In der jüngsten Eiszeit sind Gletscher aus Skandinavien bis tief in den Osten Schleswig-Holsteins vorgedrungen. Sie hinterließen eine hügelige Landschaft mit vielen Seen und fjordartigen Buchten. Erik Van de Perre hat die Region mit seiner Partnerin erkundet, sich auf die Suche nach Spuren der Wikinger an der Schlei begeben und den Duft des blühenden Rapses in der Holsteinischen Schweiz geschnuppert.
An einem Februarwochenende verlassen wir die Kieler City und rollen über die B76 und B503 nordwärts. Schon kurz nach der Überquerung des Nord-Ostsee-Kanals lassen wir die verkehrsreiche Hauptstraße hinter uns und rollen über ruhige Nebenstraßen an der Küste entlang. Diese trennt die fjordartigen Meeresarme der Kieler Förde und Eckernförder Bucht. Im kleinen Küstenort Dänisch-Nienhof tauschen wir den Camper gegen Wanderstiefel. Denn was wirkt belebender als eine Wanderung über menschenleere Strände am Fuß der Steilküste?
Vom Ostseebad und Marinestandort Eckernförde geht es weiter gen Nordosten. Vor uns breitet sich sanft gewelltes Ackerland aus, in dem sich so manches Kleinod verbirgt. Ein feuerrotes Backsteintorhaus kündigt den barocken Gutshof Ludwigsburg an, eine Reihe hoher Bäume die Lage der Megalithen von Waabs-Karlsminde. 108 stattliche Findlinge wurden hier zu einem imposanten Hügelgrab von 57 mal 5 Metern zusammengefügt. Das Baumaterial wurde freundlicherweise von den Eiszeitgletschern aus Skandinavien herbeigeschafft.
PERLEN DER SCHLEI
Wenig später erreichen wir die Schlei. Der 42 Kilometer lange Meeresarm ist ein Relikt der Weichsel-Eiszeit. Er entstand aus einem ehemaligen Tunneltal, einer durch Schmelzwasser unter dem Gletscher gebildeten Rinne. Sie wurde nach dem Abschmelzen des Eises vom Meer überschwemmt. An die Ufer schmiegen sich heute malerische Dörfer wie Sieseby: eine Feldsteinkirche, zwei Restaurants, reetgedeckte Fachwerkhäuser mit Rosenhecken. Hektisches Treiben herrscht nur im Sommer, wenn der Schleiraddampfer anlegt. Jetzt im Februar stehen wir allein auf dem Steg und genießen die beschauliche Ruhe und das weite Schleipanorama.