Auf dem abwechslungsreichen Radweg entlang des Ärmelkanals gibt es viel zu entdecken!
Über 1.500 Kilometer führt er durch die Regionen der Bretagne, Normandie und Hauts-de-France, der Vélomaritime. Der Radfernweg schlängelt sich immer der Küste des Ärmelkanals entlang. Den Fahrradreisenden erwarten schier endlose Strände und die Kreidefelsen der Steilküsten. Spektakulärer Höhepunkt ist die im Wattenmeer liegende Felseninsel Mont-Saint-Michel.
Es ist gerade Ebbe und der sandige Boden des Wattenmeeres ist bretthart. Mit unseren Rädern können wir ohne Probleme die Burgstadt umrunden. Immer wieder halten wir an und kommen aus dem Staunen nicht heraus. Hier draußen in der Bucht, in einiger Entfernung zur Küste, bietet sich uns ein unglaubliches Panorama. Schon im Mittelalter ist das Bauensemble als »La Merveille«, als Wunder bezeichnet worden. Trutzig umschließt die mächtige Wallmauer mit Toren und Türmen das Städtchen, das sich, auf Felsen errichtet, im Treibsand erhebt. Und darüber thront das Kloster mit der Abteikirche, auf deren Spitze die Figur des Erzengels Michael in den Himmel ragt. Der gewaltige Klosterberg lässt uns gar nicht mehr los, doch bei einsetzender Flut müssen wir zum Festland zurückkehren. Wir stehen vor dem berühmten Mont-Saint-Michel, dem wohl bedeutendsten maritimen Kulturerbe an der Nordküste Frankreichs. Zusammen mit der umgebenden Bucht gehört er zum UNESCO-Weltkulturerbe. Der Granit zum Bau der Abtei im normannischen Baustil und der Wallanlagen wurde einst im nahegelegenen Archipel der Chausey-Inseln gebrochen.
Die Geschichte der Abtei reicht bis zum Anfang des 8. Jahrhunderts zurück. Rasch wurde der Klosterberg zu einer bedeutenden Wallfahrtsstätte. Im 10. Jahrhundert ließ sich dort der Benediktinerorden nieder, während sich darunter ein kleines Dorf entwickelte. In alten Berichten ist zu lesen, die Abtei sei den Wallfahrern des Mittelalters wie das Himmlische Jerusalem auf Erden erschienen. Als Verteidigungsanlage ausgebaut, hielt sie allen Angriffen der Engländer im Hundertjährigen Krieg statt. So wurde die Trutzburg auch zu einem Symbol der nationalen Identität der Franzosen. Nach der Französischen Revolution von 1789 und der Auflösung des Klosters wird die Anlage als Gefängnis genutzt. Bis in die 1960er-Jahre lebten Benediktinermönche im Kloster, seit 2001 Ordensleute der Gemeinschaft von Jerusalem. Heute wird der Mont-Saint-Michel jährlich von Millionen Touristen besucht, darunter mancher Pilger, der auf dem hiesigen Jakobsweg unterwegs ist. Dem Besuch des »Berges« hatten wir schon entgegengefiebert; er ist die Krönung all der kulturellen Sehenswürdigkeiten auf unserer Radtour entlang des Ärmelkanals. Gestartet sind wir im weiter westlich gelegenen Städtchen Roscoff, das übrigens nicht nur Ausgangspunkt des Vélomaritime ist, sondern auch des Richtung Süden verlaufenden Fernradwegs Vélodyssée.
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