Einst zogen Stoffhändler aus Mettingen und Umgebung ins Nachbarland und verdienten damit zum Teil viel Geld. Noch immer gibt es in der Region viele Spuren dieser Tödden – und mittlerweile auch einen Radweg, der an die bisher ziemlich unbekannte Geschichte dieser Menschen erinnert.
Der erste Tödde begegnet uns im Zentrum von Mettingen. Auf dem Kopf trägt er einen Zylinderhut, über den Schultern einen feinen Mantel und unter dem Arm gerollten Leinenstoff. Der elegant gekleidete Herr ist zwar nicht echt, sondern eine lebensgroße Skulptur am zentralen Platz. Dennoch erinnert er an die ungewöhnliche Geschichte dieses Ortes und der gesamten Region. Denn die Tödden waren wandernde Händler, die es teils zu großem Reichtum brachten – und in deren Erinnerung es seit einigen Jahren einen eigenen Radweg gibt.
Mettingen kennen bei uns wahrscheinlich nur wenige. Immerhin ist es ein kleiner Ort im tiefen Westen Deutschlands, genauer gesagt im Norden Nordrhein-Westfalens. Vor mehreren hundert Jahren aber lebten dort die Tödden und hinterließen viele prachtvolle Gebäude, die noch heute zu sehen sind. Das ist aber noch nicht alles: Auch das weltweit bekannte Textilhandelsunternehmen C&A wurde einst von Tödden gegründet und ist noch immer eng mit Mettingen verbunden.
Wer diese Menschen genau waren und wie sie die Region prägten, das will uns Petra Suthe genauer erzählen. Sie ist Radguide und trifft sich mit uns nur wenige Meter von der Tödden-Figur entfernt. Mit ihr wollen wir über den Töddenland-Radweg fahren, der vom ADFC zertifiziert wurde und gut 120 Kilometer durch die Umgebung führt. »Er verbindet mehrere Orte miteinander, in denen die Händler gelebt haben«, sagt Petra Suthe. »Außerdem fährt man Strecken entlang, auf denen sie früher auch schon gelaufen sind.«
DIE REISENDEN HÄNDLER
Für uns geht es los in Mettingen. Nicht zu übersehen ist dort die Kirche St. Agatha, die mit ihrem hohen Turm mitten auf dem Marktplatz steht. Kurz darauf fallen uns auf dem Weg aber auch prunkvolle Villen auf. »Das sind Töddenhäuser«, berichtet Petra Suthe und weist auf den immer ähnlichen Stil hin: symmetrische Fassade, weißer Putz und Fensterbänke aus Sandstein.
Webcode #6677