Ruhiger Wald und weite Aussicht, Wandertouren von gemütlich bis anspruchsvoll und jede Menge tolle Camping- und Stellplätze: Unser Autor Michael Hennemann hat sich mit dem Wohnmobil im »Woid«, so sagen die Einheimischen, umgeschaut und entführt zu den schönsten Ecken des Bayerischen Waldes.
Mein Roadtrip durch den Bayerischen Wald beginnt am Regenbogen. Die ostbayerische Kleinstand Cham – ausgesprochen mit hartem »K« und langem »A« – entstand an der Kreuzung uralter Handelswege und wird von einer weiten Schleife des Regens umflossen. Im Zentrum gibt es einen prächtigen Brunnen sowie das spätgotische Rathaus zu bestaunen. Wer mittags auf dem Marktplatz steht, wird sich wahrscheinlich fragen, warum vom Glockenspiel am Rathaus täglich um fünf nach zwölf die französische Nationalhymne erklingt.
Das hängt mit einem gewissen Nikolaus von Luckner zusammen, dem die »Marseillaise« ursprünglich einmal gewidmet war. Als Sohn eines Gastwirts in Cham geboren, brachte es Luckner durch seine Leistungen beim Militär bis in den Adelsstand und wurde schließlich sogar zum Marschall von Frankreich ernannt, bevor seine Karriere ein blutiges Ende unter der Guillotine in den Wirren der Französischen Revolution fand.
Die Stadt ist sichtlich stolz auf ihren berühmten Sohn und so begegnet einem Graf Luckner in Cham allerorten. Auch der gastfreundliche hiesige Kanuverein trägt seinen Namen und der Stellplatz am Vereinsgelände liegt direkt am Ufer des Regens und bietet alles, was Camper für einen unbeschwerten Aufenthalt benötigen.
AUF INS DRACHENLAND
Vom Chamer Regenbogen ist es keine halbe Stunde Fahrt bis ins Drachenland. Der Further Drachenstich, in dem seit über 500 Jahren die Geschichte vom ewigen Kampf von Gut gegen Böse erzählt wird, gilt als das älteste Volksschauspiel Deutschlands. Hauptdarsteller ist seit 2010 der in einer Kooperation aus Hollywood-Spezialisten und Roboter-Experten entwickelte Hightech-Drache »Tradinno«. Er gilt als größter Schreitroboter der Welt, ein Superlativ, der sogar durch einen Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde dokumentiert ist. Im Anschluss an das jährlich im August stattfindende Spektakel zieht sich das rund fünf Meter hohe und circa 16 Meter lange Ungetüm in seine Drachenhöhle zurück, wo Tradinno von April bis Oktober Jahres bestaunt werden kann.