Das Routennetz von EuroVelo wird jedes Jahr verbessert. Überall locken spannende Ziele – etwa Rom. Doch wer der Nummer 7 durch Italien folgt, merkt schnell, da ist viel mehr Sehenswertes. Die Landschaften? Dolomiten, Etschtal, Gardasee, Apennin, dazu die Hügel der Toskana und Umbriens. Die Städte? Bozen, Rovereto, Mantua, Bologna, Florenz, Arezzo und Orvieto.
Manchmal gibt es Momente, da fragt man sich, ob das eigene Vorhaben nicht ein Fehler ist. So geht es mir Ende September in Toblach. Schaffst du die geplante Langstreckenfahrt? 950 Kilometer in neun Etappen? Durch das halbe Land radeln? Alleine im Spätsommer, wo die Dämmerung zeitig einsetzt?
TRENTINO–SÜDTIROL
Bei Zweifeln ist die Flucht nach vorne eine gute Wahl. Erstmal Strecke machen. Doch schon der Tourauftakt verleitet zum Bummeln. Zeit, die ich eigentlich nicht habe. Toblach sitzt im Norden Italiens inmitten von Wiesen und umrahmt von hohen Bergen, die die kalten Nordwinde abschirmen. Im Hochpustertal kreuzen sich mehrere Radwege. Einer davon ist die EuroVelo 7. Ihr Namenszusatz »Sonnen-Route« lockt Radler heran.
Jeden Tag ein Stück gen Süden. Toblach liegt bei 46,7° N, das Reiseziel Rom auf 42° N. Ich löse mich vom ersten Panorama. Die Räder rollen los. Lenker mal hier-hin drehen, mal dorthin. Zu einer mittelalterlichen Kirche, einem Kloster oder einer Burg. Der Radweg im Pustertal ist gut ausgebaut und senkt sich in mehreren Geländestufen ab. Die Berge rücken nah an die Route heran, dann wieder weichen sie zurück und geben Platz für Städte. Auf Bruneck folgt Brixen und am Nachmittag das Etappenziel Bozen.
Als ich das Rad über den Waltherplatz schiebe, sind die ersten 115 Kilometer geschafft. Die nahen Gipfel schirmen die Strahlen der tiefstehenden Sonne ab.
LOMBARDEI
Anderentags überrascht Bozen bei der Ausfahrt mit einem tollen Radweg. Er schmiegt sich an den Fluss Ei-sack und durchläuft mehrere Parks. Um 8:30 Uhr bin ich gestartet. Die ersten Renn- und Trekkingradler, Inline-skater und Fußgänger sind schon unterwegs. Es gibt genug Platz für alle. Am südlichen Stadtrand trifft die Sonnen-Route auf den Etschradweg. Er ist breit ausge-baut, asphaltiert und immer wieder laden Rastplätze zu einem Stopp. Die Kilometer lassen sich leicht abspulen. Ob es so bis Rom weitergeht?
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