Radler, die der Burgenstraße durch Franken folgen, kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Denn unterwegs lösen sich romantische Städtchen mit Schlössern und Burgen ab. Das Beste: In einigen kann man übernachten und zumindest für eine Nacht Burgherr spielen.
Jedes Mal, wenn ich durch Rothenburg ob der Tauber streife, lasse ich mich von der Begeisterung der Touristen aus aller Welt anstecken. Wie sie da mit leuchtenden Augen durch die Gassen ziehen, ihre Kameras auf die Türme und die putzigen Fachwerkhäuser richten. Keine Frage, Rothenburg zählt zu den schönsten Kleinstädten Deutschlands. Ich möchte die Zeit zurückdrehen, jene Mittelalterstädtchen aufspüren, die kaum einer kennt. Der Burgenstraßen-Radweg bildet in den nächsten zehn Tagen die Leitlinie.
Flickenteppich im Herzen Europas
Es ist Mitte Oktober. Nach und nach werden an den Bäumen die bunten Blätter abfallen, wie wenn jemand an einem Kalender die Seiten abreißt. Östlich von Rothenburg ob der Tauber geht es in einem stetigen Auf und Ab durch umgepflügte Felder und Streuobstwiesen. Unter den Reifen raschelt das Laub. Im Mittelalter sah das Zentrum Europas aus wie ein Flickenteppich. Hier lag das Heilige Römische Reich. Es bestand aus Königreichen, Herzogtümern, Fürstentümern und Grafschaften.
Jener Kleinstaaterei verdanken wir heute die vielen Burgen, Schlösser und Ruinen. Colmberg, Ansbach, Lichtenau – überall beschützen Festungen eine ansprechende Altstadt. Eine verzückt mich auf Anhieb, Wolframs-Eschenbach, das Tagesziel. Die erste Überraschung der Tour beeindruckt durch seine komplett erhaltene Stadtmauer mitsamt Türmen und Tortürmen.
Ich übernachte in der Alten Vogtei, ein massiger Bau mit Fachwerkgebälk. Im Haus fallen die Wappen mit einem Ritter samt doppeltgeflügeltem Helm auf. Die Symbole erinnern an den Dichter Wolfram von Eschenbach. Sein berühmtestes Werk war der Versroman »Parzival«.
Ein wenig fühle ich mich in den nächsten Tagen wie ein Minnesänger: immer aufWanderschaft, von Hof zu Hof. Ich schaue die Burg Abenberg an, fotografiere in Roth das Markgrafenschloss Ratibor und in Stein das Schloss Faber-Castell. Für die prachtvolle Cadolzburg vollzieht die Route sogar einen Extrabogen.
Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 2/2021 des FAHRRADLAND Deutschland.