Premiere für Detlef Stöcker: Zum ersten Mal macht er für seinen Artikel nicht selbst die Tourplanung, sondern Marc Sahner, ein befreundeter Kanuguide aus Saarbrücken und absoluter Revierkenner auf Saar und Mosel. Welche Strecken sich Marc ausgesucht hat, erfahren Sie im zweiten Teil der Serie über schöne deutsche Flüsse.
Was nun? Die Familie, mit der ich mich zum Paddeln eigentlich verabredet habe, ist covidbedingt ausgefallen, so dass ich mir jetzt Ersatz suchen muss. Da fällt mir Marc Sahner ein, der nebenher als Kanuguide beim Tourenanbieter »Balance« in Saarlouis arbeitet. Schnell schicke ich ihm eine Nachricht und habe Glück. Als Revierkenner von Saar und Mosel sagt er mir gleich seine Unterstützung zu und will sich auch um die Tourenplanung kümmern.
Mit dem unterm Bett unseres Selbstausbau-Vans verstauten modularen Kajak geht es auf der Autobahn bei Sonnenschein Richtung Saarland. Auf Höhe von Sinsheim rufe ich noch einen Bekannten an, der in Hargarten-aux-Mines an der französisch-deutschen Grenze wohnt. Dieter meint: »Ja, komm vorbei, wir haben hier Platz. Du kannst auf dem Grundstück übernachten.« So komme ich am ersten Tag gleich in den Genuss von Frankreich. Mit Marc klären wir via Kurznachrichten und Telefon, wo wir uns am nächsten Morgen treffen und ab geht es ins Bett. Das Wetter verspricht hervorragend zu werden, die Nacht ist angenehm kühl.
GRENZÜBERTRITT IN REKORDZEIT
Frankreich – Deutschland – Frankreich, also von Dieter zu Marc nach Saarbrücken und weiter zum Einstieg nach Sarralbe: In Rekordzeit wechseln wir die Landesseiten. In Sarralbe mündet die Albe in die Saar und parallel dazu verläuft der Saarkanal (früher auch Saar-Kohle-Kanal genannt), ein Relikt der Montanindustrie der Grenzregion zwischen Frankreich und Deutschland. Die Schiffe fuhren mit Kohle für die Hüttenwerke in eine Richtung und mit Eisenerz von den Abbaugebieten in der anderen Richtung wieder zurück. Heute hat der Kanal ausschließlich touristische Bedeutung für den Hausbooturlaub, Paddeln ist da verboten, erklärt Marc unserer Gruppe für die Tour am heutigen Tag.
In Sarralbe biegen wir zwischen zwei Grundstücken auf eine langgezogene Wiese ab und erreichen ein sonderbares Konstrukt direkt am Ufer – Fachwerk, Dach, Dachziegel, Stufen zum Wasser und mittig zweigeteilt. Das ist ja mal eine großartige Einstiegsstelle!« stelle ich fest. »Das ist ein Waschplatz aus der Zeit, als die Frauen des Dorfs ihre Wäsche noch in der Saar wuschen. Die Männer der Stadt haben ihren Frauen den Waschplatz überdacht und den Zugang zum Ufer mit Stufen und einer art flachen Kaimauer befestigt, damit die Frauen es einfacher und, vor Sonne und Wetter geschützt, weniger anstrengend hatten, die Wäsche im Fluss zu waschen«, erörtert Marc. Gleich nebenan ist auch ein zweisprachiges Hinweisschild zu der »Flusswaschmaschine« die deren ursprünglichen Zweck erklärt.