Warum werden spannende Länder wie Litauen, Bulgarien oder Serbien in Osteuropa oft ausgeblendet, wenn es um die Routenplanung geht? Wir geben Tipps und räumen mit Vorurteilen auf.
Mit meinem Partner zusammen bin ich Anfang 2017 mit unserem Camper aufgebrochen mit dem Ziel, alle 47 Länder Europas zu bereisen. Dafür gaben wir uns mindestens zwei Jahre Zeit. Zu Europa gehören natürlich auch alle Länder in Osteuropa – vom Baltikum bis in den Balkan. Und ja, wir mussten mehr als einmal an der Grenze stehend über unseren eigenen Schatten springen, um den Mut zur Einreise aufzubringen. So wurde uns dringend von Albanien abgeraten und wenn, dann bitte nur tagsüber ins Land einreisen und vor Einbruch der Dunkelheit wieder ausreisen. In Bosnien-Herzegowina hatten wir gar einen Knigge zur Schmiergeldbezahlung von Freunden vorab erhalten. Doch was wir in den Ländern erleben durften, hat so gar nichts mit diesen negativen Vorurteilen zu tun. Deshalb erzähle ich hier von unseren wahren Erlebnissen.
DIE BALKAN-HALBINSEL
Türkisblaues Meer, kilometerlange Strände und dahinter erheben sich imposant die Berge. Überall duftet es lecker nach Essen. Hirten führen ihre Schafe oder Kühe zum Grasen über Wiesen. Einzigartige Flussläufe, teilweise in regelrechte Seenlandschaften aufgestaut, laden ein, die bezaubernde Natur zu erkunden. Einflüsse früherer Herrschermächte wie Österreich, Russland oder den Osmanen sind bis heute in Form von Architektur, Moscheen und Kirchen oder Denkmälern zu sehen.
Während Slowenien und Kroatien bereits den Sprung zu attraktiven Touristendestinationen geschafft haben, bleibt weiter südlich der große Strom an Gästen aus Mittel- und Westeuropa noch aus. Beide Länder sind bekannt für ihre Naturschätze. In Slowenien beispielsweise der Triglav-Nationalpark mit seinen Flüssen, Seen und Quellen. In Kroatien sind es die Nationalparks Plitvicer Seen sowie Krka, die mit einzigartigen Wasserlandschaften beeindrucken. Überschaubare und gleichzeitig wunderschöne Städte wie Ljubljana, Rovinj oder Split laden zur Erkundung ein.
Über allem, was weiter südlich bis an die griechische Grenze folgt, liegt für viele ein grauer Schleier, den ich hier anheben möchte. Nach unzähligen besuchten Städten in 45 europäischen Ländern zählt Sarajevo, die Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas, für mich und meinen Lebenspartner zu den Top-5-Städten Europas. Nirgends sonst konnten wir Geschichte so hautnah erleben, an keinem anderen Ort verschmelzen Kulturen intensiver als hier. Österreichische Architektur trifft auf Osmanisches Reich, Moscheen stehen neben Synagogen und Kirchen, Baklava und türkischer Kaffee werden neben Palatschinken serviert. Diese Stadt sprüht vor Leben, obwohl ihre Vergangenheit düster ist. Die Küstenorte Montenegros sind pittoresk, noch besser hat es uns aber im Hinterland, genauer im Durmitor-Nationalpark, gefallen. Viel Natur, Berge, Seen und mit dem Durmitor-Ring eine spektakuläre Panoramastraße.