Die beliebte Wanderregion der Schwäbischen Alb besticht durch ihre Vielfalt: weite Hochflächen, mäandernde Flüsse, der steile Albtrauf im Nordwesten, zahlreiche Höhlen, prächtige Burgen und pittoreske Städte. Urlauber, die gerne draußen unterwegs sind und dabei auf Abwechslung Wert legen, sind auf der Alb genau richtig.
Plötzlich ist es ganz und gar dunkel. Nichts sieht man mehr, keinen Lichtschein, kein Restlicht. Auch als sich die Augen nach ein paar Momenten an die Dunkelheit gewöhnt haben müssten, ist da nichts als pechschwarze Nacht. Ist da jemand? Hört man At-men? Spüre ich die Präsenz der anderen? Nein, ehrlich gesagt nicht. Es ist nur dunkel, still und kühl. Wir sind in einem wirklich finsteren Loch.
Wir sind im Finsteren Loch. Das ist eine von rund 40 Höhlen am Rosenstein zwischen Schwäbisch Gmünd und Aalen. Mit ihren 140 Metern ist sie die längste Höhle hier, während die Große Scheuer mit rund sieben Metern Höhe optisch die imposanteste ist. Eine lange Geschichte haben sie alle. Ausgrabun-gen haben belegt, dass selbst unsere Vorfahren in der Steinzeit bereits in den Höhlen am Rosenstein Schutz suchten. Nebenan in der Kleinen Scheuer hatten wäh-rend der Würmkaltzeit zunächst Bären gehaust, wie etliche Knochen und Zähne belegen sowie eine glattge-scheuerte Stelle, an der manch wohlgenährter Bär den Bauch einziehen musste. Später zogen die Menschen der Altsteinzeit hier ein. Der Eingang in die Kleine Scheuer ist nach Südwesten gerichtet – auch in der Steinzeit schon die beste Lage fürs Eigenheim.
Bis auf ein paar wenige Schauhöhlen wie die Bä-renhöhle und die Nebelhöhle südlich von Reutlingen oder die Charlottenhöhle bei Giengen an der Brenz sind die meisten Höhlen unerschlossen. Einige kön-nen eigenverantwortlich besucht werden, zumindest im Sommerhalbjahr, wenn die Fledermäuse aus der Winterruhe aufgewacht sind.
Archäologisch beachtenswert ist die Höhle Hoh-lenstein-Stadel im Lonetal. Hier fand man den »Lö-wenmenschen«, eine 30 Zentimeter große Figur eines Menschen mit Löwenkopf. Gefertigt wurde sie aus Mammutelfenbein. Welche Bedeutung man dem Fund beimessen muss, erkennt man daran, dass Hohlen-stein-Stadel eine von sechs Höhlen im Schwäbischen Jura ist, die als »Höhlen und Eiszeitkunst« im Jahr 2017 als UNESCO-Welterbe anerkannt wurde.
LÖCHRIG WIE SCHWEIZER KÄSE
Höhlentouren – »Befahrungen« wie der korrekte Begriff lautet – kann man in der Schwäbischen Alb an vielen Orten machen. Es gibt rund 2.800 Höhlen. Die Schwäbische Alb ist wie ein Schweizer Käse: mehr Lö-cher als Fels. Das liegt am Ausgangsmaterial dieses in-teressanten Mittelgebirges. Die Gesteine, die hier wäh-rend der Gebirgsbildung aufeinander zu liegen kamen, sind für Verkarstung besonders geeignet, man könnte auch sagen besonders »anfällig«.
Wasser fließt in Karstgebieten selten oberflächlich ab, es sucht sich viel eher einen Weg durch Felsritzen oder Klüfte und löst dabei das Gestein über geologische Zeiträume so stark, dass große Höhlen entstehen können. Oft kilometerweit vom Versickerungsort ent-fernt, tritt das Wasser dann wieder an die Oberfläche, zum Beispiel in einem Quelltopf. Die Quelltöpfe gehö-ren zu den faszinierendsten Erscheinungen in der Alb. Der Blautopf bei Blaubeuren ist wegen seiner Größe und der prächtigen Farbe sehenswert, der Aachtopf am südwestlichen Rand der Alb wegen der Schüttung. Er ist die wasserreichste Karstquelle in Deutschland.
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