Zum 50-jährigen Jubiläum des Landkreises Ludwigsburg wurde mit dem Jubiläumsradweg eigens eine Radroute konzipiert, die auf 162 Kilometern durch eine abwechslungsreiche Landschaft mit Weinberg- und Burgenpanoramen, Flusstälern, Waldseen und schönen Aussichtspunkten rund um die Barockstadt Ludwigsburg führt. Unsere Autorin Katja Goll hat sich auf den Weg gemacht.

Es ist schönstes Maiwetter, der Kies knirscht unter den Reifen und der Schotterweg windet sich in gut fahrbaren Serpentinen die Gerlinger Schillerhöhe hinauf. Dann ist der höchste Punkt des Jubiläumsradwegs (JRW) erreicht. Oben angekommen wartet, am Aussichtspunkt beim Löwen auf dem Oberen Schlossberg, eine weite Sicht über das Strohgäu bis hin zu den Höhenzügen des Naturparks Stromberg- Heuchelberg. Der Blick schweift über den Weg, den wir von Ludwigsburg aus über die Solitudeallee sowie die Felder rund um das weithin sichtbare Windrad auf dem Schuttberg »Grüner Heiner« gekommen sind. Start- und Endpunkt der Kreisrundfahrt auf dem JRW ist die Barockstadt Ludwigsburg. Doch die Highlights der Stadt wollen wir uns für den Schluss aufheben.
Die Solitudeallee wurde im 18. Jahrhundert von Herzog Carl Eugen angelegt. Sie verbindet das Residenzschloss Ludwigsburg mit dem Stuttgarter Jagdschloss Solitude über eine schnurgerade verlaufende Strecke, auf welcher einst die Kutschen der Monarchen rumpelten. Da der JRW nicht direkt zum Schloss führt, lohnt sich ein kurzer Abstecher dorthin, bevor es durch das frische Grün des Gerlinger Waldes bergab ins Krummbachtal geht. Doch der Krummbach wird nur überquert, und bald ist wieder etwas mehr Muskelkraft gefragt.
Entlang eines Waldlehrpfades und vorbei an einem großen Waldspielplatz, auf dessen Freifläche heute ein Festzelt aufgebaut ist, kurbeln wir bergan. Bald lichtet sich der Wald, und bei der Stallanlage Rappenhof ergibt sich wieder eine fantastische Aussicht ins Frühsommergrün der Landschaft. Der Weg passiert das Naturschutzgebiet Gerlinger Heide jenseits der villenbestandenen Höhenlage im Stuttgarter Speckgürtel. Am Rande der Großstadt ist das 15 Hektar große Heide-Gebiet in der Region ein letztes Relikt dieser Landschaftsform. Auf sandigen Böden finden sich Kiefern und das einzige Vorkommen von Wacholder im Landkreis, auch Gesteinsaufschlüsse sind auf der zur Barockzeit als Waldweide genutzten Fläche zu sehen.
Kurzweiliges auf und ab
Die folgende Abfahrt zeigt: Verlässliche Bremsen sind auf dem JRW ebenso unerlässlich wie eine berggängige Übersetzung. Dafür wird man unterwegs häufig mit schönen Aussichten belohnt, und die Streckenführung ist kurzweilig. Bis nach Ditzingen im Glemstal geht es nun teils mit ordentlichem Gefälle rund 200 Höhenmeter bergab. Während der JRW bislang noch im Wechsel zwischen Grün und Industrieansiedlungen sowie zwischen idyllischen Waldwegen und Autobahnnähe driftete, ist mit Ditzingen der ländliche Westen des Landkreises erreicht. Ein kurzes Stück geht es mit Blick auf Fachwerk und historische Bauten, wie die Ditzinger Schlossmühle, an der Glems entlang.
Doch bald kurbeln wir wieder bergan und treffen mitten auf den Feldern auf die Replik des »Kriegers von Hirschlanden«. Die Steinstele wurde in den 1960er- Jahren bei Rettungsgrabungen im Vorfeld eines Straßenbaus gefunden und gilt als Rarität aus der späten Hallstattzeit. Empfehlenswert ist in diesem Zusammenhang ein Abstecher zum Keltenmuseum in Hochdorf. Zwischen Heimerdingen und Riet kann man die Gelegenheit nutzen, den Radwegweisern auf etwa zwei Kilometern nach Hochdorf zu folgen. Der Höhepunkt der Ausstellung zeigt die Grabkammer des Hochdorfer Keltenfürsten mit Funden aus der Zeit um 540 vor unserer Zeitrechnung. Darunter ein fahrbares Bronzesofa, dessen kunstvoll gearbeitete Räder auch das Logo des Keltenradweges zieren. Der 30 Kilometer lange Rundweg führt zu weiteren Grabfunden und Hügeln in der Region. Der Außenbereich des Museums stellt ein keltisches Gehöft dar, in dem an Sommerwochenenden auch Mitmachaktionen, etwa zur Färbetechnik oder Ernährung zur Keltenzeit, veranstaltet werden. Es bietet sich bei einem längeren Besuch des Museums an, die Etappe in Hochdorf zu beenden und noch einen Spaziergang zum nahe gelegenen Keltengrabhügel zu machen.
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