Die flämischen Frühjahrsklassiker sind fester Bestandteil des Rennkalenders und haben viele Fans. Autor Thomas Pfeiffer zählt dazu und möchte auf seiner Tour Land, Leute und das berüchtigte Kopfsteinpflaster kennenlernen. Rund 500 Kilometer fährt er auf der »Vlaanderen Fietsroute« und entdeckt dabei viel vom Nachbarland – schweißtreibende Anstiege in den Ardennen, waldreiche Schotterpisten und ein Sandsturm inklusive.
Übermütig fahre ich schwungvoll über das Kopfsteinpflaster, mein Gepäck scheppert und die Taschen heben sich bedenklich auf und ab. Erschüttert lenke ich an den Rand und rolle entspannter weiter. Die Pflastersteine liegen gerade; der Mörtel dazwischen ist gut erhalten und nicht verwittert. Die Reihen werden an den Rändern mit großen Gehwegplatten in Form gehalten. Das hier ist Luxus im Vergleich zu den Kopfsteinpflastersektoren der alljährlich stattfindenden Klassiker belgischer Straßenradrennen. Das muss ich mir auch mal ansehen, habe ich mir während der Fernsehübertragungen oft gedacht.
Die Flandern-Route ist ideal, um diesen Teil Belgiens kennenzulernen: Neben Kopfsteinpflasterpassagen erlebt man unterwegs auch viel von der bewegten Vergangenheit und der reichen Kultur. Der Streckenverlauf führt unter anderem durch die flämischen Ardennen und in die flachen Regionen an der Nordseeküste.
WELLIGES HÜGELLAND, WIRTSCHAFTSWEGE UND WALDPASSAGEN
Gestern ging es in Maastricht los, und nach wenigen Kilometern war die Grenze zur belgischen Provinz Limburg erreicht. Die rund 90 Kilometer lange Tagesetappe war anstrengend, doch habe ich zufrieden mein Zelt in der Nähe von Tienen aufgestellt. Unterwegs fiel mir an der Streckenbeschilderung auf, dass ich den GPS-Track der alten Wegführung auf das Navi hochgeladen hatte. Zum Glück ist die Internetverbindung des Campingplatzes gut und der aktuelle Track schnell auf das Gerät übertragen. Trotzdem werde ich ab und zu die alte Streckenführung benutzen, denn auf den ersten 300 Kilometern ist die Auswahl an Campingplätzen gering.
Als heutiges Tagesziel habe ich mir Huldenberg ausgesucht. Wegen der Hitze bin ich schon früh unterwegs und nach den ersten Höhenmetern raste ich in Hoegaarden. Die Getränkekarte des Restaurants bietet eine große Auswahl an Bieren, denn der Flecken ist ein bekannter Bierbrauerort. Für ein helles Witbier ist es mir leider noch zu früh, auch eine Führung durch die nahegelegene Brauerei findet erst am späten Nachmittag statt. Das Sprichwort vom »frühen Vogel« trifft diesmal wohl nicht ganz zu …