GRAVEL-Autor Martin Bissigs Heimatkanton Zug, der fl ächenmäßig kleinste der Schweiz, ist für vieles bekannt: Einheimische behaupten gerne, dass sie hier mitunter einen der schönsten Sonnenuntergänge im ganzen Land, ja sogar in ganz Europa bestaunen dürfen. Bei ausländischen Investoren und Firmen leuchten die Dollar- bzw. Schweizerfranken-Zeichen in den Augen, gilt Zug doch als Steuerparadies schlechthin. Und nicht zuletzt ist es dem Standort durch eine liberale Wirtschaftspolitik gelungen, neue Wirtschaftszweige anzusiedeln. Viele Blockchain-Firmen haben ihren Sitz in Zug und die Region hat sich weltweit in der Szene den Namen als »Crypto-Valley« gemacht. Was aber praktisch noch niemand weiß: Hinter den Toren von Zug liegt ein wahres Gravel-Eldorado mit unzähligen Kilometern von Kieswegen und Forststraßen,die nur darauf warten, von dünnen, grobstolligen Reifen befahren zu werden.
Wir starten unsere Tour in der Zuger Altstadt. Einige der Gebäude hier haben mehr als 800 Jahre auf dem Buckel, die Fahrt über das Kopfsteinpfl aster fühlt sich wie eine kleine Zeitreise an. Nichts lässt hier ahnen, dass nur wenige hundert Meter Luftlinie entfernt Computerspezialisten an den nächsten Blockchain-Innovationen arbeiten.
Nach ein paar wenigen Minuten und Höhenmetern erreichen wir bereits die Stadtgrenze. Wo vorher gerade eben noch Villen standen, die es locker in jeden James-Bond-Film geschafft hätten, weiden nun Kühe zwischen Kirschbäumen. Wir erreichen die Kapelle der Heiligen Verena am Stadtrand und wissen, es liegen jetzt ein paar hundert Höhenmeter vor uns.
Bereits nach 15 Minuten legen wir aber einen ersten Halt ein. Die Sicht auf die Stadt ist zu imposant von hier oben, um sie einfach vorbeiziehen zu lassen. Die Steigung ist gleichmäßig und wir kommen auf der asphaltierten Straße zügig voran, erreichen schon bald die Hochebene auf dem Zugerberg. Im Winter schlängeln sich hier – bei genügend Schnee – Langlaufl oipen durch die Hügel, ein Kinderskilift ist in Betrieb und unser Uphill wird zu einer Schlittenpiste umfunktioniert. Jetzt aber haben wir die Qual der Trailwahl.
Die intensive Bewirtschaftung des Waldes spielt uns in die Gravel-Karten. In stetigem Auf und Ab fahren wir nebeneinander auf gut ausgebauten Kieswegen in Richtung Wildspitz. Links der dichte Wald, rechts ein wunderbarer Weitblick über den Zugersee auf die Rigi.