Ein goldener Oktober-Trip

Wenn viele Kanuten ihr Boot schon winterfest gemacht haben, ist Jörg Knorr immer noch unterwegs. Niedrige Temperaturen schrecken ihn nicht ab, im Zelt zu schlafen. Der Flensburger paddelt ganz selbstverständlich durch alle Jahreszeiten hindurch und genießt dabei die besondere Atmosphäre, die unsere Wasserlandschaften abseits des Sommers zu bieten haben. »Jetzt erst recht«, ist seine klare Ansage an Herbst und Winter, die er fast jedes Jahr auch auf der Mecklenburgischen Seenplatte auslebt.

TEXT/BILDER: JÖRG KNORR

Los geht’s! Am Südufer des Plätlinsees nahe der Ortschaft Wustrow bin ich mit meinem Onkel Frank und meinem Sohn Hannes verabredet. Die Wustrow-Runde« nennen wir unser ganz privates Kanu-Meeting, das wir schon seit über zehn Jahren immer im Oktober veranstalten. Was uns antreibt, ist einfach zu beschreiben: Eine fast menschenleere Seenkette, die sich wie ein blaues Band durch die von herbstlicher Laubfärbung geprägte Waldlandschaft zieht. Inmitten einer solchen Landschaft zu paddeln ist aus unserer Sicht ein kaum zu überbietendes Outdoor-Erlebnis. Frank, deutlich über 80, hat nicht mehr ganz so bewegliche Knochen. Trotzdem fiebert er unserem Okto-ber-Termin jedes Jahr aufs Neue aufgeregt entgegen.

»Reicht das Wasser in der Schwaanhavel?« Frank wirft die Frage auf, die mit Rückblick auf den letzten trockenen Sommer nicht unbegründet scheint. Der Wasserstand am Steg des Plätlinsee-Ufers lässt allerdings hoffen, trockenen Fußes durch das schmale Fließ zu kommen, das den Plätlinsee mit der Havel verbindet.

Frank und Hannes paddeln im Canadier, ich bin im Kajak unterwegs. Kein anderes Boot ist auf dem See auszumachen. Die Stille scheint wie eine Käseglocke über der Landschaft zu liegen. Die Sonne scheint und nur wenige Wolken zieren den herrlich blauen Himmel. Außer einigen Vogelstimmen sind nur unsere gurgelnden Paddelschläge zu hören. Ortsunkundige müssen die Einfahrt in die Schwaanhavel oft suchen. Wir kennen die Gegend nun schon so gut, dass wir keine Karte mehr brauchen. Eine Lücke im Schilfgürtel weist uns den Weg.
Ganze zehn Minuten später müssen unsere unteren Extremitäten aber doch einen Kältetest bestehen. Etwa 100 Meter müssen die Boote getreidelt werden. Es kneift an den Füßen. Erst hinter einer kleinen Brücke entern wir unsere Boote wieder. Dann folgt eine Passage durch einen gelbgrünen Tunnel. Bäume, die umgestürzt über dem Flusslauf hängen, verstärken das Dschungel-Feeling.

Plötzlich bewegt sich am linken Ufer ein bunter Punkt. Ein Eisvogel schwirrt davon. Aufmerksame Beobachter haben hier beste Chancen, einen dieser fliegenden Edelsteine zu sehen. Wir treffen unseren bunten Begleiter noch zweimal, bevor wir rechts in die Havel einbiegen.

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 1/2023 des kajak Magazins.
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