Eine Alpenüberquerung gehört für Radfahrer aller Couleur zum Standardprogramm. Sitzt man dabei jedoch auf einem Klapprad, erweitert sich der radfahrerische Horizont. Arnold Zimprich hat sich auf das Raderlebnis »Alpencross mit dem Klapprad« eingelassen und berichtet hier über seine Erfahrungen.
Sonnenstrahlen mühen sich durch den Nebel. Die schmale, kurvige Straße hinauf zum 2.211 Me-ter hohen Penser Joch fahren heute nur wenige Autos. Habe ich wirklich schon den leichtesten Gang drin? Nicht enden wollende Hangquerungen, nur wenige Serpentinen – der Alpenpass zwischen Sterzing und dem Sarntal verlangt nach einer soliden Kondition. Aber die Vorfreude auf rund 2.000 Höhen-meter Abfahrt nach Bozen lässt die Pein vergessen.
Ein Wohnmobil parkt neben der Passstraße, klap-pernd geht die Tür auf. »Magst du was essen?«, fragt der Besitzer und erzählt, dass er schon mehrfach die Alpen per Rad überquert habe, allerdings noch nie mit einem Klapprad. Ich winke ab, zu nah ist schon das Pen-ser Joch-Haus, ich freue mich auf einen heißen Kaffee. Schneereste zieren den Straßenrand.
Als mein Freund Manuel vorschlug, die Alpen von unserem Heimat-Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen mit Klapprädern zu überqueren, tat ich das zunächst als Schnapsidee ab. Wie der Affe auf dem Schleifstein die Pässe hochhecheln? Mit meinen 1,88 Metern fühlt sich das doch eher kleine Klapprad von Manuel beim ersten Probesitzen wie ein Kinderrad an. Doch langsam sickert die Erkenntnis durch, dass eine Alpenüberquerung mit den kompakten Flitzern richtig Spaß machen könnte.
Als eifrige Mountainbiker und Rennradler kennen wir den ersten Teil der Strecke sehr gut – erst recht den Rad- und Wanderweg entlang der Isar bis nach Fleck und den mit einem Tunnel garnierten Abschnitt zum Sylvensteindamm. Entlang der gut ausgebauten Deut-schen Alpenstraße erreichen wir an der »Kaiserwacht« Tirol. Wir hätten auch die Route des Radwanderwegs »Via Bavarica Tyrolensis« über Fall wählen können – die-ser ist jedoch abschnittsweise ungeteert, nach starken Regenfällen oft ausgewaschen und wartet mit ein paar Extra-Kilometern sowie einigen Aufs und Abs auf.
Wir wollen unseren gut beladenen Bromptons (und uns selbst) nicht zu viel zumuten. Denn als Gravelbikes wurden Brompton-Klappräder meines Wissens noch nicht beworben, allerdings soll es Leute geben, die damit schon ins Basecamp des Mount Everest gefahren sind.
ADRENALINSCHOCK AUF DER ALPENSTRASSE
Unsere Entscheidung, auf der Bundesstraße zu blei-ben, wird prompt bestraft. Wir werden von einem der zahlreichen österreichischen Holzlaster überholt, die oberbayerisches Holz in Zillertaler Sägewerke bringen. Das Überholmanöver geht derart knapp vonstatten, dass wir uns kurz vergewissern müssen, ob noch alles dran ist an Mensch und Gefährt. Adrenalinrausch!
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