Der Begriff »Engelbrechtsche Wildnis« ist Ihnen unbekannt? Keine Angst, spätestens nach dem Lesen des Tourenberichts von Heinz-Georg Luxen wird sich das geändert haben. Zudem haben Sie dann auch einen Grund, sich das Ganze selbst vor Ort für eine gemütliche Paddelrunde anzuschauen.
Während die Sonne langsam den Frühnebel vertreibt, machen wir uns bereit für eine ganz besondere Tour. Schließlich geht es nicht auf irgendeinen Flussabschnitt unweit der Zivilisation, sondern geradewegs in die Wildnis, quasi ein »7 vs. Wild« (Reality-Survival-Spielshow von Fritz Meinecke) in der Light-Version.
RHIN-EXPEDITION
Bereits die Anfahrt aus den östlichen Landesteilen Schleswig-Holsteins in Richtung Glückstadt gibt der Tour einen gewissen abenteuerlichen Touch. In kürzester Zeit passiert man den Parkplatz »Fegefeuer« und die folgende Ortschaft »Grönland«, um über Herzhorn schließlich in die »Engelbrechtsche Wildnis« zu gelangen, – eine Kombination, die in der Form weltweit wohl einzigartig sein dürfte!
Interessanterweise gehört die Ortschaft Grönland zur Gemeinde Sommerland, ein weiteres Phänomen mit Alleinstellungsgarantie und verbunden mit einer Prise Realsatire. Der namentliche Ursprung des Orts hat im Übrigen seine Wurzeln im Plattdeutschen »dat gröne Land«, was einfach nur »das grüne Land« bedeutet.
Bereits 1293 wurde die Ortschaft Grönland (Gronlande) erstmalig erwähnt. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts bildete Grönland zusammen mit dem 1312 dokumentierten Sommerland (Zomerlande) eine eigenständige Ortschaft. Eine gewisse Affinität der Einwohner zum dänischen Original erkennt man unter anderem auch an den liebevoll bemalten Stromhäuschen mit Inuit-Motiven. Im Auenland muss man halt nicht weit reisen, um die Welt zu entdecken, beginnen die »kleinen Fluchten« doch direkt vor der Haustür.
Die Herzhorner-Rhin-Schwarzwasserrunde lässt sich von mehreren Orten aus beginnen bzw. beenden. Von West nach Ost wäre das die Stadtstraße in Glückstadt gegenüber des Lidl-Markts, die Gaststätte »Poppenhus« in der Ortschaft Engelbrechtsche Wildnis, wobei hier die Parkplätze besonders an Wochenenden rar gesät sind, und letztendlich, ganz im Osten, der Parkplatz in der Nähe des Friedhofs bei Herzhorn, den wir als bevorzugten Startpunkt wählen. Hier erreicht man über eine kleine Wiese den offiziellen Kanurastplatz der Tour.
An dieser Stelle liegen die Gewässer von Rhin und Schwarzwasser ganz dicht beieinander und ermöglichen somit ein einfaches Umsetzen in den benachbarten Fluss, was durch die vom Tourismusverband errichteten Stege nochmals vereinfacht wird. Wie herum man die Rundtour bewältigt, ist eine rein persönliche Entscheidung, da so gut wie keine Strömung vorhanden ist. Wir entscheiden uns spontan dafür, mit dem Herzhorner Rhin zu beginnen und das urwüchsigere Schwarzwasser für die Rückfahrt zu nutzen.