Der Kraichradweg folgt dem Kraichbach von seiner Quelle in der Enzkreis-Ortschaft Sternenfels durch die Hügellandschaft des Kraichgaus und die Oberrheinische Tiefebene bis zu seiner Mündung in den Altrhein bei Ketsch. Unterwegs erfreut man sich am Grün aus Weinbergen, Obstwiesen und Wäldern ebenso wie an hübschen Fachwerk- und Natursteinbauten geschichtsträchtiger Ortschaften.
Radeln entlang der Kraich – durch die Badische Toskana bis zum Rhein, so lautet der Slogan auf einem Flyer zum Kraichradweg. Für uns ist das eine Einladung, Rennräder und Gravelbikes für eine Wochenendtour zu satteln, um dem Kraichbach auf seinem 65 Kilometer langen Lauf bis in die Oberrheinische Tiefebene zu folgen. Eines vorweg: Es muss nicht unbedingt das Rennrad sein. Gerade auf den ersten Kilometern des Kraichradweges fährt man mit einem Tourenrad unter Umständen besser. Denn dort ist der Weg für Räder mit allzu schmalen Reifen wegen teils steilen Passagen auf naturnahen Wald- und Schotterwegen nicht optimal, ansonsten aber ist der Kraichradweg auch mit schmalen Reifen das reinste Vergnügen. Der Kraichbach entspringt in 300 Metern Höhe in Sternenfels. Die knapp 3.000 Einwohner zählende Gemeinde liegt zwischen der Hügellandschaft des Kraichgaus und dem bewaldeten Höhenzug Stromberg inmitten des Naturparks Stromberg-Heuchelberg. Auf dem Schlossberg von Sternenfels thront der weithin sichtbare Wasser- und Aussichtsturm der Gemeinde, der im Stile eines Bergfrieds errichtet wurde. Wer möchte, kann ab Mühlacker im Enztal mit einem Shuttlebus zum Startpunkt des Kraichradweges gelangen. Wir wählen die Anfahrt per Fahrrad ab Vaihingen-Enz. Unterwegs lohnt es sich, einen Abstecher zum Kloster Maulbronn zu machen. Die mittelalterliche Klosteranlage der Zisterzienser, die als die am besten erhaltene nördlich der Alpen gilt, gehört seit 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Dass die Anlage mit zahlreichen Wirtschaftsgebäuden, Gärten und einem ausgetüftelten Gewässersystem seit der Gründung im Jahr 1148 über Jahrhunderte gewachsen ist, hat auch mit dem Vorkommen des Maulbronner Sandsteins zu tun. Und nicht nur die Klosterbauten sind aus dem lebendig gemusterten gelben und roten Maulbronner Sandstein erbaut. Einige der einst von den Mönchen erschlossenen Steinbrüche sind bis heute in Betrieb. So sieht man in der gesamten Region viele Wohngebäude, Brunnen, Sockel und Treppen aus Maulbronner Schilfsandstein. Die charakteristische Maserung des Sedimentgesteins ist vor rund 250.000 Jahren durch Ablagerung in einem warmen Meer in Abhängigkeit der Strömung entstanden.
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