Mit jedem Kilometer geht es tiefer hinein ins Land von Dornröschen, Schneewittchen, Rotkäppchen und Co.: Der Fulda-Radweg R1 durchquert Hessen einmal von Süden nach Norden. Die Bike & Travel-Autorin Alexa Christ hat die Märchenwelt erkundet. Ihre Reisebegleiter: Prinzessinnen, Hexen, Zauberer – und zwei Brüder aus Kassel.
Welche Landschaft haben Sie vor Augen, wenn Sie an die Märchen der Brüder Grimm denken? Diese Frage stellt mir Sylvia Stock, PR-Beraterin, am Telefon. Ich überlege kurz und sehe dunkle Wälder, Berge, Flüsse, Burgen, Schlösser und Fachwerkhäuser vor mir. »Sehen Sie, das fand auch Ludwig Emil Grimm, als er 1825 die Kinder- und Hausmärchen seiner Brüder Jacob und Wilhelm erstmalig illustrierte«, sagt Stock triumphierend. »Was ja auch nicht verwundert, denn das war genau die Landschaft, die er von Kassel aus quasi vor der Haustür fand.« Und es ist auch die Landschaft, in die der Fulda-Radweg R1 auf 250 Kilometern geradewegs hineinführt und die dem Radler zahllose märchenhafte Ausblicke schenkt.
EIN TAG IM LAND DER OFFENEN FERNEN
Los geht‘s an der Quelle der Fulda. Sie entspringt am höchsten Berg Hessens, der 950 Meter hohen Wasser-kuppe. Studenten aus Darmstadt erfanden dort im Jahr 1911 das Segelfliegen. Der Gipfel liegt inmitten der Rhön, einem malerischen Mittelgebirge. Dank seiner zahlreichen unbewaldeten Kuppen wird es auch »Land der offenen Fernen« genannt.
Die heimliche Hauptstadt der Rhön, Gersfeld, markiert den Start meiner Radtour. Ein kleiner Rundgang durch den Ort stimmt auf das ein, was mich in den nächsten Tagen häufig erwartet: ein hübscher Marktplatz inmitten von Fachwerkhäusern, eine imposante Kirche, eine gepflegte Parkanlage mit Barockschloss, dazwischen nette Straßencafés, Eisdielen, Tauben, Kopfsteinpflaster.
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