Hat die Weser eine Quelle? Bei Bremerhafen verliert sie sich in der Nordsee, aber wo kommt sie her? Die Quellflüsse der Weser sind Fulda und Werra. Erstgenannte entspringt an der Wasserkuppe in der Rhön, Letztere am Westhang des Thüringer Wald , dem Eselsberg. Detlef Stöcker hat sich auf Spurensuche begeben.
Ich kenne die Werra, wie sie sich neben der Autobahn Coburg–Erfurt schmal durchs Tal schlängelt. Thüringen hat im Grunde nur einen Fluss, der von seiner Quelle aus das Meer im eigenen Stromsystem erreicht, die Weser/Werra. Viel muss die Werra in heutiger Zeit erdulden, von der Versalzung durch ein gigantisches Kalisalz-Bergwerk bis zum Namensverlust zu Weser. Und doch ist es gerade das Stromsystem der Weser mit ihren Quellflüssen Fulda und Werra, das seit der Antike das Land geprägt und für die Menschen erschlossen hat.
Historisch bedeutende Orte liegen an ihrem Ufer, voller Geschichte und Geschichten und malerischen Fachwerkstädten bis zu barockem Überschwang. Städte wie Hildburghausen, Meiningen, Bad Salzungen, ja sogar Eisenach, Eschwege und die Welfen-Residenzstadt Hann. Münden wären ohne die Weser/Werra nie so entstanden. Zu Zeiten des geteilten Deutschlands lag die Werra über weite Strecken auf DDR-Gebiet oder in unmittelbarer Grenznähe, wobei sie auch oft die Staatsgrenzen überschritt und so eine paddlerische Nutzung kaum zuließ. Eine durchgängige Tour war unmöglich.
Heute kann man in einer Drei- bis Vier-Tages-Tour von Bad Berka bis nach Eschwege und sogar bis zur Vereinigung mit der Fulda paddeln. Der Fluss war und ist wieder verbindendes Band für den Handel und Gütertransport und zusammen mit der Fulda erschließt sich noch ein weiteres Bundesland, reich an Kultur, feudaler Geschichte und eigenständiger Kulinaria.
Wer kein eigenes Kanu hat, für den gibt es reichlich Vermietstationen. Absolut beispielhaft ist die regionale Zusammenarbeit der Landkreise und Regionen entlang der Werra für den Aktivtourismus, der für Kanuten die Tourinformationen für die 200 Kilometer erschlossener Kanustrecke in 12 Etappen aufschlüsselt.
Mein Fokus liegt auf dem Dreieck Kassel und Eschwege nach Hann. Münden. Hier ist es günstig, für eine Wochenendtour oder ein verlängertes Wochenende das Revier zu erkunden. Wer mit einem Campervan anreist, findet überall gastliche Wohnmobilhäfen oder idyllische Pensionen und Hotels in malerisch-mittelalterlichem Ambiente. Wären nicht die Straßen mit Autos, könnte man annehmen, die Zeit wäre stehengeblieben. Liebliche Uferbebauung aus zuweilen fast schon ans Kitschige grenzenden Fachwerkhäusern. Trauerweiden, deren Zweige bis ins Wasser reichen und ein erlebnisreiches Paddelrevier, ohne lästiges Umtragen (es gibt Schleusen).