Stolz thront der Löwe von Lindau. Zusammen mit dem gegenüberliegenden Leuchtturm bildet er die Begrenzung der von Touristen gesäumten Hafenmole an der Lindauer Insel. Gähnt er? Das Echo vom Königssee ist wirklich ein besonderes Ereignis mit beeindruckendem Nachhall. Dazwischen liegen 455 Kilometer Radweg: der Bodensee-Königssee-Radweg.
Kaum haben wir den Bodensee hinter uns gelassen, schleicht sich das Allgäu fast unmerklich unter die Reifen. Zwischen sanften Hügeln und weiten Weiden verläuft in harmonischem Schwung die meist einspurige Fahrstraße. Für die akustische Untermalung bimmeln und schmatzen Kühe am Wegesrand. In den kommenden Tagen wird uns der Duft frisch gemähter Wiesen immer wieder über weite Strecken begleiten. Kleine Waldabschnitte dienen der Abkühlung und kurz vor der Badwirtschaft Malleichen graveln wir plötzlich einen schmalen Anstieg empor, als sollten wir uns die erste Halbe auch wirklich verdienen. »Sind diese ersten 40 Kilometer vielleicht eine Art einführende Zusammenfassung, die schon mal andeutet, wie die ganze Strecke am Ende sein wird?«, rufe ich Markus zu und sollte damit schließlich gar nicht so falsch liegen.
Am Nachmittag in Lindau gestartet, dient die erste Etappe dem Warmfahren und Akklimatisieren. Bereits nach knapp 50 Kilometern werden wir in Stiefenhofen übernachten. Vor Stiefenhofen zeigt sich uns der »BoKö«, wie wir ihn mit gespitzten Lippen vornehm bezeichnen, erstmals von einer anspruchsvollen Seite. Zwei unmittelbar hintereinander liegende Anstiege, für die ich gerne aus dem Sattel gehe. Alles in allem jedoch verteilen sich die etwa viereinhalbtausend Höhenmeter recht ausgeglichen auf die Gesamtstrecke, die einer harmonisch angelegten Berg- und Talbahn gleichkommt.