»Game of Thrones« hob die Insel Gozo ins Rampenlicht. Immerhin wurde hier eine zentrale Episode der Erfolgsserie gedreht. Die meisten Fans allerdings kommen nur für eine Stippvisite. Schade, denn Maltas Schwesterinsel hat viel zu bieten. Gerade bei Wanderungen lernt man die unterschiedlichen Facetten kennen.

Der Eingang ist klein und unscheinbar. Von außen sieht es aus wie ein gewöhnliches Wohnhaus. Doch aus der geöffneten Tür zieht der Geruch von frischen Backwaren auf die Straße, und auf dem Gehsteig hat sich bereits eine Schlange gebildet. »Das muss es sein«, denken wir uns, stellen uns an und stehen wenig später in der höhlenartigen Bäckerei. Die Regale sind voll mit Brot und Gebäck, gerade wird ein weiteres Blech aus dem Ofen gezogen.
Wir sind auf dem Weg zu unserer ersten Wanderung auf der Insel Gozo. Doch am Vorabend hatte man uns »Mekren’s Bakery« nahe unserem Hotel in Nadur empfohlen. »Probiert auf alle Fälle Qassatat und Ftira«, rieten die Gäste beim Essen am Nebentisch. Und da wir uns sowieso Snacks für die Mittagspause mitnehmen wollten, legen wir vor der Tour schnell einen Stopp bei der Bäckerei ein – und packen kurz darauf die deftig gefüllten Teigtaschen in die Rucksäcke.
Gozo liegt nordwestlich von Malta und ist wahrscheinlich längst nicht so bekannt wie die große Nachbarinsel. Dann aber wurde hier eine entscheidende Szene der erfolgreichen Serie »Game of Thrones« gedreht – und Gozo zu einer Destination für Fans. Allerdings hat die Insel weit mehr zu bieten als markante Filmkulissen: Mehr als 5.000 Jahre alte Tempel gehören genauso dazu wie der quirlige Hauptort Victoria und die spektakuläre Natur. Gerade auf Wanderungen lernt man diese unterschiedlichen Facetten gut kennen.
Historische „Game of Thrones“ Filmset
Von einem Moment auf den nächsten war es einfach weg. Über Millionen von Jahren war es entstanden, das markante Felsentor an der Dwejra- Meeresbucht. Allerdings setzten dort auch heftige Winde und Wellen dem »Blauen Fenster « immer mehr zu. Im Frühjahr 2017 stürzte es dann bei einem Sturm ein und wurde vom Meer verschluckt. Das beliebte Fotomotiv, das lange Zeit eine von Gozos Hauptattraktionen und auch so etwas wie das Wahrzeichen der Insel war, war verschwunden.
Auch wir kommen Jahre zu spät – und kennen die Umgebung dennoch. Denn genau hier heirateten in »Game of Thrones« Daenerys Targaryen und Khal Drogo. Doch selbst ohne das Felsentor lohnt sich die Küste, wie uns Wanderguide Dietmar »Didi« Treptow versichert. Vor rund 20 Jahren kam er aus dem Harz nach Malta und führt nun mit »Gozo Adventures« Besucher über die Insel.
»Vor langer, langer Zeit lag das hier alles im Meer und unter Wasser«, erzählt er, als wir über die felsige Küste laufen. »Schaut mal auf den Boden! «, ergänzt er – und erst jetzt fallen uns die vielen Fossilien im Gestein auf. Der Wanderweg führt am Wasser entlang, sodass wir uns dem Fungus Rock nähern. Auch diese winzige Insel ist bei der Fernsehserien-Hochzeit im Hintergrund zu erkennen. »Dort wächst eine Pflanze, die vor Jahrhunderten als wichtiges Heilkraut galt«, berichtet Didi. Um zu verhindern, dass Menschen sie unerlaubt pflückten, wurden sogar Wachtürme am Ufer erbaut, um die Insel bewachen zu können. Zu genau so einen Turm führt uns der Guide nun: Von hier aus haben wir Fungus Rock tatsächlich bestens im Blick.
Wir wandern weiter, über schmale Pfade, immer parallel zum Meer. Die Küste ist mal karg und steinig, zwischendrin aber auch von Gras und Sträuchern bedeckt. Wir entdecken kleine Buchten und Badestellen, Höhlen und sogar einen winzigen Hafen, der durch Gesteinsbrocken natürlich vor der offenen See geschützt ist. Entsprechend oft verändern sich die Ausblicke. Mal liegen Dutzende Felsen verstreut im Meer, sodass wir über sie hinweg klettern müssen. Dann wieder sehen wir hinter der Küste nichts als Wasser – bis zum Horizont nur Blau.
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