Wer nach Chamonix kommt, wird den Blick auf den höchsten Gipfel der Alpen fantastisch finden. Doch der Zauber der Urlaubsregion im Osten Frankreichs gründet nicht nur im Mont Blanc: Die Höhenwege und Bergseen, Steinböcke und riesigen Gletscherströme machen einen Campingtrip in die Haute-Savoie so magisch.
Nirgends in den Alpen sind die Berge höher, nirgends wilder und großartiger als rund um das Tal von Chamonix. Und nirgends fanden sich in den 1970er- bis 1990er-Jahren so viele Abenteurer auf einem Fleck. Über Wochen und Monate gingen sie ihrem Hobby nach: Bergsteigen. Für viele hatte es längst den Status des Lebensinhalts erreicht. Sie kamen im Frühjahr und verschwanden erst, wenn die Verhältnisse für große Touren wirklich nicht mehr passten.
Aus allen Ländern Europas reisten sie nach Chamonix. Sie hatten Gurt und Seil im Rucksack, unzählige Klemmkeile und Eisschrauben, aber wenig Geld. Ihr Zelt stellten sie am Pierre d’Orthaz auf – ein Szene-Camp, In-Spot und Must-have-been. Oder ein Skandal, eine Müllhalde, ein Schandfleck für das Tal, ganz nach Standpunkt. Die Mutter aller Campingplätze war die billigste Möglichkeit, um unter dem Mont Blanc ein Dach über dem Kopf zu haben. Nicht weniger, nicht mehr. Toiletten gab es dort keine, dafür ein paar Bäume. Das Wasser holte man an der Quelle, bei Regen watete man durch den Morast, den Müll entsorgte man bei der Abreise. Wenn man nicht oben an Mont Blanc & Co. seinen Weg durch die Gletscherlabyrinthe suchte oder sich am legendären Granit in den Felsrissen die Finger blutig kletterte, dann versuchte man sich am großen Felsblock Pierre d’Orthaz am Campingplatz, stellte sein Können zur Schau und fachsimpelte mit anderen Freaks.
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