraus liegt die Stadt Monopoli.
Im Ort hangelt sich ein Radweg am Meer entlang. Er verläuft auf Holzbohlen, umarmt mit seinen Schleifen schmale Strände und taucht zwischen die weiß gekalkten Häuser ein. Das Castello di Carlo V bewacht den alten Hafen von Monopoli. Es trat als griechische Gründung ins Licht der Geschichte. Die Übersetzung bedeutet einzige Stadt«. Heute schlummert sie im Dornröschenschlaf der Nachsaison. Die Badezeit ist zu Ende und das Land gehört wieder den Apuliern.
Auf den Straßen ist kaum was los. Ein Müllmann sammelt die Tonnen ein, ein älterer Herr werkelt an den blaurot angemalten Booten herum, daneben Passanten in Winterjacken. Ich finde es noch angenehm warm zum Radfahren. Lanfranco führt auf das Land hinaus. In einer Geraden zieht sich die Strada Provinciale 187 einen Hügelzug hinauf. Es macht Spaß, den kurvigen Sträßchen durch die jahrhundertealten Olivenhaine zu folgen. Alles lässt sich gut radeln.
Das Einzige, was unser Duo ausbremst, ist das Panorama zur Linken. Weit unten das Meer. Wir halten an einem Aussichtspunkt mit Jesuskreuz und fahren durch ruhige Dörfer. Anbauflächen mit Weinreben wechseln mit gepflügten Feldern. Steinmauern rahmen die guten Böden mit ihrer braunen Erde ein.
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