Spannende Trails in den Wäldern Finnisch-Lapplands

Ab in die Wildnis: Der Syöte-Nationalpark in Finnisch-Lappland
Finnland Trail

Iso-Syöte, der südlichste Fjell Finnlands, ist zwar nur 432 Meter hoch. Doch in den schier endlosen Wäldern rund um den unscheinbaren Berg ist das größte E-Bike-Netz in ganz Skandinavien entstanden. Dazu beigetragen haben vor allem engagierte Locals und ein zielstrebiger Hotelier. Unser Autor Günter Kast hat die Region mit dem E-Mountainbike erkundet – auf Sumpfwegen, Matschpisten und Moosteppichen.

Finnland Trail
TEXT / BILDER: GÜNTER KAST

Die Erfindung der Brücke war durchaus sinnvoll. Doch hier, in Finnisch-Lappland, auf 65 Grad nördlicher Breite, scheint man Flussübergänge, die Füße und Zweirad trocken lassen, für überbewertet zu halten. Ammi Koskelo steht bereits im mindestens knietiefen, eiskalten Wasser und ruft: »Zur Sicherheit das Bike so hoch halten, dass es nicht nass wird!« Geht das: den Fluss mit dem gewöhnungsbedürftigen Namen Pärjänjoki mit dem E-MTB zu queren, ohne einen Kurzschluss oder gar Motorschaden zu riskieren? Es ist ja nicht ganz so leicht, wenn das Ding gut 20 Kilogramm wiegt und die Strömung an einem zerrt. – Natürlich klappt alles. Nur auf eine längere Pause am anderen Ufer verzichten wir. Die finnische Luftwaffe, wie die Stechmücken hier mit einem Augenzwinkern genannt werden, geht bereits zum Angriff über.

Auf schmalen Pfaden durch den Wald

Hier, jenseits des Pärjänjoki, merken wir, dass sorgfältiges Akku-Management das Gebot der Stunde ist. In der Wildnis und den Wäldern gibt es zwar offene Hütten zum Übernachten, Fische, Beeren und Pilze gegen den Hunger und frisches Wasser aus den Bächen gegen den Durst. Eine Steckdose würde man hingegen vergeblich suchen. Und zwar im ganz, ganz weiten Umkreis. Ammi, die sonst mit ihrem Fatbike die Gegend unsicher macht, weiß selbst nicht so genau, wie lange der Saft reichen wird. Wir fahren zwar keine längeren Steigungen am Stück, aber das ständige Auf und Ab auf den Rollercoaster-Trails kostet sicher auch viel Saft. Vor allem dann, wenn man nicht nur mit Ammi, sondern auch mit Pekka Tahkola unterwegs ist.

Die finnische Sprache kennt keine Zukunft, kein Futur. Genauso fährt Pekka Mountainbike: als ob es kein Morgen gäbe. Auf einem nur DIN-A4-breiten Trail fliegt er förmlich durch das Spalier aus Birkenund Fichtenstämmen. Seine fetten Stollenreifen rollen über saftige Moospolster, rumpeln über glitschige Wurzelteppiche, beißen sich in Matsch und klebrige Erde. Es riecht modrig, nach Vergänglichkeit, melancholisch, finnisch eben. Äste, die Pekka ins Gesicht schlagen, Brennnesseln und Brombeerdornen, die seine Waden zerkratzen – all das scheint er klaglos als Souvenir der Wildnis zu akzeptieren. Wer den Bike- Guide so durch den Wald brechen sieht, weiß nicht genau, wo die Flechten an den Birken enden und sein dichter Vollbart anfängt. Dann bleibt er doch kurz stehen, wischt sich den Schweiß von der Stirn. »Puh, ist das heiß heute«, stöhnt er. Dabei zeigt das Thermometer keine 15 Grad an. Pekka fingert jetzt seine Kuksa, seine aus Birkenholz geschnitzte Tasse, aus dem zerrupften Rucksack. Er kniet nieder, schöpft Wasser aus dem kristallklaren Bach, trinkt mit großen Schlucken, aber fast schon andächtig.

Keine Frage: Der kernige Kerl ist ein Vollblut-Finne. Ihm würde es wenig ausmachen, wenn die Batterie den Dienst quittierte. Wir aber sind ziemlich froh, dass noch zwei von zehn Balken auf dem Display grün leuchten, als wir den Schlussanstieg zum Iso-Syöte in Angriff nehmen.

Den ganzen Artikel, mit atemberaubenden Bildern und Infos zum Trail, finden Sie in der Ausgabe 1/2025 des E-MOUNTAINBIKE TOUREN Magazins.
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