Jedes Jahr lockt der Vatertag unzählige Kajakfahrer aufs Wasser. Und so machten sich Dennis Ciminski und Markus Möller auf, den längsten deutschen Fjord zu erkunden – aber Moment: Die Schlei ist ja gar kein Fjord!
Sanfte Hügel, bedeckt mit Rapsfeldern, lassen die Landschaft wie gemalt wirken. Bei bestem Wetter machen Markus und ich uns auf den Weg in Richtung Norden. Schleswig wird unser Ziel sein. Von hier aus wollen wir Richtung Ostsee. Entlang der Ufer der Schlei. Landläufig ist die Schlei bekannt als Deutschlands längster Fjord. Gan-ze 42 Kilometer sucht sich die Schlei ihren Weg durch Schleswig-Holstein.
Doch Moment? Ist die Schlei wirklich Deutschlands längster Fjord? Oder handelt es sich nicht vielleicht um etwas ganz anderes? Unter Fjord stellen sich ja viele Menschen etwas anderes vor – klares Wasser, hunderte Meter hohe Felsschluchten, die sich durch Norwegen bis weit ins Landesinnere ziehen – sehen so nicht Fjorde aus?
Doch uns ist es egal, ob Fjord oder nicht – immerhin gehört die Region um die Schlei in Schleswig-Holstein zu großen Tourismusgebieten. Am Ende der Schlei gibt es jedoch einen Punkt, der nicht von Touristen völlig überlaufen ist: die Schleimündung – ein Ort, an den man eigentlich nur per Boot kommt. Ob mit Muskelkraft, mit dem Segel- oder Motorboot: Die Schleimündung ist ein Ort der Ruhe.
EINSETZEN IN SCHLESWIG
Wir lassen die Boote in Schleswig zu Wasser. Schnell noch die Zelte und die Ausrüstung verstaut, die Schwimmwesten übergestreift und schon sind wir in unserem Element. Was sich der Architekt beim Entwurf des Wikingturms gedacht hat, erschließt sich uns nicht einmal beim sechsten Blick auf die Architektursünde am Stadtrand Schleswigs. Zum Glück liegt der Bau auf unserem Weg in Richtung Ostsee nicht im Blickfeld. Und so lassen wir Schleswig hinter uns und nehmen Kurs auf die »Große Breite«, einen Abschnitt der inneren Schlei zwischen dem Fährort Missunde und der 280 Meter breiten Stexwiger Enge.
Von einem Fjord wie Norwegen ist die Schlei hier so weit entfernt wie Tokio von Hamburg, aber die vielen weißen Segel auf dem Wasser geben unserer Fahrt das maritime Flair, auf das wir uns so sehr gefreut haben.
Wir halten uns etwas abseits des Fahrwassers, denn an Feiertagen und langen Wochenenden ist hier nicht wenig Verkehr und wir wollen es nicht auf ein Kräftemessen mit einer der vielen Segelyachten ankommen lassen.
Ob während der Wikingerzeit rund um Haithabu auch schon so viel Verkehr war? Immerhin war die Schlei zur Zeit der Nordmänner einer der wichtigsten Handelspunkte und eine der Handelsdrehscheiben zwischen Ostsee und Nordsee.