Auf dem Fränkischen Rotweinwanderweg ist Entschleunigung vorprogrammiert. Der einzige Kalender, in den sich ein Blick zu werfen lohnt, ist der »Häckerkalender«, der im Hosentaschenformat über die Heckenwirtschaften auf dem Weg informiert.

TEXT / BILDER: HENNING HEILMANN/ © Churfranken e.V.

»Am Abgrund ist die Aussicht am schönsten«, erklärt Klaus Giegerich bei unserem Wein-Picknick im bezaubernden Pitztal. Nein, wir befinden uns nicht unterhalb des Gletschers, sondern auf dem Fränkischen Rotweinwanderweg im romantischen Churfranken. Das Pitztal ist ein winziges Nebental des Mains, wo die Zeit stehengeblieben zu sein scheint.

Mit dem Abgrund sind auch keine steil abfallenden Dreitausender gemeint, noch nicht einmal die berühmten Terrassensteillagen des Weinbaus im Maintal, sondern ein Leitbild des Winzers, kein Wein nach Schema F zu erzeugen, sondern an Grenzen zu gehen, neue Rebsorten auszuprobieren und die Weinlese auch einmal bewusst hinauszuzögern.

WEIN ZUR HERZHAFTEN JAUSE
Wir wandern auf der zweiten Etappe des Fränkischen Rotweinwanderwegs, auf einem Feldweg umgeben von Wäldern und Wiesen, der einen versteckten Weinberg passiert, in dem sich Klausʼ Weinberghütte verbirgt. Auf nährstoffreichem Lössboden gedeihen hier in hervorragender Lage seine ausgewählten Rebsorten. Der ausgezeichnete Wein entfaltet seine Aromen zu einer herzhaften Jause mit Wurstplatte und fränkischem Kochkäse. Genussvoller hätte unsere Einstimmung auf Churfranken kaum ausfallen können.

»Leben Sie langsam«, lautet das dazu passende Motto der Genussregion Churfranken, durch deren beste Weinlagen entlang des Mains sich der Fränkische Rotweinwanderweg schlängelt. Langsam wie die Weinbergschnecke geht es dabei von einer zur anderen »Häcke«, wo die heimischen Winzer den Wanderern ihre besten Weine ausschenken.