Champagner sind weltweit berühmt und für viele Menschen der Inbegriff von feinem Genuss. Doch obwohl man auf einer Reise durch die Champagne so einige elegante Anwesen sieht, kann die Region sehr bodenständig sein. Auch mit einem Campervan ist man dort richtig – und lernt: Camping und Luxus müssen sich nicht ausschließen.
Auf diesen Moment haben wir gewartet, nun ist es endlich so weit. Der Van ist auf dem Campingplatz in Épernay geparkt. Der Tisch und die Stühle sind davor so aufgebaut, dass wir die Schwäne und Paddler auf dem schmalen Kanal beobachten können. Am wichtigsten aber: Aus dem Kühlschrank holen wir die Flasche Champagner – sie ist perfekt gekühlt. Kurz darauf ploppt der Korken, der Schaumwein fließt in die Gläser und wir stoßen auf diese ungewöhnliche Reise an. Mit einem Camper sind wir in der Champagne unterwegs und entdecken dabei so manch elegantes Champagnerhaus.
Was für ein Kontrast das sein kann, fällt uns bei unserem ersten Stopp auf. Das Navigationsgerät lotst uns am Vormittag zum Place du Général Gouraud, wo wir mit dem Van plötzlich vor einem schlossähnlichen Anwesen stehen. Am massigen Eisentor ist in goldfarbenen Buchstaben »Pommery« zu lesen, dahinter erstreckt sich ein Garten mit breiter Auffahrt, die wiederum zu dem hellblauen Gut mit verschnörkelten Türmen führt. Wie unglamourös unser Camper gegen diese Eleganz wirkt.
Doch wir überwinden unsere anfängliche Scheu und parken den Van vor dem imposanten Bau. Dann geht es hinein zu einer Führung und hinab in den Untergrund. Dort ist der Keller, in dem die sprudelnden Schätze lagern. Das Wort Keller trifft es allerdings nicht ganz, wie wir merken, nachdem wir die 116 Stufen ins kühle Dunkel hinabgestiegen sind. Denn in den Erdboden wurden zahlreiche Gänge gegraben, die insgesamt 18 Kilometer lang sind – und in denen nun über 20 Millionen Champagner-Flaschen liegen. Was das alles für einen Wert hat …
Gegründet wurde das Haus im 19. Jahrhundert, viele der Kellerräume allerdings sind noch viel älter: Schon vor circa 2.000 Jahren bauten die Römer in der Region Kreide ab und gruben dafür tiefe Schächte in den Boden. Die wurden später mit Gängen miteinander verbunden, so dass das riesige Kellersystem entstand. Bei unserem Rundgang fallen uns die unzähligen Rillen in den Römer-Schächten auf: Sie entstanden, als die Kreide einst mit einfachen Hacken abgebaut wurde. Kein Wunder, dass dieser Champagner-Keller, so wie zahlreiche andere in der Umgebung, mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde.