Das nördlichste Bundesland Deutschlands ist nicht nur eingerahmt von zwei Meeren, sondern überrascht auch im Inland mit viel Wasser. Ein Grund dafür sind die Seen der Holsteinischen Schweiz. Auf dem Weg zur Nordsee erkundet man außerdem gemütliche Orte und weite Natur.

Über 100 Stufen sind es, die wir im Parnaßturm hinaufsteigen müssen. Oben angekommen verschnaufen wir kurz, schauen uns um und sehen dann: Wasser. Überall Wasser. Für einen Moment glauben wir, dass wir auf einer Insel sind. Doch der Turm steht am Rand von Plön in der Holsteinischen Seenplatte, zu der circa 200 Seen gehören. Unterbrochen wird die Gewässeridylle scheinbar nur vom Grün der leicht hügeligen Landschaft.
Für uns lohnt sich dieser Ausflug nicht nur wegen des schönen Panoramas. Dieser Ausblick verdeutlicht anschaulich, wie diese Landschaft in Schleswig-Holstein einst entstand: Bei der letzten Eiszeit nämlich bedeckten Gletscher die Region mit einer meterdicken Eisschicht. Als sie dann vor etwa 10.000 Jahren abschmolzen, hinterließen sie jede Menge Gesteinsmassen, die heute für das sanfte Auf und Ab sorgen. Außerdem bildeten sich so auch zahlreiche Seen, kleine und große.
Allein um Plön herum entdecken wir beim Blick auf die Landkarte viele Gewässer: den Großen und Kleinen Plöner See, den Schöhsee, Behler See, Suhrer See und noch so einige andere. Vom Parnaßturm aus können wir sie nicht alle voneinander unterscheiden. Immerhin reihen sich viele wie eine Perlenkette aneinander, so dass die Übergänge nicht immer klar zu erkennen sind. Für Wasserfans ein ideales Revier: Surfer gleiten übers Wasser, Paddler ziehen ihre Runden und Ausflugsdampfer schippern gemütlich von See zu See.
Angefangen hatte unsere Erkundungstour noch weiter östlich in Eutin. Auf dem »Naturpark-Camping Prinzenholz« trafen wir Anna Jaensch, die den Platz vor ein paar Jahren von ihren Eltern übernommen hat und ihn nun gemeinsam mit ihrem Partner Marcel Grieser führt. Das junge Paar hat vieles modernisiert und ist mit viel Enthusiasmus dabei: Im Café gibt es hausgemachte Torten, im Hofladen vor allem regionale Produkte. Eigene Solar- und Photovoltaikanlagen fördern die Nachhaltigkeit, selbst die Brötchen kann man nun online bestellen.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Umgebung. Schließlich liegt der Campingplatz direkt am Kellersee und in einem Naturschutzgebiet. Daher ist es sehr grün und ruhig, nur eine schmale Straße führt zu dem Gelände an einem Waldrand. Viele Gäste hier zieht es ans Wasser: Am Ufer findet man einen kleinen Strand, daneben einen Kajak- und SUP-Verleih.
Schlössertour
Als wir schließlich wieder in unseren Van steigen, steuern wir Eutin an. Es sind nur wenige Kilometer, bis wir den kleinen Ort erreichen und unseren Wagen in einer der schmalen Straßen im Zentrum abstellen. Zu Fuß laufen wir weiter auf den Marktplatz, wo gerade Wochenmarkt ist und an Dutzenden Ständen Gemüse, Honig und Käse angeboten wird. Drumherum schauen wir uns das Rathaus und mehrere alte Fachwerkhäuser an, die uns an die lange Geschichte erinnern: Eutin bekam schon Mitte des 12. Jahrhunderts Marktrechte. Seitdem gibt es diesen Platz, seitdem treffen sich die Menschen hier.
Ganz in der Nähe stoßen wir auf einen weiteren historischen Ort: Das Eutiner Schloss ist eine prunkvolle Anlage, die von einem Wassergraben umgeben ist und sich mit dem weitläufigen Garten äußerst fotogen am Ufer des Großen Eutiner Sees erstreckt. Früher war es ein Sitz der Bischöfe, heute befindet sich dort ein Museum. Im Garten und der Schlosskapelle finden außerdem regelmäßig unterschiedlichste Events statt.
Von hier aus wäre es nicht weit bis zur Ostsee – zum beliebten Timmendorfer Strand sind es gerade einmal 20 Kilometer. Wir aber bleiben erst einmal im Landesinneren und erkunden weiter die Holsteinische Schweiz. Der Vergleich mit der Schweiz scheint uns zwar etwas gewagt, ist der höchste Punkt in der Region doch noch nicht einmal 170 Meter hoch. Für uns allerdings hat das eindeutig Vorteile, können wir mit unserem Van so gemütlich über die Landstraßen cruisen.
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