Wild und ursprünglich: das Karwendel

Mit Paddel, Stiefeln und Bike am Puls der Natur


Ein schroffes Gebirge mit Tälern, die bis in die Unendlichkeit zu reichen scheinen, beeindruckende Bestände von uraltem Bergahorn, Begegnungen mit Gämsen und Steinböcken: Das Karwendelgebirge bietet ein einzigartiges Naturerlebnis. Aber nicht nur das: Befahrbare Wildflüsse, Mountainbike-Touren, einfache Höhenwege und traditionsreiche Hütten lassen Sportlerherzen höherschlagen.

Übergang von der Schöttelkarspitze zur Soiernspitze

Großes Aufsehen machte Hermann von Barth nicht um die Erstbesteigung eines äußerst markanten Karwendelgipfels. »Die Tage aber führten mich auf all’ die seltsam geformten Zinnen … über dem Laliderer Thale.« Die vielbeachtete Laliderer Spitze war eine dieser Zinnen, und eine seiner überaus zahlreichen Erstbesteigungen in den Ostalpen. 1870 war der Ausnahmebergsteiger einen Sommer lang im Karwendel unterwegs, stand auf 88 Gipfeln, auf einem Dutzend davon als erster Mensch, und dokumentierte in einem Buch seine Beobachtungen und Erlebnisse. Gerade einmal 25 Jahre alt war er da.

FERNGLAS, KÖNNEN UND MUT
Statt mit seinen Mitstudenten die Nacht zum Tag zu machen, suchte er sich jeden Sommer eine neue Gebirgsgegend aus und durchstreifte sie. Zumeist allein. Keiner seiner Zeitgenossen, ob Jurastudent oder einheimischer Jäger, konnte mithalten. Seine übliche Ausrüstung umfasste Fernglas und Feuerzeug, Farbe und Pinsel, um seinen Namenszug am Gipfelfelsen zu hinterlassen, sowie Kaffeemaschine und Pistole fürs Notsignal. Er trug genagelte Schuhe, die wie kleine Steigeisen funktionierten, und einen Bergstock. Vor allem aber hatte er großes Können und viel Mut.

Fernglas, Können und ein wenig Mut sind auch ein gutes Jahrhundert nach Hermann von Barth noch die passende Ausrüstung für das Karwendel. Es ist ein wildes Gebirge, das Wanderer mit großartigen Landschaftseindrücken belohnt und Gipfelstürmer zuweilen auf die Probe stellt. Wie ein Trapez liegt es zwischen Tirol und Bayern. Mittenwald, Achensee und Innsbruck rahmen es ein; die Flüsse Isar und Inn begrenzen es im Norden und im Süden.

Wie ein Star mit einer guten Portion Allüren will das Karwendel umworben werden. Einfache und schnelle Zugänge zu den beeindruckenden Tälern, den ursprünglichen Almen und den wilden Gipfeln gibt es kaum. Nur an den Rändern des Gebirgsstocks kann man als Wanderer ein wenig schummeln und von Seefeld, Mittenwald, Pertisau und Innsbruck Bergbahnen nutzen, die den Weg zu einzelnen Gipfeln erleichtern. Der Großteil des Gebiets aber ist ursprünglich geblieben und unter Schutz gestellt worden.

AM WILDFLUSS ENTLANG INS WANDERGEBIET
Langsam geht es auf der engen Bergstraße vorwärts. Kurz nach dem Sylvensteinspeicher treten wir von der bayerischen Seite ins Naturschutzgebiet ein.

Zunächst einmal merken wir das kaum: Wald zur einen Seite, ab und zu ein Blick auf die Schotterflächen der Isarmäander auf der anderen Seite. Bei Vorderriß, wo der Schriftsteller Ludwig Thoma seine Kindheit verbracht hat, biegt ein Seitental nach Süden ab. Am Rißbach entlang fahren wir tiefer hinein ins Karwendel. Anfangs erhaschen wir immer wieder einen Blick auf das breite Bachbett. Bald verengt es sich zunehmend, bis der Rißbach durch kleine Schluchten fließt und für Kajakfahrer spannend wird.

In Hinterriß ist das Tal wieder so weit, dass ein paar Häuser sowie das relativ neue Naturparkhaus Platz haben. Für Wanderer wird es nun besonders interessant, denn ab hier zweigen nach Süden immer wieder Seitentäler ab, die zu den großen Wanderklassikern gehören: das Rontal mit dem schönen Almboden der Rontalalm und dem Steiglein auf die Rappenklammspitze. Dann das Tortal, noch wilder und abgeschlossen durch die düsteren Torwände – eigentlich eine perfekte Kulisse für einen dramatischen Bergfilm. Über die Torscharte lassen sich die beiden Täler herrlich zu einer Tagestour verbinden.

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Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 4/2024 des Vantrip Magazins.
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