Das Bikepacking stammt aus den USA und wer dort zu einer Mehrtagesfahrt aufbricht, merkt schnell: Vieles unterscheidet sich von Europa. Colorado zählt zu den schönsten US-Staaten. Die Landschaft? Grandios und weit. Die Wege? Lang und verschlungen. Eine wilde Fahrt durch das Herz der Rocky Mountains mit Finale im Land der Canyons.
Eine ähnliche Reise im Abstand von sechs Jahren zu fahren scheint wenig Sinn zu ergeben. Doch wenn die Spielwiese für die Radtour Colorado heißt, kann man auch dutzende Male starten und wird stets aufs Neue berauscht. So geht es mir am Stadtrand von Fort Collins. Die erste Fahrt war ein Farbrausch zum Indian Summer. Jetzt, Anfang August, blüht und grünt es in den Rocky Mountains, und die hohen Passstraßen sind schneefrei.
EIN HAUCH PRÄRIE
Auf meiner ersten Ausfahrt begleiten mich Whitney und Zack Allison, Gravelrennfahrer und Besitzer eines Radladens in Fort Collins. Die Stadt erobert schnell das Herz eines jeden Radlers. Alle Straßen folgen einem Schachbrettmuster, viele mit Radspur. Über diese ziehen wir zu dritt zum nördlichen Stadtrand. In den Parks gibt es separate Wege aus roten Platten, die zu kleinen Seen und Flüssen führen. Überall wird gejoggt und geradelt.
Fort Collins liegt am Ostfuß der Rocky Mountains, an der Northern Front Range, am Übergang zu den Great Plains, der Prärie. Wir passieren einige Farmen, dahinter wechselt der Belag von Asphalt zu feinem Schotter. Whitney und Zack geben das Tempo vor, ich folge freudig. Ringsum sanfte Hügel, oben ein weiß-blauer Himmel. Vor uns fächern sich mehrere Trails auf, kurvig angelegt und von Steinen befreit.
Wir cruisen durch Büsche und hohes Gras, gefolgt von einer Passage am Horsetooth Reservoir. Der dunkelblaue Stausee breitet seine Arme in die Hügel aus. Anschließend lassen wir die Räder laufen und sausen eine Abfahrt hinab. Auf den letzten Kilometern Richtung Fort Collins verdunkelt sich der Himmel. Zum Glück kennen meine Begleiter den kürzesten Weg zurück ins Zentrum. Dort ziehen wir vor dem Radladen die Bremsen.