Asturien ist ein einziges Gravelbike-Paradies. Besonders die Küste lockt mit Touren auf perfekten Schotterpisten, entlang steiler Felsküsten und zu Sandstränden, die zu Badestopps einladen. Die Region, die sich selbst zu Recht den Titel »Paraíso Natural«, »Naturparadies«, verliehen hat, bietet Radtouren für jeden Geschmack und auf jedem Schwierigkeitsniveau.
Bevor es losgeht, stecken wir bereits fest: In bunte Tracht gekleidete Menschen strömen aus einer Kirche auf die engen Gassen. Sie tragen Körbe mit Blumen, die Frauen Häubchen, die Männer schwarze Spitzhüte. Nueva heißt der Ort, in dem wir uns mit Xurde Llanes Monte, einem lokalen Fahrradguide, treffen wollen. Und in Nueva wird gerade die Fiesta del Santo Cristo del Amparo begangen. Eine Kapelle spielt unter einer Art Maibaum, während eine Christusfigur auf einem Blumenbett durch den pittoresken Ort getragen wird.
Wir verlassen eilig den Ort, bevor die Menschenmassen die Straßen endgültig verstopfen und erreichen in kürzester Zeit schon die Küste und einen ersten kleinen Strand, genannt Cuevas de Mar, der eingebettet ist in eine felsige Bucht. Wie der Name »Cuevas«, »Höhlen«, schon andeutet, hat das Meer hier im Lauf der Jahrtausende zahlreiche eindrucksvolle Höhlen in die Steilwände gegraben. Ein erster Fotostopp ist ein Muss. Am Ende des langen Strandes, der gleichzeitig die Mündung eines mäandernden Flusses ist, erhebt sich ein natürliches Felsentor und lädt dazu ein, hindurch zu schwimmen. Doch dafür haben wir keine Zeit, denn wir haben noch fast 40 Kilometer an Strecke vor uns.
Wir werden in der Folge kaum vorankommen, denn ständig eröffnen sich neue Ausblicke auf die Küste, auf kleine Strände, steile Felsen, die sich schroff aus dem Meer erheben und natürlich immer auf den hier meist wilden Atlantik. Die Kamera bleibt immer griffbereit, denn hinter jeder Kurve kann sich schon das nächste Traummotiv verbergen. Xurde lässt außerdem kaum einen Abstecher hinab zu einem noch schöneren und immer noch schöneren Strand aus.
An einer Stelle hält Xurde an einer Pferdeweide an. Die anmutigen Tiere sind wie für das Foto platziert, nämlich direkt vor der steil abbrechenden Felsküste und einigen wie Raubtierzähne aus dem Meer ragenden Felsenzinnen. Nach einem kurzen Plausch mit dem Pferdebauern queren wir dessen Zaun und steigen nahezu weglos auf. Xurde möchte uns einen besonderen Platz zeigen, der sich durch seinen Geruch ankündigt. In einer tiefen Felsspalte, in die Treppen hinabführen, hat man eine große Menge an speziellen Algen zum Fermentieren gelagert. »Diese werden später weltweit vor allem an die Schönheitsindustrie verkauft«, erklärt Xurde. Schon beim Blick in die Spalte, an deren Rand kleine Kräne zum Heben und Wenden der Algen stehen, wird einem schwindelig wegen der Tiefe, aber auch wegen des Geruchs.