Wandern in den Berchtesgadener Alpen: Rund um die berühmte Watzmann Ostwand

Majestätisch erhebt sich der Watzmann über dem Berchtesgadener Land. Nach der Zugspitze und dem Hochwanner ist der Watzmann der dritthöchste Berg in Deutschland, seine Ostwand ist die höchste der Ostalpen. Nicht nur das Naturschauspiel des Alpenglühens hat Andrea und Andreas Strauß in ihren Bann gezogen, auch die Sagen rund um das Bergmassiv fesselten die beiden.

Hoch und höher steigt der junge Mann. Immer unwegsamer wird das Gelände und immer steiler werden die bleichen Felswände. Aber er zögert nicht, sondern behält sein rasches Tempo bei, steigt weiter, packt den nächsten Griff, nutzt den nächsten Tritt. Hoch und höher, getrieben von einer gespenstischen Kraft. Dann, ganz unvermittelt, stockt er für einen Moment, umgreift wie in einer Vorahnung den Felskopf nur halbherzig, verlagert sein Körpergewicht – und kippt mitsamt dem Griff nach hinten aus der Wand. Einen Augenblick lang meint man, er könne durch das wilde Rudern seiner Arme das Gleichgewicht wieder gewinnen, er könne sich halten, retten, aber dann fällt er kopfüber die Schlucht hinab. »Aber mei Bua, der fallt, der fallt. In den Tod hinab, stürzt er in sein grauslich’s Grab.«
Ein paar Akkorde noch, dann ist das Lied zu Ende. Nur ein Lied, nur ein Bühnenbild, in Wirklichkeit ist niemandem etwas passiert.

Der Watzmann ist das zentrale Bergmassiv der Berchtesgadener Alpen. Er befindet sich im südöstlichen Oberbayern im Nationalpark Berchtesgaden in den Gemeinden Ramsau und Schönau am Königssee. Höchster Punkt ist mit 2.713 Metern die Mittelspitze. Die Ostwand des Watzmanns gilt als höchste Wand der Ostalpen.

Schauplatz der Handlung

Ein paar Tage später blicken wir auf den Originalschauplatz der Handlung, die Watzmann-Ostwand. Unaufgefordert beginnt Wolfgang Ambros in unseren Gedanken wieder zu singen: »Aber mei Bua, der fallt, der fallt.« Die riesige Wandflucht hat etwas Majestätisches, Gewaltiges. Noch liegt sie im fahlen Licht des Morgens. Sie wirkt kalt und unnahbar. Es erscheint unvorstellbar, dass es Menschen gibt, die sich freiwillig auf den Weg machen, diese fast 2.000 Meter Fels zu durchsteigen. Und doch sieht man gerade jetzt zwei winzige Lichtpunkte, die wie Irrlichter durch die Schluchten und über die Felsbänder der Watzmann-Ostwand huschen.

Langsam verändert sich die Farbe der Felsen. Dann, morgens um sechs Uhr brennt es. Ganz oben, im Dachstuhl Deutschlands sozusagen, entflammen Mittelspitze und Südspitze des Watzmanns. 2.712 und 2.713 Meter sind sie hoch. Nach der Zugspitze und dem Hochwanner ist der Watzmann der dritthöchste Berg in Deutschland, seine Ostwand ist die höchste der Ostalpen.

Um das Naturschauspiel des Alpenglühens am Watzmann zu beobachten, geht man am besten auf den Feuerpalfen, der ein paar Kilometer weiter östlich aufragt. Von der Wiesenkanzel überblickt man hindernislos den Königssee, den Schwemmkegel mit der berühmten Wallfahrtskirche St. Bartholomä und die berüchtigte Ostwand des Watzmanns. Berüchtigt ist die Wand aus zweierlei Gründen: einmal wegen des Rekords, die höchste Wand der Ostalpen zu sein, mit 1.800 Höhenmetern Fels und gut 2.000 Höhenmetern von Bartholomä bis zum Gipfel. Und zum anderen, weil schon zu viele der Durchsteigungsversuche so endeten wie im Liedtext von Wolfgang Ambros: »Mei Bua, der fallt, der fallt.«

Während drüben in der Ostwand bei vielen Bergsteigern die Nerven höchst gespannt sind, herrscht herüben am Feuerpalfen Entspannung pur. Von der Mittelstation der Jenner-Bahn oder von der Bootsanlegestelle Kessel kommt man auf bequemen Almstraßen hinauf zur größten und ältesten Almfläche in Berchtesgaden. Seit über 800 Jahren treiben die Bauern ihr Vieh auf die Gotzenalm. Um einen Sommer lang an diesem traumhaften Ort zu sein, möchte man fast Kuh sein!

Eines der alten Almgebäude ist als Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit ausgebaut. Wer das erste Licht am Watzmann bestaunen will, bleibt hier am besten über Nacht. Lediglich 50 Höhenmeter liegen dann zwischen der Alm und dem Feuerpalfen!

Das wilde Wimbachgries

Wie die Faszination des Grauens wirkt der Watzmann für viele. Man hält Sicherheitsabstand, aber gleichzeitig wird man magisch angezogen. Für die Lösung des Problems findet man auf einer guten Wanderkarte neben dem Feuerpalfen den Steig zur Hirschwiese. Ob sich hier jemals Hirsche getummelt haben? Wer weiß. Viel eher halten sich Gämsen in dem Schrofengelände südlich des Watzmannstocks auf. Sie können sich hier sicher fühlen, denn der Watzmann zählt genauso wie ein Teil der Reiteralm, der Hochkalterstock, ein Teil des Göllstocks, des Hagengebirges und des Steinernen Meers zum Nationalpark Berchtesgaden…

Text: Andrea Strauß; Bilder: Andreas Strauß

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 03/2014.

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