Wanderung im Sauerland – Auf Seelensuche

Sauerland-Wanderdörfer: Einheimische zeigen ihre Kraftplätze
Wanderung im Sauerland

Vor der eigenen Haustür weiß jeder, wo es am schönsten ist. Aber woanders? Im Urlaub vertraut man darauf, dass der Weg einen zu den tollsten Plätzen lotst. Die Qualitäts-Wanderregion der Sauerland-Wanderdörfer geht einen Schritt weiter: Einheimische verraten, wo sie auftanken, und empfehlen insgesamt 42 Sauerland-Seelenorte.

Wanderung im Sauerland
TEXT / BILDER: BEATE WAND

Über dem Kopf von Jochen Bereiter schließen sich die Fichten. Immer feiner verästelte Zweige spinnen ein filigranes Netz. Nach oben spitzt es sich zu. Außen weben grüne Nadeln einen dichten Vorhang. Er schirmt Licht und Blicke ab. Innen bleibt alles Holz kahl. Etwa zehn Stämme kreisen diese Höhle ein, behüten die Mitte. Haben sie etwas zu verbergen? Wie oft mag dieses Versteck einem gehetzten Tier rettende Zuflucht gewesen sein? »So eine Ansammlung nennt man Dom«, sagt Jochen Bereiter, »das ringsherum sind viele Kinder, die inzwischen groß geworden sind.«

Alles fängt mit einer großen Fichte an. Schnee legt sich auf ihre Äste. Die Last drückt diese zu Boden. Sind die Winter lang genug, schlagen die Äste Wurzeln. Rundherum wachsen dann Fichten nach. Was von außen wie eine kleine, runde Schonung aussieht, stammt von einer Mutter ab. Sie steht in der Mitte.

Rarität im Sauerland

Auf der Niedersfelder Hochheide sind Bäume eigentlich unerwünscht. Regelmäßig frisst sich eine Herde Heidschnucken darüber, damit im August wieder ein lila Teppich blüht. Heidekraut, Blaubeeren und andere Zwergsträucher sollen eben nicht unter Büschen und Bäumen verschwinden. Schließlich gibt es sie kaum noch, diese Hochheiden. Einst waren sie im Sauerland weit verbreitet. Doch so ein Dom darf bleiben. »Der strahlt Würde aus«, findet Jochen Bereiter. Seit 40 Jahren wohnt der ausgebildete Landschaftscoach im Sauerland. Es ist seine Heimat geworden. Ob zum Wandern oder zum Blaubeeren pflücken mit den Kindern, das karge Hochplateau hat es ihm angetan. Auf 800 Metern bettet es sich zwischen dem höchsten und dem dritthöchsten Gipfel Nordrhein-Westfalens.

So wie Jochen Bereiter gucken sich viele Menschen vor ihrer Haustür ein Lieblingsfleckchen aus. Wo sie nach einem arbeitsreichen Tag gern hingehen oder -rennen. Aus der Puste kommen, Tiere beobachten, ein Feierabendbier trinken, Sonnenuntergang schauen – kurz: abschalten. Oder sonntags mit der Familie die Picknickdecke ausbreiten. In den Sauerland-Wanderdörfern nehmen Einheimische ortsfremde Urlauber an die Hand und zeigen ihnen ihre Herzensplätze: die Sauerland-Seelenorte.

Alle Lieblingsfleckchen haben ein mehrstufiges Auswahlverfahren bestanden: Ortskundige schlugen Stellen in den elf Sauerland-Wanderdörfern vor, Gemeinden diskutierten und trafen eine Vorauswahl. Eine Jury spürte vor Ort nach und stimmte schließlich ab. Am Ende kristallisierten sich 42 solcher Seelenorte heraus. Sie könnten verschiedener kaum sein: Bäume, Felsen, Quellen, Seen und Blicke, aber auch Kapellen, Stollen und Steinbrüche. Sogar eine Staumauer ist dabei. Von Lennestadt bis zum Diemelsee, von Brilon bis Hallenberg: Damit Gäste zu den Seelenorten finden, weisen sieben Wanderhefte mit Beschreibung und Ortsskizze den Weg.

Freiheit

» ›Im Himmel‹ heißt dieses Stück Natur mit Weitblick über Wald und Flur«, steht auf dem Holzschild. Es hängt an einem Baum, der am Krutenberg neben einer Sitzgruppe steht, dicht am Weitwanderweg Sauerland-Höhenflug. Warum der Landstrich den Beinamen »Land der tausend Berge« trägt, erschließt sich hier besonders gut: Höhenzüge und Buckel staffeln sich bis zum Horizont. Eine riesig weite Bühne, auf der die Sonne immer wieder andere Fleckchen und Hänge beleuchtet. Wie viele Grüntöne sie in der Landschaft hervor kitzelt!

Jemand kommt herauf gewandert und setzt sich. Es ist Martin Pape, er streckt die Arme weit von sich, lächelt und scherzt: »Bitte nicht alles weggucken!« Seine Frau Claudia, sagt er, habe diesen Berg oberhalb von Titmaringhausen als Seelenort für das Sauerland-Wanderdorf Medebach vorgeschlagen. Mindestens einmal pro Woche zieht es ihn hinauf. »Er besticht allein durch den Ausblick und seine Ruhe. Da muss man nichts erklären«, sagt Martin Pape, »für mich ist das ein Ort, an dem man mit jedem Meter, den man an Höhe gewinnt, die Alltagssorgen weiter unten lässt.«

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