Bei den Giganten – Unterwegs auf dem Giro del Confinale

Für einen Winterurlaub in Bormio spricht einiges: Der Ort im Norden der italienischen Lombardei ist schneesicher, bietet anspruchsvolle Pisten und ist Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2026. Wer in den Sommermonaten in der Region auf Schusters Rappen unterwegs ist, begibt sich auf dem Rundwanderweg Giro del Confinale in hochalpine Gefilde. Thermalbäder locken zur Auszeit.

TEXT: KATHARINA BAUS / Abb.: Tourismo Bormio

Wer Ski fahren kann, kommt hier definitiv auf seine Kosten«, sagt Roberto Maggioni, unser Wanderbegleiter für die kommenden drei Tage rund um Bormio, ein 5.000-Einwohner-Städtchen in der norditalienischen Lombardei. An seiner Aussage gibt es nichts zu rütteln: Nirgendwo sonst in den Alpen ist es möglich, so vertikal von der oft windumtosenden Bergstation in gut 3.000 Meter Höhe hinunter auf 1.225 Meter ins Dorf zu sausen, ohne auch nur einmal den Zwischenlift zu nutzen. Bei den Olympischen Winterspielen 2026 werden in Bormio die alpinen Skiwettbewerbe der Männer ausgetragen, darunter die Disziplinen Abfahrt, Super-G und Kombination. Besonders schnelle Skifahrer wissen, dass zwischendurch wie beim Sinkflug im Flugzeug ein Druckausgleich im Ohr gemacht werden muss. Attraktiv ist Bormio nicht nur wegen seiner Pisten und Thermen. Die Stadt selbst ist ein Highlight, denn die Innenstadt ist die älteste der Alpen – bestückt mit zahlrei-chen Boutiquen und Restaurants. Bei einem Rundgang schweift der Blick immer wieder in die Höhe, vorbei an den mächtigen Kirchtürmen und den gut erhaltenen mittelalterlichen Malereien an den Hauswänden. Die Pisten, die steile Stelvio-Abfahrt, sogar die Bergstation, die ein Panorama-Restaurant bietet – all das liegt gerade mal einen Steinwurf von Bormio entfernt.

AUFSTIEG ZUM RIFUGIO QUINTO ALPINI
Die nächsten beiden Tage stehen im Zeichen einer alpinen Dreitageswanderung mit Hüttenübernachtung: Wir steigen auf zum Rifugio Quinto Alpini, einem beliebten Etappenziel des Höhenwegs »Giro del Confinale«. Groß angekündigt und ab morgen mit an Bord: Marco Confortola, einer der bekanntesten Bergsteiger der Region, 53 Jahre alt. Hier, in der Lombardei, gilt er als Legende der Alpinisten: 13 der 14 Achttausender der Welt hat er bereits bestiegen.

Geröll knirscht unter unseren Sohlen. Der Plan, in San Nicolò Valfurva zu starten, wurde ad acta gelegt: Für nachmittags ist Gewitter gemeldet. Wir verkürzen die Tour und nutzen den Shuttledienst bis zur Baita del Pastore. Mit jedem Schritt begleitet uns das Bimmeln der Kuhglocken, bis der Weg in einer Linkskurve steil ansteigt und parallel zu einem Altschneefeld den Hang hinaufführt. Nass wie ein Badeschwamm ist das Moos, das hier malerisch über Waldboden und Trockenmauern wuchert. Eine Welt aus Fichten und Wiesen wechselt in ein arktisches Szenario aus Schnee und Eis. Das Stahlseil der Materialseilbahn verschwindet im Nebelmeer, lässt aber vermuten, dass es nicht mehr weit bis zu unserem Tagesziel ist, der Quinto-Alpini-Hütte.

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