Er ist gesäumt von Platanenalleen, geht durch sehenswerte Dörfer und Städte sowie vorbei an unzähligen Schleusen und Brücken: Der Canal du Midi ist eine ausgesprochen abwechslungsreiche und pittoreske Tour, die uns von Toulouse bis ans Mittelmeer führt. Die 240 Kilometer gehören zu Recht zu den schönsten Radwegen Europas.
Da standen wir vor vielen Jahren in der mittäglichen Hitze: eine endlose Schlange von Autos und ein einzelner Radfahrer. Die enge Straße durch die Schlucht war gesperrt, über Stunden bewegte sich der Verkehr keinen Meter. Ein schwerer Unfall hieß es von vorne. Eine Bergung aus der Schlucht. Gemeinsam mit dem Radfahrer saß ich auf der Straßenbrüstung, wir blickten in die Tiefe, gruselten uns und kamen ins Gespräch.
Frankreich als Fahrradland, mehrtägige Touren, die schönsten Strecken in Europa. Er sprach, ich hörte zu. Mein Rad stammte noch aus Kindertagen, fünf Gänge und der erste Satz Bremsbeläge.
»Das mag schon sein, aber der Canal du Midi – you will like it! Das ist ganz einfach und wunderschön. Die schönste Strecke in Europa. Really!« Als die ersten Fahrer die Motoren anließen und wir uns verabschiedeten, hatte mich der Engländer mit seiner Begeisterung angesteckt. Irgendwann würde ich den Canal du Midi radeln.
Daran denke ich, als wir jetzt in Toulouse über einem großen innerstädtischen Wasserbasin stehen, der Port de l’Embouchure. Hier treffen Garonne und Canal du Midi zusammen, wir sind am nordwestlichen Ende des Kanals. Die historische Wasserstraße führt ab hier für 240 Kilometer nach Südosten, bis die Enge des Kanals vor Montpellier in die Unendlichkeit des Mittelmeers übergeht. Im Morgengrauen sind wir durch Toulouse zum offi ziellen Beginn geradelt.
Die Tour hat schon am Vorabend den ersten Pluspunkt gesammelt, denn Toulouse hatte sich als äußerst angenehm erwiesen. Die halbe Stadt saß abends bei einem Fläschchen Bier und diversen Tupperboxen am Ufer der Garonne gesessen, um zu plaudern, zu lachen und zu flirten. Sogar der Pizzabote hatte zwischen den Brücken seine Lieferung ausgefahren. Und jetzt ging es wirklich los! Ein schnelles Beweisbild, Helm auf, Jacke zu, aufsitzen. Noch ein wenig müde, ist mir die Streckenführung von Anfang an sympathisch: einfach am Wasser entlang, ohne auf dem Navi nachsehen zu müssen und ohne Stehenbleiben.
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