Abenteuer zwischen Feuer und Eis
Island fasziniert Thomas Guthmann seit 22 Jahren, als er zum ersten Mal Gelegenheit hatte, die Insel im Norden Europas zu erkunden – damals wohlbehütet in Gesellschaft seiner Eltern. Dieses Mal zog es ihn in das südliche Hochland Islands, wo sich einer der schönsten Wanderwege Europas befindet: der Laugavegur – der Weg der heißen Quellen. Für Thomas und seine Freundin Manuela sollte er zu einem spannenden Abenteuer werden.
Text/Bilder: Thomas Guthmann
Wir starten in Reykjavík mit dem Bus nach Landmanalaugar, dem Ausgangspunkt unserer 84 Kilometer langen Wanderung. Auf der asphaltierten Ringstraße beginnt eine abwechslungsreiche Fahrt bei sonnigem Wetter. Als der Bus die farbigen Berge und heißen Quellen von Landmannalaugar erreicht, hat sich das Wetter deutlich verschlechtert: kalter Wind lässt die Temperatur auf 3° C sinken. Trotzdem kommen wir aus dem Staunen nicht heraus: Landmannalaugar ist eine kleine, grüne Oase mit dampfenden Wasserläufen und Badequellen, umgeben von bunten Bergen und schwarzer Lava.
Die erste Nacht
Trotz Sturm und der Tatsache, dass es überhaupt nicht dunkel wird, verbringen wir eine erholsame Nacht, warm eingekuschelt im Zelt, in Landmannalaugar. Unseren Zeltnachbarn ergeht es nicht so gut: sie holen in der Nacht heißes Wasser aus der nahen Quelle und stecken dieses, abgefüllt in Flaschen, in ihre Schlafsäcke, da sie bitterlich frieren. Nach einem ausgiebigen Frühstück schultern wir unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg nach Hrafntinnusker. Die Schneefelder sind mit schwerem Gepäck nur mühsam zu erklimmen: bis zu den Waden versinken wir im Schnee. Nach zwei Stunden erreichen wir die heiße Quelle Stórihver, deren Dampfschwaden wir bereits von weitem gesehen haben. Wir nutzen diese kleine, warme Oase für eine Rast. Bis zum Abend schaffen wir es zur Hütte Hrafntinnusker. Nirgendwo ist ein Fleckchen Erde ohne Schnee und Eis zu finden, und aufgrund der Minusgrade entschließen wir uns, in der Hütte zu übernachten. Im durch Erdwärme geheizten Vorraum können wir unsere nassen Sachen trocknen.
Sonne kommt auf
Über Nacht hat das Wetter eine 180-Grad-Wende vollführt: die Sonne lacht uns entgegen. Vor uns zeigt sich ein farbenprächtiges Schauspiel aus gleißend weißem Schnee, schwarzen Vulkanbergen und strahlend blauem Himmel. Der Weg führt uns über ausgedehnte Schneefelder Richtung Kaldaklofsjöll. Von einem Hochplateau bietet sich ein atemberaubender Blick zurück nach Hrafntinnusker mit den zwischen uns und der Hütte liegenden Rhyolithbergen, die immer wieder in den verschiedensten Brauntönen durch die Schneedecke schimmern. Entgegengesetzt, in weiter Ferne, sehen wir unser heutiges Etappenziel: die Region Álftavatn mit dem gleichnamigen See. Wir nutzen die Nachmittagssonne für eine Pause und rüsten uns für den letzten kräftezehrenden Streckenabschnitt dieses Tages: es gilt, die Steilhänge des Jökultungur 300 Meter hinabzusteigen. Am frühen Abend ziehen wieder dunkle Wolken auf. Wir haben Glück, werden nicht nass, und selbst den Gletscherbach Grashagakvsl können wir trockenen Fußes furten. Unser Zelt schlagen wir unmittelbar am Seeufer auf: einsame Weite soweit das Auge reicht. Kalter Wind treibt uns in die Schlafsäcke.
Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 06/2015.