Der Pfälzerwald und die sich südlich anschließenden Vogesen bieten Radfahrern neben Wald, Wein und Geschichte vor allem eines: Höhenmeter en masse. Der Autor und Fotograf Christian Martischius war mit dem
E-Cargobike auf den Spuren der Tour de France unterwegs.
»Allez, allez!« ruft mir schmunzelnd in bester Tour de France-Manier ein sonnengebräunter Franzose zu, während er lässig mit knallbunter Lycra-Montur und Carbon-Rennmaschine für ein Gipfel-Foto posiert. Ich überlege kurz, ob ich nicht doch in den Boost-Modus schalten und die letzten Meter bis zur Passhöhe mit meinem E-Lastenrad im Sturm nehmen soll, entscheide mich aber dagegen.
Schließlich gibt es heute kein gepunktetes Bergtrikot zu gewinnen, und obwohl ich schon gut tausend Höhenmeter in den Beinen habe, trennen mich noch immer mehr als 70 Kilometer und weitere 800 Höhenmeter von meinem angepeilten Etappenziel. So beschränke ich mich auf ein kurzes Daumenhoch, während ich zur Passhöhe des Grand Ballon hochstrampele.
Doch von vorne: Ursprünglich sollte es eigentlich ganz woanders hingehen. Mit dem Rennrad durch die Alpen oder mit dem Mountainbike an den Gardasee waren die Favoriten. Doch dann kommt mir unser neuester Familienzuwachs, das »Mundo« dazwischen. Eigentlich zum umweltfreundlichen Kinder-Shutteln und für die täglichen Erledigungen angeschafft, liegt die Idee nahe, den Longtail-Klassiker von Yuba Bicycles auf seine Reisetauglichkeit zu testen. Und das, ganz im Sinne der Nachhaltigkeit, direkt von der Haustür aus.
Start- und Zielpunkt stehen also fest: Das nahe gelegene rheinland-pfälzische Neustadt an der Weinstraße. Umgeben von Weinbergen und direkt am Pfälzerwald, dem größten zusammenhängenden Waldgebiet Deutschlands, ist es der perfekte Ausgangspunkt für Radtouren jeglicher Couleur. Auf der Karte stechen mir dann bei der Suche nach einer möglichst spannenden Route direkt die nochmals höheren Vogesen im nahegelegenen Frankreich ins Auge. Sie bilden die geologische Fortführung des Pfälzerwaldes nach Süden und versprechen mit Passhöhen jenseits der tausend Meter noch einiges mehr an Herausforderung. So ist die Entscheidung schnell gefallen und ruckzuck eine Route am Computer zusammengeklickt. Doch die finale Auflistung der Tourdaten lässt mich erst einmal schlucken: Mehr als 650 Kilometer und 9.000 Höhenmeter in einer Woche – das wird nicht ohne!
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