Dem Alltag davonradeln

Österreichs schönste Radtouren

Die 17 schönsten Radtouren in Österreich führen entlang von Flüssen, zu romantischen Seen und durch verführerisch schöne Weinregionen. Sie bieten eine landschaftliche Vielfalt, die in Europa ihresgleichen sucht.

TEXT: REDAKTION/ Abb.: Burgenland Tourismus/stills & emotions

Zwischen Natur und Kultur

Es ist ein reizvolles Wechselspiel von sanften Hügeln und naturbelassenen Wäldern, von harmonischen Ortsbildern und prachtvollen Bauten. Da gibt es viele Eindrücke, vor allem persönliche, die man im eigenen Tempo erleben kann. Auf den schönsten Radrouten Österreichs erkundet man nicht nur bequem die inspirierende Landschaft und genießt die kulinarischen Köstlichkeiten und Spezialitäten der einzelnen Regionen, sondern lässt auch die europäische Geschichte aufleben. Vor allem an den Ufern der Donau kann man den jahrhundertelangen Austausch der Völker und Kulturen auch heute noch bestaunen, schmecken und fühlen.

Österreich zeigt sich aber auch von seiner modernen und vor allem kulturellen Seite wie in der UNESCO City of Design und zugleich UNESCO-Weltkulturerbe Graz oder in Linz, die mit dem modernen Lentos-Kunstmuseum einen Gegenpol zu den geschichtsträchtigen Sehenswürdigkeiten schafft.


Foto Oberösterreich Tourismus GmbH/Moritz Ablinger

SALZKAMMERGUT-RADWEG

DER KAISERLICHE RADWEG VON SEE ZU SEE
320 bildhübsche Kilometer führen als Rundkurs durch das Salzburger Land, Oberösterreich und die Steiermark. Egal, wo man in die Runde einsteigt – Radfahrer sind sofort mittendrin in einer der schönsten Landschaften im Alpenraum. Und: Die Reise auf den Spuren der Habsburger-Monarchie kann jederzeit durch Schiffs- oder Bahnverbindungen sowie Kreuzungspunkte ergänzt oder abgekürzt werden.

Wer in der Stadt Salzburg vor Mozarts Geburtshaus aufsattelt, hat bestimmt eines im Sinn: Nach den Melodien des Meisters bis an den Wolfgangsee zu tingeln – oder dem ratternden Takt der ehemaligen Ischlerbahn zu folgen. Dabei nimmt man noch heute überwiegend jene beschauliche Bahntrasse, die einst von Salzburg bis nach Bad Ischl führte.

Am Wolfgangsee tut sich dann das Tor zu jener Landschaft auf, die mit mehr als 70 kristallklaren Seen und vielerorts einfach zu erreichenden Berggipfeln diese Runde so besonders macht. Hier können sich Radfahrer entscheiden, ob sie nicht kurzerhand auf eines der Linienschiffe wie jenes nach Sankt Wolfgang umsteigen wollen oder mit Seil- und Bergbahn schnell die Gipfel des Zwölferhorns oder des Schafbergs erklimmen. Die Einkehr ins »Weiße Rössl« wirkt wie eine Zeitreise mitten in eine Operette, und ein Ausflug in die Berge wirkt Wunder, wenn man sich kurz erholen will.

Mit Bad Ischl – Europäische Kulturhauptstadt 2024 – ist in mehrfacher Hinsicht ein Knotenpunkt erreicht: Hier laufen alle Fäden von Kaiserin Elisabeths Passion für die Sommerfrische zusammen, die man in ihrem ehemaligen Teehaus oder in der Kaiservilla bis heute nachvollziehen kann. Hier können Radfahrer an den Ufern der Traun einmal tief durchatmen – wohl am genussvollsten bei einer Mehlspeise im Grand-Café Zauner, der ehemaligen k.u.k-Hofkonditorei. Von Bad Ischl geht es in Richtung Steirisches Salzkammergut, der Heimat der Tracht und – kulinarisch gesehen – des Saiblings.

Keine Frage, dass der weitere Weg in alpinere Gefilde bis nach Trautenfels im Ennstal ein äußerst lohnender ist. Unterwegs liegen die UNESCO-Welterbestätte Hallstatt mit dem ältesten Salzbergwerk der Welt, gigantische Eishöhlen im Dachsteinmassiv und auf steirischer Seite Bad Aussee am Rande mystischer Gewässer wie dem Altausseer- oder dem Grundlsee und die Kulm-Skiflug-Schanze. Und der Weg zurück nach Oberösterreich kann auch bequem mit der Bahn erfolgen. Ein Zustieg ist von Stainach-Irdning bis Bad Aussee jederzeit möglich. Wer dagegen ab Bad Ischl die kürzere Variante bevorzugt, dem steht am Traunsee von Gmunden aus gleich die vergnügliche Fahrt mit dem ältesten kohle-befeuerten Raddampfer der Welt bevor oder bald darauf mit dem Attersee, Mondsee oder einem der Seen im Salzburger Seenland ein Eldorado für den Badeurlaub.

biken.salzkammergut.at


Abb.: Niederösterreich Werbung/Franziska Consolati

TRAISENTAL-RADWEG

DER PILGER- UND FAMILIENRADWEG
Auf den 111 Kilometern zwischen Traismauer und dem Pilgerort Mariazell untermalt das Plätschern der Traisen einen Wechsel der Landschaft von der Donauebene bis in die alpinen Bereiche des Mostviertels. Eine Reise von mild zu wild, die von regionalen Köstlichkeiten begleitet wird. Egal von welcher Richtung man es angeht: Es ist eine genussvolle Angelegenheit, der Traisen zu folgen.

Architektonisch liegt mit dem Stift Lilienfeld ein einzigartiges Zisterzienserstift auf der Route, das Stift Herzogenburg begeistert mit seinem imposanten Erscheinungsbild. Die Basilika Mariazell ist mit ihrem Mix aus zwei Barocktürmen und dem gotischem Mittelturm eine bauliche Besonderheit. Die Fahrt durch die Berge des Alpenvorlands wirkt wie eine Pilgerreise zur Natur. Wer von Kernhof startet und flussabwärts radelt, macht die Tour familientauglich.

traisentalradweg.at


Abb.: © Kärnten Werbung, Sam Strauss

ALPE ADRIA RADWEG

IDYLLISCHE ORTE UND IMPOSANTE NATURLANDSCHAFTEN
Rund eine Woche sind Radler unterwegs, wenn sie die 410 Kilometer von Salzburg nach Grado in Angriff nehmen. Im Salzburger Land, in Kärnten und in Friaul-Julisch-Venetien erleben sie alpine Landschaften und viele Sehenswürdigkeiten. Als Wegbereiter dienen mehr als 20 Tunnel, die eine Alpenüberquerung zu einem Unterfangen mit überschaubarem Kräfteaufwand machen.

Beeindruckend gelingt beispielsweise das durch den Klammstein-Radtunnel im Gasteinertal. Der Eisenbahn-Tauerntunnel zwischen Böckstein und Mallnitz muss modernisiert und saniert werden und ist daher von 18. November 2024 bis 4. Juli 2025 gesperrt. Aktuelle Infos zum Radshuttle und zur Alternativstrecke gibt es auf der Homepage des Alpe Adria Radwegs.

Im Salzburger Land folgt die Route bestehenden Radwegen entlang der Salzach und der Gasteiner Ache, in Kärnten entlang der Möll, Drau und Gail bis an die Grenze. Auf italienischer Seite geht es häufig über stillgelegte Bahnstrecken bis zum Adriatischen Meer.

alpe-adria-radweg.com


Abb.: CM Visuals

DONAURADWEG

EUROPAS BERÜHMTESTER FERNRADWEG
Auf den knapp 400 Kilometern von Passau nach Bratislava kann man einer viel besungenen Legende wie der Donau näherkommen. Vorausgesetzt man folgt ihr in angemessenem Tempo. Die alten Treppelwege am Wasser, die ursprünglich für Pferde angelegt und später zu hervorragenden Radwegen ausgebaut wurden, sind dafür wie geschaffen.

Bereits am Start in der Drei-Flüsse-Stadt Passau wird klar, welch kulturelle und natürliche Reichtümer dieser Strom miteinander verknüpft. Durch ein Durchbruchstal mit reicher Fauna und Flora muss sich der mächtige Strom danach zwängen, und an der Schlögener Schlinge ändert er gleich zweimal die Richtung. Der sagenumwobene Strudengau ist mit seinen malerischen Schluchten nicht nur landschaftlich ein Juwel, auch kulturell gibt er mit traumhaften Burgen und Schlössern einiges her. In der Wachau begleitet die Donau eine wildromantische Szenerie mit terrassierten Weinhängen. Nirgendwo sonst ist es so einfach und lohnend, mit Fähren aufs Südufer umzusetzen, um einen Blick aus einer anderen Perspektive auf die Wachau zu werfen.
Bei aller Verbundenheit zur Vergangenheit – die Donau passiert mit Enns und Eferding zwei der ältesten Städte Österreichs und barocke Juwele wie das Zisterzienserstift Wilhering, das für seine Klosterliköre und Biere bekannte Stift Engelszell oder Stift Melk – begleitet dieser Strom auch die aufregende Gegenwart.

Engelhartszell etwa zeigt mit dem neuen Schütz Art Museum hochkarätige Werke von der klassischen Moderne bis zur internationalen Gegenwartskunst. Linz, UNESCO City of Media Arts, setzt am Flussufer moderne Akzente wie das Lentos Kunstmuseum oder das Ars Electronica Center. Auch Krems ist ein dynamischer Ausstellungsort für die Kunstszene. Klar, lässt sich der Donauradweg auch als Welterbe-Route sehen, weil er viele geschichtsträchtige Orte verbindet, darunter das Weltkulturerbe »Römischer Donaulimes« und die Weltkulturerbe-Region Wachau. Doch der Donauradweg verknüpft auch jene Hauptstädte Europas, die einander am nächsten liegen – Wien und Bratislava – mit dem Nationalpark Donau-Auen, der größten intakten Aulandschaft Mitteleuropas.

Wer etwas für urbanes Leben übrig hat, wird da wie dort glücklich: In Wien durch die Mischung aus Musealität und lässigem Lifestyle und in Bratislava durch eine herausgeputzte Altstadt, in der noch jede Menge nostalgische Momente zu erleben sind. Fast scheint es, als könne sich die Donau nie so recht entscheiden: Will sie durch die Kulturdenkmäler verzaubern oder durch Naturschönheiten? Aber warum Entscheidungen treffen, wenn man beides haben kann.

donau-oesterreich.at/donauradweg


Abb.: Wienerwald Tourismus GmbH/Raimo Rumpler

EUROVELO 9

DURCH DAS HERZ EUROPAS
Der 434 Kilometer lange Radweg EuroVelo 9 von Breclav an der österreichisch-tschechischen Grenze nach Maribor gehört zu den abwechslungsreichsten länderübergreifenden Strecken. Der Startpunkt ist über den Railjet Berlin-Prag-Graz an die Bahn angebunden. Vorbei an zauberhaften Kellergassen rollt man in Niederösterreich durch sanftes Land und kann jederzeit einen Heurigen besuchen. Doch da ist noch etwas, das die Regionen entlang dieser Strecke verbindet: Wasser und Wärme. Bereits nach Wien können sich Radfahrer überlegen, ob sie ihren müden Gliedern nicht in einer der Thermen ein wenig Entspannung gönnen.

Weiter südlich im von Friedensreich Hundertwasser entworfenen Rogner Bad Blumau und im gesamten Thermen- und Vulkanland bietet sich noch mehrmals die Gelegenheit dazu – von Wien bis Bad Radkersburg ist die Routenführung immerhin ident mit dem Thermenradweg. Danach geht es noch durch den UNESCO-Biosphärenpark entlang der Mur Richtung Slowenien, wo alsbald Maribor erreicht ist und man auf den Drauradweg trifft.

eurovelo.at


Abb.: Tirol Werbung/Frank Bauer

VIA CLAUDIA AUGUSTA

ÜBER DIE ALPEN
Auf asphaltierten oder geschotterten Radwegen und ruhigen Nebenstraßen geht es von der bayerischen Donau bis an die Obere Adria in Italien. Die abwechslungsreiche Route auf den Spuren der ersten transeuropäischen Straße über die Alpen, die Kaiser Claudius errichten ließ, gilt als leichtester Alpenübergang für Tourenradfahrer.

Optional stehen Shuttles über die Pässe zur Verfügung, auch von Venedig oder Verona kommt man damit komfortabel zurück zum Ausgangspunkt. Nicht umsonst ist die Via Claudia Augusta die beliebteste grenzüberschreitende Radroute der Deutschen: Alle paar Kilometer wechselt die Landschaft, ganz bewusst führt die Route immer wieder durch malerische Dörfer und quirlige Städte. Auch die Wirte entlang des Wegs bieten Historisches: Gerichte, wie man sie zur Zeit der Römer gegessen haben könnte.

viaclaudia.org


Abb.: STG/Pixelmakern

MURRADWEG

VON DEN TAUERN BIS INS WEINLAND
453 Kilometer, auf denen es nahezu nur bergab geht? Dieser Wunsch vieler Radfahrer wird auf dem Murradweg zwischen Muhr im Lungau und dem kroatischen Legrad Wirklichkeit. Und es kommt nicht allzu oft vor, dass ein Fernradweg mit einem Highlight wie einem Almbesuch – auf der Sticklerhütte unweit des Murursprungs – beginnt. Gut gestärkt mit regionaler Kulinarik von der Alm kann es dann losgehen durch den Lungau, wo einen die Mur noch als fröhlich plätscherndes Bächlein begleitet.

Schon bald werden die vielen Heuhütten entlang des Wegs von ehrwürdigen alten Gemäuern abgelöst, die in Städten wie Murau, Bruck an der Mur oder Frohnleiten überraschen. Der seit dem Mittelalter lebendigen Bierbrautradition sind in Murau und in Leoben höchst interessante Museen gewidmet, und in Frohnleiten führt mit der »Straße der Archäologie« ein spannender Weg zurück in die Römerzeit. Doch immer wieder schafft es die Natur, der Kultur Konkurrenz zu machen.

Schon der Weg zur Lurgrotte führt durch hohe Steilwände und lässt erahnen, welch natürliches Wunder einen erwartet: In der größten aktiven Wasserhöhle Österreichs findet man einen gigantischen Karst-Dom, der von Menschenhand geschaffenen Sakralbauten locker das Wasser reichen kann. Gleich danach faszinieren das Freilichtmuseum Stübing oder die sehenswerte Bibliothek im Stift Rein, dem ältesten Zisterzienserkloster der Welt.

Mit Graz, UNESCO-Welterbe und City of Design, ist ein Etappenziel erreicht, das dem Charakter des beschaulichen Murradwegs gerecht werden kann: Die Stadt ist gerade groß genug, um eine beachtliche Kulturszene und Gastronomie hervorgebracht zu haben, aber eben auch klein genug, um dort das südliche Flair genießen zu können. Apropos Genuss: Es ist auch niemandem zu verdenken, der sich danach für die vielen Buschenschenken und Kernölmühlen der Südsteiermark Zeit nimmt. Im »Genussregal«, einer permanenten Ausstellung für steirischen Wein und Kulinarik in Vogau, am Beginn der Südsteirischen Weinstraße, können das eilige Radfahrer aber auch in kompakter Form tun: Hier warten 2.500 steirische Produkte von gut 250 Produzenten darauf, verkostet zu werden.

Auf den folgenden Kilometern bis Legrad führen noch zwei lohnende Tagesetappen durch den UNESCO-Biosphärenpark Murauen mit dem imposanten Murturm bei Gosdorf in die historische Kleinstadt Bad Radkersburg mit ihrer Parktherme und in Slowenien zu weiteren Thermalquellen sowie am Ziel zum idyllischen Zusammenfluss der Mur und der Drau.

murradweg.com


Abb.: oberbayern.de/Peter von Felbert

MÜNCHEN-VENEZIA

MIT DEM RAD VOM WEISSBIER ZUM PROSECCO
Entlang des Fernradweges münchen-venezia ist man in fünf unterschiedlichen Erlebniswelten unterwegs. Im ersten der charakteristischen Erlebnis-Abschnitte ist das Element Wasser ständiger Begleiter. In der bayerischen Metropole München locken die Stadtstrände direkt an der wilden Isar. An den beiden Strecken-Varianten westlich und östlich des Flusses erreicht man den malerisch gelegenen Tegernsee, den Sylvensteinspeicher und das Tiroler Meer, den Achensee. Die weitere Route am Achensee führt direkt am östlichen Ufer entlang. Der Naturpark Karwendel wartet mit 350 Quellen. In der »Schatzkiste Tirols« erlebt man die Tiroler Bergbautradition bis hin zu zahlreichen Kultur- und Naturschätzen. Dabei geht es von Jenbach im Inntal aus über Schwaz, Hall-Wattens und Innsbruck hinauf ins Tiroler Wipptal.

Zu den Höhepunkten gehören etwa die Fahrt in der Schmalspurbahn ins Zillertal, ein Besuch der Swarovski-Kristallwelten und der Münze Hall oder der Ausflug in die Wolfsklamm.

In der nächsten Erlebniswelt verschmilzt das alpine mit dem mediterranen Lebensgefühl: Fährt man über den Brenner nach Südtirol wird der Charme des mediterranen Südens in den Städten Sterzing oder Brixen gleich spürbar. Weiter geht es durch das saftig grüne Pustertal. Entlang dieser Route kann die alpine Landschaft zwischen Alpenhauptkamm und Dolomiten über die Hauptachse und sieben Seitentäler erfahren werden. Auf dieser Etappe lohnen sich Stopps, um Südtirols kulinarische Spezialitäten und Kultur zu genießen: In Bruneck und am Kronplatz hat Reinhold Messner dem Thema Berg zwei Museen gewidmet, deren Besuch nahezu ein Muss ist.

Weiter geht es in das UNESCO-Weltnaturerbe Dolomiten, wo vor allem die Drei Zinnen faszinieren und zu einem Zwischenstopp einladen. Mit dem Fahrrad geht es etwa über Cortina d’Ampezzo nach Pieve di Cadore, zum Lago di Santa Croce, nach Belluno. Hier genießt man das Weltnaturerbe im Belluneser Nationalpark oder erfrischt sich im Lago di Santa Croce.

Auf dem letzten, eben verlaufenden Abschnitt – »Gärten Venedigs und Art Cities« – durch die venezianische Ebene, tauchen Fahrradfahrer in das Flair der weltberühmten Lagunenstadt und, wer mag, ins Meer bei Jesolo ein. Auf dem Weg dorthin laden Orte wie Vittorio Veneto, Conegliano und Treviso zu Stopps. Die Gärten des Veneto, historische Anlagen samt Villen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, verzaubern die Besucher. Venedig genießt als eine der italienischen »Art Cities in Europe« auch wegen der seit 1895 stattfindenden Biennale einen weltweit einzigartigen Ruf als Kulturstadt.

muenchen-venezia.info


Abb.: Innviertel Tourismus/Hermann Erber

RÖMERRADWEG

MIT DEM FAHRRAD IN DIE ANTIKE
Der Römerradweg ist eine familienfreundliche Route, um in die Welt der Römer einzutauchen. Unterwegs mit der »Römerspuren«-App folgt man den »Zeitzeugen« auf moderne, sehr unterhaltsame Weise. Die App ist zugleich Reiseführer mit innovativem Mobilitätskonzept und kurzweiliger, spielerischer Wissensvermittler.

Die Römer waren viel unterwegs in Europa – auch auf der gut 240 Kilometer langen Strecke zwischen Passau und dem Attersee oder der Stadt Enns, der heute der Römerradweg folgt. Die Tour weist geringe Höhenunterschiede auf und verspricht familienfreundliches Radfahren auf den Spuren der Antike. Im Innviertel geht es los mit einer kinderfreundlichen Inszenierung der Römerzeit. Im Römermuseum Altheim wird sie ebenso anschaulich aufbereitet wie durch informative Römerhelm-Schilder entlang der Route. Die römische Badekultur hatte auch medizinische und wohltuende Aspekte, zu sehen zum Beispiel im Römerbad Villa Weirading in Altheim. Die Thermen im niederbayerischen Bäderdreieck und im Innviertel sorgen bis heute für Erholung.

roemerradweg.info


Abb.: Mostviertel Tourismus/Josef Wittibschlager

YBBSTALRADWEG

DER FLUSSRADWEG DURCHS MOSTVIERTEL
Auf etwas mehr als 100 Kilometern folgt der Ybbstalradweg der Ybbs von ihrem Unterlauf an der Donau bis nach Lunz am See. Zunächst geht es durch das Land der Mostbirnbäume, danach bestimmt die Eisenstraße den starken Charakter der Landschaft. Familien werden sich über die asphaltierten Radwege und den geringen Höhenunterschied freuen.

Auf dem Herzstück der Route zwischen Waidhofen an der Ybbs und Lunz am See pendelte einst der sogenannte Schafkäs-Express. Auf dieser ehemaligen Bahntrasse erwartet nun Radfahrer eine außergewöhnliche Routenführung über alte Aquädukte, beeindruckende Brücken und durch einen Tunnel. Falls es regnet, dienen ehemalige Bahnwärterhäuschen als Unterstand und an heißen Sommertagen bieten Sandbänke entlang des Flusses idyllische Rast- und Badeplätze.

ybbstalradweg.at


Abb.: Kärnten Werbung/Gert Perauer

DRAURADWEG

DURCH DEN SONNIGEN SÜDEN ÖSTERREICHS
Der gut 510 Kilometer lange Drauradweg glänzt mit raffinierter Küche und herrlichen Badeplätzen. Im Südtiroler Toblach geht es los vor der Kulisse eines der markantesten Bergmassive Europas: den Drei Zinnen. Den kleinen Umweg nach Landro im Höhlensteintal werden wohl viele auf sich nehmen, um von dort den perfekten Postkartenblick auf die drei Gipfel zu genießen. Auch danach bleibt die imposante Bergwelt ein stetiger Begleiter der Drau, doch die Optik täuscht: Gerade im ersten Abschnitt müssen kaum Steigungen überwunden werden.

Nach Lienz, wo sich die Drau in ihrem Flussbett ausbreiten kann, sind auch die Möglichkeiten für kurze Abstecher breiter gestreut: So führt etwa eine Abzweigung direkt zu den Ausgrabungen der Römerstadt Aguntum, ein anderer bringt Radfahrer in den idyllischen Osttiroler Ort Nikolsdorf. Überhaupt sind die gewachsenen dörflichen Strukturen, wie sie ein kleines Stück weiter auch im Kärntner Irschen zu bewundern sind, an der Drau omnipräsent.

Die Gailtaler Alpen kündigen an, dass im übertragenen Sinn die Badesaison für Radfahrer eröffnet ist. Ab dem Renaissanceschloss Porcia locken vom Millstätter See über den Ossiacher See, Faaker See und Wörthersee bis hin zum Klopeiner See zahlreiche Möglichkeiten, sich in glasklarem Wasser zu erfrischen. Auch auf muskellockerndes Thermalwasser wie im Warmbad Villach muss niemand verzichten.

Wer der Drau radelnd folgt, wird rasch bemerken, wie flexibel das Rahmenprogramm zu gestalten ist: Zur Burgruine Landskron über dem Ossiacher See zieht es Familien, die dort die Adlerflugschau bestaunen. Auf der Petzen können sportlich Engagierte zum Drüberstreuen einen der spektakulärsten Bike-Trails Europas bezwingen. Doch selbst für gemäßigte Bergfexe gibt es Kompromisse: Etwa die Kanzelbahn, die einen Rundumblick von der Gerlitzen ermöglicht. Im Verlauf der Drau-Auen und auf den Dammwegen im Rosental kommt man einer sanfteren Natur nahe. Genießer werden diese ebenso schätzen wie die Alpe-Adria-Küche. Bevor in Maribor dem ältesten Weinstock der Welt gehuldigt wird, sollte man sich jedenfalls stärken. Denn die Landschaft der letzten Etappen gehört zwar zu den unberührtesten, aber auch zu den hügeligsten.

drauradweg.com


Abb.: Thorsten Brönner

INNRADWEG

VON HOHEN GIPFELN UND SANFTEN HÜGELN
Mit über 500 Kilometern Länge wird die Strecke von Maloja in der Schweiz über Tirol und Oberösterreich bis nach Passau in Bayern ihrem Ruf als Fernradweg mehr als gerecht. Doch folgt man dem Inn vom Ursprung bis zur Mündung, sind nur 1.500 Höhenmeter zu bewältigen. Familientauglich ist diese Route also, vorausgesetzt, der Nachwuchs verfügt über einen langen Atem.

Lokal geprägter Genuss kommt entlang der gesamten Strecke auch nie zu kurz – dafür sorgen die kulinarischen Traditionen von vier Großregionen: Die Schweizer locken ins sgraffito-geschmückte Engadinerhäusern mit regionalen Gerichten wie Plain in Pigna, einer Art Rösti, das über dem offenen Feuer zubereitet wird. Tirols Kulinarik ist geprägt von der Liebe zu den eigenen Produkten aus Landwirtschaft, Gewässern und Wäldern sowie dem besonderen Augenmerk auf authentische Atmosphäre und Architektur – das Auge isst bekanntlich mit. Bayern setzt auf charakterstarke, regionale Produkte: Käse vom Bauern, Wurst vom Dorfmetzger und frische Brezeln vom Bäcker. Und in Oberösterreich erlebt man die kulinarische Vielfalt sowohl beim gemütlichen Wirtshausbesuch, als auch auf einer urigen Hütte oder im exklusiven Haubenrestaurant.

Doch zurück zur Landschaft: Dreitausender, wie sie die Graubündener Bergwelt üppig garnieren, begleiten Radfahrer bis ins Tirolerische hinein. Ab Finstermünz werden die Flussufer des Tiroler Oberlands sanfter und laden über Landeck und Imst bis Innsbruck mehr als einmal an romantischen Plätzen zum Picknicken ein. Hinter der Landeshauptstadt sind es kleinere Städte wie Stans, Schwaz oder Kramsach, die durch ihre gewachsenen Zentren verzaubern.

Überdies gibt es Radwege in die Täler hinein, wie etwa den Ötztal Radweg mit der Apfelmeile Haiming oder den Zillertal Radweg. Zahlreiche weitere Radwege untermauern das Motto: Es lohnt sich, länger zu verweilen!
Nach dem bayerischen Wallfahrtsort Altötting und der Mündung der Salzach in den Inn beginnt der oberösterreichische Abschnitt der Route. Schon kurz nach der Stadt Braunau mit ihrer bemerkenswerten Altstadt erreicht man das Europareservat Unterer Inn, ein 55 Kilometer langes Naturschutzgebiet mit intakter Au-Vegetation.

Über das barocke Obernberg mit seinem hübschen Marktplatz, das Augustiner Chorherrenstift Reichers-berg und Schärding gelangt man zum Endpunkt der Tour. Übrigens: Der Innradweg ist ab der Grenze Österreich-Bayern auf weiten Strecken beidseitig ausgebaut und kann auf beiden Uferseiten befahren werden. Ein Wechsel zwischen beiden Seiten ist vielfach möglich.

innradweg.com


Abb.: Steiermark Tourismus/Tom Lamm

Fahrradfreundliche ÜBERNACHTUNGSBETRIEBE

GASTGEBER FÜR DIE TOUREN
Der fahrradfreundlichen Gastlich-keit haben sich die mehr als 700 mit dem Gütesiegel »ADFC Bett+Bike« ausgezeichneten Betriebe verschrieben. Diese zertifizierten Bett+Bike-Gastgeber befinden sich direkt an oder in unmittelbarer Nähe zu den 17 »Radtouren in Österreich«-Radwegen und bieten Radurlaubern viele Vorteile. Somit steht einem angenehmen und vor allem stressfreien Radurlaub in und durch Österreich nichts im Wege. Mehr Informationen zu den fahrradfreundlichen Übernachtungsbetrieben unter radtouren.at/radgastgeber.

Den Beitrag lesen Sie auch in der Ausgabe 5/2024 des Bike&Travel Magazins.
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Für Jeden Anspruch etwas dabei

»Egal, ob mit Gravelbike, Mountainbike oder E-Bike, genießen wird man die Gravel Austria auf jeden Fall«, stellt Sebastian fest. Oberösterreich ist mit vielen Trails und losem Untergrund möglicherweise eher für Mountainbikes geeignet. Die Strecke durch Tirol kann hingegen größtenteils sogar mit dem Rennrad befahren werden, während die Strecke in Niederösterreich rund 35 Prozent, in Vorarlberg rund 30 Prozent Gravelanteil hat. Auch Felix war durch Niederösterreich auf einem Gravelbike mit etwas breiteren Reifen und einer Federgabel unterwegs. Technisch sei es so gut fahrbar gewesen. »Wenig Straße, viele Feldwege, tolle Landschaft«, fasst Felix zusammen.

 

Kathrin, eine Outdoor-Bloggerin, die in den Niederlanden lebt, fuhr wiederum auf einem Reiserad mit Gravellenker von Ost nach West durch Tirol. Auch sie bestätigt: Österreich ist total auf Fahrradfahrer eingestellt. »Die Infrastruktur in den Kitzbühler Alpen und im Inntal ist hervorragend. Ich musste wenig vorplanen und habe immer spontan eine Unterkunft gefunden«, weiß sie zu berichten. Die Unterkünfte, die sie angesteuert hatte, verfügten über Werkstätten und Ski- bzw. Fahrradkeller. Da die Grenze nach Tirol auf einem Bergpass liegt, ist Kathrin in Zell am See im Salzburger Land gestartet. »Aus den 3.000 Kilometern Gesamtroute kann man sich diejenigen Abschnitte heraussuchen, die am besten auf die Kondition passen«, lobt sie. Aber auch die Jahreszeit und das Wetter können den individuellen Zuschnitt der Strecke beeinflussen.

Im Inntal kann es zum Beispiel sehr heiß werden. Der höchste Punkt der Strecke durch Tirol liegt um die 1.300 Meter und ist oft schon im frühen Herbst und bis Anfang des Sommers schneebedeckt. »Man lernt so unglaublich viel über das Land«, resümiert Kathrin. Sie war besonders beeindruckt vom schicken Ambiente in Kitzbühel. Die Essenz der Radtour durch Österreich war für sie, »dass man einfach in der Früh aufwachen und ohne viel zu planen losfahren kann und dabei weiß, dass man am Abend eine tolles Hotel finden wird und nicht in einer Sackgasse landet.«

Gutes Essen, tolle Landschaften, tolle Menschen und unendlicher Schotterspaß: Österreich ist wie geschaffen für das Graveln und die Gravel Austria die einzigartige Möglichkeit, das ganze Land auf zwei Rädern zu erleben.

Von See zu See durchs Salzburger Land

Im Folgejahr führte die Gravel-Route Sebastian durchs imposanten Salzburger Land von See zu See und von Wasserfall zu Wasserfall. Die Gravel Austria führt auf ihrem Rundkurs, der grob die Grenzen des Landes nachzeichnet, gleich zwei Mal durch das österreichische Bundesland. Sebastian fuhr von Saalbach zum Salzkammergut mit Auftakt auf einem aussichtsreichen Höhenweg. Flowig wurde es auf dem Asitztrail in Leogang. Später wartete nach jedem Anstieg ein Postkartenmotiv: Die Mandlwände am Hochkönig, die imposante Dachstein-Südwand, die Serpentinen der alten Postalmstraße im Tennengau sowie der Wolfgangsee und Fuschlsee.

Der südliche, rund 90 Kilometer lange Abschnitt, führt vom Großglockner nach Mittersill und dort zum Abschluss über den Pass Thurn insgesamt rund 900 Höhenmeter bergauf. Startet man die Gravel Austria im Nordwesten, am Bodensee, und fährt von West nach Ost, dann ist die Südvariante der Rückweg.
Im Anschluss an das Salzburger Land radelte Sebastian gleich weitere 450 Kilometer und mehr als 8.000 Höhenmeter durch Oberösterreich. Die Strecke, deren Gravelanteil knapp 30 Prozent beträgt und die sonst über asphaltierte Wege und Straßen verläuft, hat kaum einen ebenen Kilometer aufzuweisen. Lediglich entlang einer der vielen schönen Seen oder Flüsse kann man kurzzeitig durchatmen. Unbestrittene Höhepunkte sind der Mondsee im ersten Abschnitt der Tour sowie die Kulturhauptstadt 2024, Bad Ischl, die im letzten Drittel auf einem Abstecher erreichbar ist. Zwischendrin geht es auf einer Schleife durch das Innere Salzkammergut mit der Flussregion Traun, den Kalkalpen und seinen unzähligen kleineren und größeren Seen.

Das Innviertel, das man auf der Gravel Austria ebenfalls durchfährt, wirbt für sich mit der größten Dichte an Brauereien in Österreich. Durst hat man beim Auf und Ab in der hügeligen Landschaft definitiv immer. Besonders idyllisch ist auch der Abschnitt durch das Mühlviertler Granitland. Der abwechslungsreiche Wegemix durch den Böhmerwald verläuft zunächst an der österreichisch-tschechischen Grenze entlang und macht sogar einen kleinen Schlenker nach Tschechien. Mit der Überquerung der höchsten Passstraße Österreichs, dem Koblpass, schafft man den Sprung hinüber nach Niederösterreich.

Pässe, Dörfer und Flussradwege

Ganz anders war die Herangehensweise von Sebastian aus Hamburg, der diesen Sommer durch das Salzburger Land und Oberösterreich geradelt ist und somit Österreich von West nach Ost durchquert hat. Schon im Vorjahr hatte er die damals von der Österreich Werbung ganz neu eingerichtete Gravel Austria auf dem Abschnitt von Bregenz bis zum Traunsee ausprobiert. Seine Erlebnisse hat er in einer Folge seines Podcasts »Off the Path« präsentiert. »Ich war überrascht, wie unglaublich abwechslungsreich das Land ist«, erzählt er. Man radelt über Pässe, durch Dörfer oder auf Flussradwegen und ist dabei stets ganz nah an der Natur.

Sebastian hat seine Radreise im Gegensatz zu Felix ganz langsam angefangen. Am ersten Tag hatte er etwas über 20 Kilometer auf dem Tacho, dann etwas über 30 Kilometer, um am Ende seiner insgesamt 12-tägigen Tour mit insgesamt 1.400 Kilometern Strecke schließlich auch 100 Kilometer und rund 2.000 Höhenmeter am Tag zu schaffen. »Am dritten Tag gewöhnt sich der Körper daran«, stellte er fest.

»Dadurch, dass man jederzeit und überall Unterkünfte bekommt, kann man sich komplett an seine Fitness und das Wetter anpassen«, zeigt er sich begeistert. Auf dem Abschnitt von Bregenz bis zum Traunsee, hatte er lediglich in besonders touristischen Orten wie am Achensee, am Wolfgangsee oder in Bregenz Probleme bei der Unterkunftssuche. »In Oberösterreich wurde es ein wenig dünner und ich habe festgestellt, dass ich besser hätte planen müssen. Dennoch muss ich sagen, dass Österreich, was die Infrastruktur betrifft, ein Traum ist«, weiß der Podcaster zu berichten, der auf seinen Touren mit Hitze genauso wie mit Regen zu kämpfen hatte. Die Kombination aus teils steilen Anstiegen, losem Untergrund und wechselnden Wetterbedingungen macht jede Etappe zu einer Herausforderung. Besonders in den Alpen kann das Wetter schnell umschlagen, und plötzlich findet man sich in dichtem Nebel oder einem unerwarteten Regenschauer wieder. Je nach Abschnitt und Höhe kann man jedoch schon früh im Jahr fahren. Felix’ höchster Punkt auf der Tour lag zum Beispiel auf 1.400 Meter Höhe, wo ein eisiger Wind ihn erwartete.

Insbesondere die rund 260 Kilometer lange Strecke durch Vorarlberg, die Sebastian zur Hälfte gefahren ist, ist außerhalb der Sommersaison nur unter Vorbehalt zu empfehlen: Kops und das Ganifer Tal liegen sehr hoch und werden nicht geräumt. Bis Juni kann hier Schnee liegen, außerdem gilt der erste Abschnitt beim Stausee Kops als äußerst herausfordernd, da er bergab sehr steil ist. Dieses kurze Stück sollte bei Eisgefahr unbedingt geschoben werden. Nach dieser atemberaubenden Abfahrt rollt man dann aber entlang der Ill gemütlich bergab durch das Haupttal des Montafon und tritt dann wieder mit hoher Frequenz bergauf über das Laternsertal bis nach Übersaxen. Den anschließenden etwas steileren Abschnitt von Götzis hinauf zur Emser-Hütte, wo eine wunderbare Fernsicht bis zum Bodensee für die brennenden Waden entschädigt, kann man auch umfahren.

Auch der von Sebastian gewählte Abschnitt vom Bodensee aus beginnt knackig mit einem fordernden Anstieg von Bregenz in Richtung Pfänder, auf den eine spannende Gravel-Abfahrt in den Bregenzerwald folgt. Weiter geht es von Bizau nach Mellau und über das wunderschöne Hochplateau am Fuß der Kanisfluh nach Au. Nach Schoppernau beginnt der längste Anstieg der Tour in Richtung Warth.

Am letzten Tag sind die Beine eingefahren

Nach einem Ost- und einem Südschwenk verlässt die Gravel Austria Tour Niederösterreich, um bei St. Sebastian an drei einladenden Badeseen vorbeizuführen. Felix kühlte sich am Fluss-Strandbad in Hollenstein die heißgelaufenen Füße ab. Nur kurz, wie er betont, denn der sportliche Streckenzuschnitt, den er gewählt hatte (fünf Tage für 528 Kilometer), ließ nicht allzu viele Pausen zu. Von Hollenstein kann, wer sich dort doch länger aufhalten möchte, die Abkürzung über den Ybbstalradweg nach Göstling nehmen und damit einige Höhenmeter sparen.

Nach einem kurzen Abstecher nach Mariazell führt die Route dann entlang der Traisen Richtung Norden und weiter durch das Gölsental, die Region Elsbeere Wienerwald und durch den Biosphärenpark Wienerwald bis nach Klosterneuburg. Hier wird die Landschaft wieder sanfter, rollt man teilweise gemütlich dahin, während die Postkartenpanoramen an einem vorbeiziehen. »Es war malerisch mit den endlosen Fernblicken«, schwärmt Felix. Die Anstiege, so Felix, haben es in sich, aber die Aussichten lohnen sich jedesmal.

Besonders beeindruckend fand Felix das Wahrzeichen des Mostviertels, die barocke Basilika des Sonntagberges, die man auf einer Panoramastraße erreicht. Durch unberührte Wälder, über Bergrücken mit Traumaussichten und zahlreiche urige Dörfer geht der Weg weiter nach Nordosten und vorbei an Lilienfeld bis zur Donau bei Wien. Die Hauptstadt wird in einem großen Bogen im Süden umfahren, wobei ein Abstecher in die City sich durchaus lohnt. Für Felix und seinen Gravelpartner liegt der Vorteil der letzten Etappe genau darin, dass man sich zwar in der Natur aufhält, aber dennoch jederzeit in die Stadt abbiegen und die Tour somit flexibel beenden kann.

»Am letzten Tag waren die gröbsten Höhenmeter raus und die Beine eingefahren«, erinnert sich Felix an die letzte Etappe bis zur Grenze zum Burgenland. Hier hatte er trotz schlechter Witterung, Nebel und Regen besonders große Freude. Die Sinneseindrücke, Vogelstimmen, Gerüche nahm er intensiv wahr. Letztlich sind es die kleinen Genussmomente, wie das Füßekühlen in der Ybbs, die Nacht in Göstling, ein Stopp am See in Lunz, die sich auf dieser Tour tief in das Gedächtnis eingraben.

Knackige Anstiege mit tollen Aussichten

Vor allem die ständig wechselnden Landschaftseindrücke sollte man in Ruhe auf sich wirken lassen: Die Strecke durch das nordöstliche Bundesland startet in Liebenstein in der Gemeinde Liebenau, noch in Oberösterreich. Die Tour führt zunächst durchs Waldviertel, das als ehemaliger Bestandteil der sogenannten »Böhmischen Masse« als ältestes Gebirge Österreichs gilt. Mit ihren wilden Fluss- und Moorlandschaften, sanften Hügeln und dichten Wäldern, die von einem engmaschigen Netz an Waldwegen durchzogen werden, ist die Region ein Graveltraum. Mit stetem Auf und Ab tritt man entlang des Granit-Trails Richtung Donau. In Ybbs stößt man auf den Donauradweg, dem man hier bis nach Wien folgen könnte. Abenteuerlicher, wenn auch nicht so bequem ist es, den Umweg über die Schotterpisten und flowigen Trails der Gravel Austria zu nehmen.

Über Waidhofen an der Ybbs geht es nach Süden in den Natur- und Geopark Steirische Eisenwurzen. Die kulturhistorisch bedeutende Region, deren Namen sich von der jahrhundertelangen Tradition der Eisenverarbeitung und Eisenproduktion ableitet und die sich über Teile der Steiermark, Oberösterreichs und Niederösterreichs erstreckt, ist vor allem ein bekanntes Ziel für Mountainbiker. Mit dem Gravelbike hat man auf den Schotter- und Waldwegen zu Almen, Wildwasserflüssen und malerischen Bergdörfen sowie auf einigen anspruchsvollen Abfahrten aber genauso viel Freude.

Start/Ziel
z. B. Wien oder Innsbruck
Aufstieg
51.000 Hm
Strecke
3.000 km

Dauer
14–35 Tage

Beste Zeit
Frühsommer bis Herbst

CHARAKTER
Die Gravel Austria zeigt auf jedem Abschnitt und in jedem Bundesland (nur das Bundesland Wien wird ausgespart) einen anderen Charakter, so dass jeder die für seine Ansprüche passende Teilstrecke finden kann. Die Gesamtstrecke muss allerdings als sehr anspruchsvoll eingeordnet werden, da sie auf vielen Etappen ein sehr sportliches Höhenprofil aufweist. Die Länge der Etappen kann sehr individuell zugeschnitten werden, da sich überall viele Unterkunftsoptionen bieten. Die über 3.000 Kilometer lange Tour führt überwiegend über Schotterpisten; es sind aber durchaus auch längere Abschnitte auf verkehrsarmen Nebenstraßen sowie der eine oder andere Singletrail enthalten. Die abwechslungsreichen Streckenabschnitte führen durch einmalige Berg-, Wald- und Seenlandschaften. 14–35 Tage sollte man für die Gravel-Austria-Route einplanen.
to.austria.info/gravel

ÜBERNACHTEN
In der Komoot-Collection zu Gravel Austria und auf der Homepage der Österreich Werbung finden sich übrigens auch zu jedem Abschnitt Tipps für besonders fahrradfreundliche Unterkünfte.
austria.info/de/aktivitaeten/radurlaub-in-oesterreich/gravelbiken

ANREISE
Die größeren Städte entlang der Gravel Austria sind hervorragend mit dem Zug erreichbar. Nicht nur innerhalb Österreichs kommt man mit der Bahn gut von einer Etappe zur anderen. Auch von Deutschland aus gibt es sogar Direktverbindungen von München nach Innsbruck. Die Mitnahme von Fahrrädern ist in den Zügen der ÖBB grundsätzlich möglich. In Fernverkehrszügen muss man einen Fahrradstellplatz reservieren. Wien, Salzburg und Innsbruck erreicht man zudem auch mit dem Flugzeug.
oebb.at

BESTE ZEIT
Die beste Reisezeit für die komplette Tour ist der Sommer. Die tiefer gelegenen Abschnitte können auch im Frühjahr und Herbst befahren werden. Auf den Alpenpässen kann es dann jedoch noch/schon schneien. Im Sommer sollte man Unterkünfte vorbuchen.

ABSCHNITTE
Vorarlberg
Strecke: 250 km
Auf-/Abstieg: 6.260 Hm/6.590 Hm
Dauer: ca 3–5 Tage
Start/Ziel: Stausee Kops/Warth
Charakter: Der Abschnitt enthält ca. 30 % Gravel-Anteil. Die maximale Steigung liegt bei ungefähr 20 %. Der erste Abschnitt beim Stausee Kops gilt als herausfordernd, da er bergab sehr steil ist. Die Etappe ist erst ab Mitte Mai/Juni empfohlen, da höher gelegene Abschnitte bei Kops und im Ganifer Tal nicht geräumt werden.

Tirol
Strecke:
166 km
Auf-/Abstieg: 3.260 Hm/2.160 Hm
Dauer: 2–3 Tage
Start/Ziel: Warth/Spielberghaus bei Kössen
Charakter: Die mittelschwere bis schwere Tour führt von Warth durchs Lechtal bis Ehrwald, dann durch das Gaistal und zuletzt anspruchsvoll durch das Karwendelgebirge und schließlich ins schicke und charmante Kufstein.

Salzburger Land
Strecke: 258 km
Auf-/Abstieg: 5.800 Hm/6.640 Hm
Dauer: 3–5 Tage
Start/Ziel: Spielberghaus bei Kössen/
St. Lorenz am Mondsee
Charakter: Der Gravelanteil der Strecke, die das Salzburgerland von West nach Ost quert und mit einem aussichtsreichen Höhenweg über Saalbach startet, beträgt rund 35 %, der Rest sind asphaltierte Wege und Straßen. Es gibt kaum flache Abschnitte. Der Wolfgang- und der Fuschlsee sind nur zwei von vielen Höhepunkten.

Oberösterreich
Strecke:
445 km
Auf-/Abstieg: 8.230 Hm/7.730 Hm
Dauer: 5–9 Tage
Start/Ziel: St. Lorenz am Mondsee/ Liebenstein
Charakter: Die schwierige Strecke durch Oberösterreich mit großem Anteil (30 %) an Schotter und einigen Singletrails startet fulminant am Mondsee. In einer Schleife geht es durchs Innere Salzkammergut und später über steile Abschnitte ins Mühlviertel. Besonders abwechslungsreich sind die Wege im Böhmerwald.


Niederösterreich
Strecke: 523 km
Auf-/Abstieg: 9.080 Hm/9.900 Hm
Dauer: 5–10 Tage
Start/Ziel: Liebenstein/Wien, Schwadorf
Charakter: Der Gravelanteil dieses schwierigen Abschnitts beträgt 35 %; Singletrails machen 10 % aus. Eine vielfältige Landschaft, abwechslungsreiche Wege, radkompetente Gastgeber werden auf der Strecke, die zunächst durchs Waldviertel führt, geboten. Entlang des Granit-Trails geht es Richtung Donau, später durch die Region Elsbeere Wienerwald und durch das Biosphärenreservat Wienerwald bis nach Klosterneuburg. Wien wird an der Stadtgrenze entlang im Süden umrundet.

Burgenland
Strecke: 347 km
Auf-/Abstieg: 3.160 Hm/3.060 Hm
Dauer: 3–6 Tage
Start/Ziel: Wien, Schwabdorf/Neustift
Charakter: Überwiegend befestigte Wege. Der Abschnitt bis Oslip ist flach und führt entlang des Naturpark Neusieder See-Leithaberg. Die Tour führt mit einigen Anstiegen kurzzeitig durch Ungarn. Der letzte Abschnitt ab Lockenhaus ist anspruchsvoller.

Steiermark
Strecke: 165 km
Auf-/Abstieg: 1.890 Hm/1.800 Hm
Dauer: 1–3 Tage
Start/Ziel: Neustift/Lavamünd
Charakter: Die Tour, die etwa 40 Kilometer über Schotter und 125 Kilometer auf Asphalt verläuft, führt entlang der burgenländisch-steirischen Grenze auf dem Themenradweg R12. Der Abschnitt durch die Südsteiermark bis nach Bad Radkersburg ist relativ eben. Über den Murradweg und die Südsteirische Weinstraße geht es weiter Richtung Slowenien und letztlich über die Grenze ins Drautal.

Kärnten
Strecke: 295 km
Auf-/Abstieg: 4.200 Hm/2.050 Hm
Dauer: 4–7 Tage
Start/Ziel: Lavamünd/Großglocknerpass
Charakter: Die Tour führt zunächst entlang des Drauradwegs, der zu 50 % geschottert, zu 50 % asphaltiert ist. Das letzte Drittel des Wegs führt über die Großglockner-Passstraße, was trotz des asphaltierten Untergrunds eine ernsthafte Herausforderung ist.

Salzburger Land (Rückweg)
Strecke: 87 km
Auf-/Abstieg: 890 Hm/2.130 Hm
Dauer: 1–2 Tage
Start/Ziel: Großglocknerpass/Thurn
Charakter: Der Abschnitt, der das Salzburger Land diesmal von Ost nach West quert, wird durch die Abfahrt auf der Großglocknerstraße eröffnet. Bis auf den Aufstieg nach Thurn am Ende ist das Radfahren hier eher gemächlich. Die Strecke führt durch einen längeren Tunnel, in dem ein Fahrradlicht erforderlich ist.

Tirol (Rückweg)
Strecke: 289 km
Auf-/Abstieg: 3.730 Hm/3.190 Hm
Dauer: 3–3‚5 Tage
Start/Ziel: Liebenstein/Wien, Schwabdorf
Charakter: Die Strecke, die Tirol von Ost nach West quer und überwiegend auf Schotter (50 %), aber auch über Singletrails (10 %) führt, beginnt mit einem knackigen Aufstieg zum Gauxjoch und einer anschließenden steilen Abfahrt auf losem Untergrund. Später führen gut ausgebaute Radwege und Straßenabschnitte ins Inntal. Über den Inntalweg geht es ohne Schwierigkeit nach Innsbruck. Ab Landeck wird es hügeliger und geht stets bergauf bis zum Stausee Kops auf 1.800 Meter Höhe.

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