Cyclocross – ein alter Trend erwacht zu neuem Leben

Schnittig wie ein Rennrad und waldtauglich wie ein Mountainbike – so lässt sich das Cyclocross in wenigen Worten beschreiben. Eine neue Erfindung ist dieses Fahrrad nicht, allerdings erfreut es sich aktuell einer immer größeren Beliebtheit. Wie es einst als Wintervariante des Rennrads erfunden wurde, verrät dieser Beitrag, der einen Blick in die Geschichte und auf den aktuellen Cyclocross-Hype wirft.

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Abbildung 1: Das Cyclocross ist ein Mix aus einem Rennrad und einem Mountainbike. Der Rahmen erinnert an ein schnittiges Rennrad; die Räder, die an ein Mountainbike erinnern, machen das Fahrrad auch geländetauglich. pixabay.com © Mecksite (CC0 Public Domain)

Ein Blick in die Historie: Das erste Querfeldeinrad entstand aus der Not heraus

Hierzulande ist es noch ein eher wenig bekannter Begriff, doch im Rahmen des aktuellen Trends tauchen Cyclocross-Räder immer mehr bei spezialisierten Anbietern auf und sind auch auf Radwegen und auf Trails immer häufiger anzutreffen. Doch was steckt genau dahinter?

Wer eine wortwörtliche Übersetzung für das „Cyclocross“ sucht, der landet schnell beim „Querfeldeinrad“. Diese Übersetzung beschreibt zumindest die Optik dieses besonderen Zweirades ganz gut, denn ein Cyclocross ist ein Mix aus Mountainbike und Rennrad. Woher das kommt? Im Grunde entstand das Cyclocross aus der Not heraus – und zwar aus der Not der Rennradfahrer heraus. Diese mussten eigentlich ihre Saison beenden, wenn die Bodenverhältnisse ein Radeln auf den dünnen Rennradreifen nicht mehr ermöglicht haben. Doch eben das wollten sie nicht.

Die Idee, das Rennrad wintertauglich zu machen, wurde vor zig Jahren vergleichsweise simpel umgesetzt, denn der Rennradrahmen wurde kurzerhand mit dickeren Reifen ausgestattet. In der Folge dieser Winter-Anpassung musste die Bremse runter, um einer Cantibremse (samt Cantisockel) Platz zu machen. Nach diesen simplen Schritten war das erste Querfeldeinrad geboren, das auch eben diesen recht einleuchtenden Namen trug.

Aus der Winter-Variante des klassischen Rennrads wurde schnell ein Rennrad mit dickeren Reifen, denn so ganz wollten die Rennradfahrer auch in der nasskalten Jahreszeit nicht auf Rennen und Wettkämpfe verzichten. Was folgte, war ein wahrer Hype auf das Geländeradfahren – und zwar weit vor der Erfindung des Mountainbikes. Damals strampelten sich Mike Kluge, Rolf Wolfshohl und Klas-Peter Thaler auf das Siegerpodest.

Cyclocross heute: Die Sieger tragen unbekanntere Namen

In Deutschland ist Cyclocross eine eher unbekannte Größe; in den Niederlanden und Belgien hingegen ist dieser Radrennsport deutlich bekannter. Eben dort punkten auch Marcel Meissen und Sascha Weber mit guten Leistungen. Zwischen dem Cyclocross, das im Rennen gefahren wird, und dem Freizeitfahrrad liegen vor allem Unterschiede in puncto Material und Konstruktion. Der Allrounder ist eher für das lockere Training im Winter geeignet, kann aber auch im Sommer gefahren werden. Die Geometrie lässt sich eher als gemäßigt beschreiben. Das aggressivere Cyclocross ist eindeutig für die Rennstrecke gemacht.

Cyclocross-Räder sind heute wettkampf- und freizeittauglich

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Abbildung 2: Der Lenker ist das Bauteil, das Cyclocross und Randonneur recht ähnlich wirken lässt. 
pixabay.com © pbFRS (CC0 Public Domain

Vor allem technisch hat sich viel beim Cyclocross getan: Rahmen aus Alu und Carbon zeichnen die neueste Generation der Cyclocrossräder aus, Scheibenbremsen und eine 11-fach Schaltung würden das Fahrrad wettbewerbstauglich machen – wenn der Besitzer sich das wünscht. Wem hingegen mehr an einem komfortablen Sitz gelegen ist, der darf die Sitzposition verändern oder vielleicht sogar einen Vorbau andocken. An dieser Stelle erinnert das Cyclocross optisch ein wenig an eine Randonneur.

  • Im Unterschied zum klassischen Rennrad ist das Cyclocross um ein bis zwei Zentimeter kürzer am Oberrohr. Das freut die Radler vor allem deswegen, weil das Fahrrad dadurch deutlich weniger wird. Das niedrigere Steuerrohr macht das Cyclocross zum möglichen Wettbewerbsbike, denn mit einem niedrigen Steuerrohr kommt der Radler viel weiter nach unten.
  • Mit Blick auf den Antrieb zeigen sich am Cyclocross häufig Antriebe von Shimano, SRAM und Campagnolo, wobei vor allem Shimanos aus dem Rennradsegment stammen.
  • Ein Blick auf die Bremsen beim Cyclocross zeigt: Hier haben sich 140er oder 160er Scheibenbremsen durchgesetzt – Steckachse und Scheibenbremsenaufnahme sind die logische Folge für die Ausstattung der Bremse beim Cyclocross.
  • Im Unterschied zum klassischen Rennrad liegt die Kettenblattgröße hier meist bei einer 46/36 Abstufung, die sich aufgrund der Geschwindigkeit auf dem Cyclocross bestens etabliert hat. Der im Vergleich zum Rennrad kleinere Zahnabstand von zehn Zähnen (im Vergleich zu 13 bis 16 Zähnen bei einem Rennrad) sorgt für ein flüssiges Fahrverhalten beim Cyclocross. Der Geländetipp der Experten lautet: ein 34er Blatt vorne und ein 32er (oder 34er) Schaltwerk Wer im Rennsport aktiv werden möchte, wird auf ein Kettenblatt mit 38 bis 42 Zähnen setzen (in Kombination mit einem 11-32- oder 11-36-Zähne-Ritzel). Denkbar sind auch Schaltwerke mit Schwungdämpfer; diese Technik stammt aus dem Mountainbike-Bereich

Hier kommt das Cyclocrossrad zum Einsatz

Rennradfahrer nutzen das Cyclocrossrad gerne zum Ausdauertraining – und zwar unabhängig von den Straßen- und Wetterverhältnissen. Im Vergleich zum Offroad-Klassiker hat das Cyclocrossrad einen entscheidenden Vorteil, denn er ist leichtgängiger und bringt seinen Fahrer deutlich leichter durch Gelände als auf einem schwereren Mountainbike (von den kleineren Dreckbatzen, die das Cyclocross aufwirbelt einmal ganz zu schweigen). Hinzu kommt der Vorteil, dass das Stollenprofil eines Cyclocross einem Rennrad ziemlich ähnlich ist, wodurch das Cyclocross auch auf Asphalt einfacher zu fahren ist als das schwerere Mountainbike. Ein klassisches Winterrad muss das Cyclocrossrad übrigens nicht werden, denn wer im Sommer damit einen Mountainbike-Trail bezwingt, wird auch an diesem wieder wachsen, denn die Anforderungen ändern sich aufgrund von Beschaffenheit, Konstruktion und Ausstattung des Rades.

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Für Jeden Anspruch etwas dabei

»Egal, ob mit Gravelbike, Mountainbike oder E-Bike, genießen wird man die Gravel Austria auf jeden Fall«, stellt Sebastian fest. Oberösterreich ist mit vielen Trails und losem Untergrund möglicherweise eher für Mountainbikes geeignet. Die Strecke durch Tirol kann hingegen größtenteils sogar mit dem Rennrad befahren werden, während die Strecke in Niederösterreich rund 35 Prozent, in Vorarlberg rund 30 Prozent Gravelanteil hat. Auch Felix war durch Niederösterreich auf einem Gravelbike mit etwas breiteren Reifen und einer Federgabel unterwegs. Technisch sei es so gut fahrbar gewesen. »Wenig Straße, viele Feldwege, tolle Landschaft«, fasst Felix zusammen.

 

Kathrin, eine Outdoor-Bloggerin, die in den Niederlanden lebt, fuhr wiederum auf einem Reiserad mit Gravellenker von Ost nach West durch Tirol. Auch sie bestätigt: Österreich ist total auf Fahrradfahrer eingestellt. »Die Infrastruktur in den Kitzbühler Alpen und im Inntal ist hervorragend. Ich musste wenig vorplanen und habe immer spontan eine Unterkunft gefunden«, weiß sie zu berichten. Die Unterkünfte, die sie angesteuert hatte, verfügten über Werkstätten und Ski- bzw. Fahrradkeller. Da die Grenze nach Tirol auf einem Bergpass liegt, ist Kathrin in Zell am See im Salzburger Land gestartet. »Aus den 3.000 Kilometern Gesamtroute kann man sich diejenigen Abschnitte heraussuchen, die am besten auf die Kondition passen«, lobt sie. Aber auch die Jahreszeit und das Wetter können den individuellen Zuschnitt der Strecke beeinflussen.

Im Inntal kann es zum Beispiel sehr heiß werden. Der höchste Punkt der Strecke durch Tirol liegt um die 1.300 Meter und ist oft schon im frühen Herbst und bis Anfang des Sommers schneebedeckt. »Man lernt so unglaublich viel über das Land«, resümiert Kathrin. Sie war besonders beeindruckt vom schicken Ambiente in Kitzbühel. Die Essenz der Radtour durch Österreich war für sie, »dass man einfach in der Früh aufwachen und ohne viel zu planen losfahren kann und dabei weiß, dass man am Abend eine tolles Hotel finden wird und nicht in einer Sackgasse landet.«

Gutes Essen, tolle Landschaften, tolle Menschen und unendlicher Schotterspaß: Österreich ist wie geschaffen für das Graveln und die Gravel Austria die einzigartige Möglichkeit, das ganze Land auf zwei Rädern zu erleben.

Von See zu See durchs Salzburger Land

Im Folgejahr führte die Gravel-Route Sebastian durchs imposanten Salzburger Land von See zu See und von Wasserfall zu Wasserfall. Die Gravel Austria führt auf ihrem Rundkurs, der grob die Grenzen des Landes nachzeichnet, gleich zwei Mal durch das österreichische Bundesland. Sebastian fuhr von Saalbach zum Salzkammergut mit Auftakt auf einem aussichtsreichen Höhenweg. Flowig wurde es auf dem Asitztrail in Leogang. Später wartete nach jedem Anstieg ein Postkartenmotiv: Die Mandlwände am Hochkönig, die imposante Dachstein-Südwand, die Serpentinen der alten Postalmstraße im Tennengau sowie der Wolfgangsee und Fuschlsee.

Der südliche, rund 90 Kilometer lange Abschnitt, führt vom Großglockner nach Mittersill und dort zum Abschluss über den Pass Thurn insgesamt rund 900 Höhenmeter bergauf. Startet man die Gravel Austria im Nordwesten, am Bodensee, und fährt von West nach Ost, dann ist die Südvariante der Rückweg.
Im Anschluss an das Salzburger Land radelte Sebastian gleich weitere 450 Kilometer und mehr als 8.000 Höhenmeter durch Oberösterreich. Die Strecke, deren Gravelanteil knapp 30 Prozent beträgt und die sonst über asphaltierte Wege und Straßen verläuft, hat kaum einen ebenen Kilometer aufzuweisen. Lediglich entlang einer der vielen schönen Seen oder Flüsse kann man kurzzeitig durchatmen. Unbestrittene Höhepunkte sind der Mondsee im ersten Abschnitt der Tour sowie die Kulturhauptstadt 2024, Bad Ischl, die im letzten Drittel auf einem Abstecher erreichbar ist. Zwischendrin geht es auf einer Schleife durch das Innere Salzkammergut mit der Flussregion Traun, den Kalkalpen und seinen unzähligen kleineren und größeren Seen.

Das Innviertel, das man auf der Gravel Austria ebenfalls durchfährt, wirbt für sich mit der größten Dichte an Brauereien in Österreich. Durst hat man beim Auf und Ab in der hügeligen Landschaft definitiv immer. Besonders idyllisch ist auch der Abschnitt durch das Mühlviertler Granitland. Der abwechslungsreiche Wegemix durch den Böhmerwald verläuft zunächst an der österreichisch-tschechischen Grenze entlang und macht sogar einen kleinen Schlenker nach Tschechien. Mit der Überquerung der höchsten Passstraße Österreichs, dem Koblpass, schafft man den Sprung hinüber nach Niederösterreich.

Pässe, Dörfer und Flussradwege

Ganz anders war die Herangehensweise von Sebastian aus Hamburg, der diesen Sommer durch das Salzburger Land und Oberösterreich geradelt ist und somit Österreich von West nach Ost durchquert hat. Schon im Vorjahr hatte er die damals von der Österreich Werbung ganz neu eingerichtete Gravel Austria auf dem Abschnitt von Bregenz bis zum Traunsee ausprobiert. Seine Erlebnisse hat er in einer Folge seines Podcasts »Off the Path« präsentiert. »Ich war überrascht, wie unglaublich abwechslungsreich das Land ist«, erzählt er. Man radelt über Pässe, durch Dörfer oder auf Flussradwegen und ist dabei stets ganz nah an der Natur.

Sebastian hat seine Radreise im Gegensatz zu Felix ganz langsam angefangen. Am ersten Tag hatte er etwas über 20 Kilometer auf dem Tacho, dann etwas über 30 Kilometer, um am Ende seiner insgesamt 12-tägigen Tour mit insgesamt 1.400 Kilometern Strecke schließlich auch 100 Kilometer und rund 2.000 Höhenmeter am Tag zu schaffen. »Am dritten Tag gewöhnt sich der Körper daran«, stellte er fest.

»Dadurch, dass man jederzeit und überall Unterkünfte bekommt, kann man sich komplett an seine Fitness und das Wetter anpassen«, zeigt er sich begeistert. Auf dem Abschnitt von Bregenz bis zum Traunsee, hatte er lediglich in besonders touristischen Orten wie am Achensee, am Wolfgangsee oder in Bregenz Probleme bei der Unterkunftssuche. »In Oberösterreich wurde es ein wenig dünner und ich habe festgestellt, dass ich besser hätte planen müssen. Dennoch muss ich sagen, dass Österreich, was die Infrastruktur betrifft, ein Traum ist«, weiß der Podcaster zu berichten, der auf seinen Touren mit Hitze genauso wie mit Regen zu kämpfen hatte. Die Kombination aus teils steilen Anstiegen, losem Untergrund und wechselnden Wetterbedingungen macht jede Etappe zu einer Herausforderung. Besonders in den Alpen kann das Wetter schnell umschlagen, und plötzlich findet man sich in dichtem Nebel oder einem unerwarteten Regenschauer wieder. Je nach Abschnitt und Höhe kann man jedoch schon früh im Jahr fahren. Felix’ höchster Punkt auf der Tour lag zum Beispiel auf 1.400 Meter Höhe, wo ein eisiger Wind ihn erwartete.

Insbesondere die rund 260 Kilometer lange Strecke durch Vorarlberg, die Sebastian zur Hälfte gefahren ist, ist außerhalb der Sommersaison nur unter Vorbehalt zu empfehlen: Kops und das Ganifer Tal liegen sehr hoch und werden nicht geräumt. Bis Juni kann hier Schnee liegen, außerdem gilt der erste Abschnitt beim Stausee Kops als äußerst herausfordernd, da er bergab sehr steil ist. Dieses kurze Stück sollte bei Eisgefahr unbedingt geschoben werden. Nach dieser atemberaubenden Abfahrt rollt man dann aber entlang der Ill gemütlich bergab durch das Haupttal des Montafon und tritt dann wieder mit hoher Frequenz bergauf über das Laternsertal bis nach Übersaxen. Den anschließenden etwas steileren Abschnitt von Götzis hinauf zur Emser-Hütte, wo eine wunderbare Fernsicht bis zum Bodensee für die brennenden Waden entschädigt, kann man auch umfahren.

Auch der von Sebastian gewählte Abschnitt vom Bodensee aus beginnt knackig mit einem fordernden Anstieg von Bregenz in Richtung Pfänder, auf den eine spannende Gravel-Abfahrt in den Bregenzerwald folgt. Weiter geht es von Bizau nach Mellau und über das wunderschöne Hochplateau am Fuß der Kanisfluh nach Au. Nach Schoppernau beginnt der längste Anstieg der Tour in Richtung Warth.

Am letzten Tag sind die Beine eingefahren

Nach einem Ost- und einem Südschwenk verlässt die Gravel Austria Tour Niederösterreich, um bei St. Sebastian an drei einladenden Badeseen vorbeizuführen. Felix kühlte sich am Fluss-Strandbad in Hollenstein die heißgelaufenen Füße ab. Nur kurz, wie er betont, denn der sportliche Streckenzuschnitt, den er gewählt hatte (fünf Tage für 528 Kilometer), ließ nicht allzu viele Pausen zu. Von Hollenstein kann, wer sich dort doch länger aufhalten möchte, die Abkürzung über den Ybbstalradweg nach Göstling nehmen und damit einige Höhenmeter sparen.

Nach einem kurzen Abstecher nach Mariazell führt die Route dann entlang der Traisen Richtung Norden und weiter durch das Gölsental, die Region Elsbeere Wienerwald und durch den Biosphärenpark Wienerwald bis nach Klosterneuburg. Hier wird die Landschaft wieder sanfter, rollt man teilweise gemütlich dahin, während die Postkartenpanoramen an einem vorbeiziehen. »Es war malerisch mit den endlosen Fernblicken«, schwärmt Felix. Die Anstiege, so Felix, haben es in sich, aber die Aussichten lohnen sich jedesmal.

Besonders beeindruckend fand Felix das Wahrzeichen des Mostviertels, die barocke Basilika des Sonntagberges, die man auf einer Panoramastraße erreicht. Durch unberührte Wälder, über Bergrücken mit Traumaussichten und zahlreiche urige Dörfer geht der Weg weiter nach Nordosten und vorbei an Lilienfeld bis zur Donau bei Wien. Die Hauptstadt wird in einem großen Bogen im Süden umfahren, wobei ein Abstecher in die City sich durchaus lohnt. Für Felix und seinen Gravelpartner liegt der Vorteil der letzten Etappe genau darin, dass man sich zwar in der Natur aufhält, aber dennoch jederzeit in die Stadt abbiegen und die Tour somit flexibel beenden kann.

»Am letzten Tag waren die gröbsten Höhenmeter raus und die Beine eingefahren«, erinnert sich Felix an die letzte Etappe bis zur Grenze zum Burgenland. Hier hatte er trotz schlechter Witterung, Nebel und Regen besonders große Freude. Die Sinneseindrücke, Vogelstimmen, Gerüche nahm er intensiv wahr. Letztlich sind es die kleinen Genussmomente, wie das Füßekühlen in der Ybbs, die Nacht in Göstling, ein Stopp am See in Lunz, die sich auf dieser Tour tief in das Gedächtnis eingraben.

Knackige Anstiege mit tollen Aussichten

Vor allem die ständig wechselnden Landschaftseindrücke sollte man in Ruhe auf sich wirken lassen: Die Strecke durch das nordöstliche Bundesland startet in Liebenstein in der Gemeinde Liebenau, noch in Oberösterreich. Die Tour führt zunächst durchs Waldviertel, das als ehemaliger Bestandteil der sogenannten »Böhmischen Masse« als ältestes Gebirge Österreichs gilt. Mit ihren wilden Fluss- und Moorlandschaften, sanften Hügeln und dichten Wäldern, die von einem engmaschigen Netz an Waldwegen durchzogen werden, ist die Region ein Graveltraum. Mit stetem Auf und Ab tritt man entlang des Granit-Trails Richtung Donau. In Ybbs stößt man auf den Donauradweg, dem man hier bis nach Wien folgen könnte. Abenteuerlicher, wenn auch nicht so bequem ist es, den Umweg über die Schotterpisten und flowigen Trails der Gravel Austria zu nehmen.

Über Waidhofen an der Ybbs geht es nach Süden in den Natur- und Geopark Steirische Eisenwurzen. Die kulturhistorisch bedeutende Region, deren Namen sich von der jahrhundertelangen Tradition der Eisenverarbeitung und Eisenproduktion ableitet und die sich über Teile der Steiermark, Oberösterreichs und Niederösterreichs erstreckt, ist vor allem ein bekanntes Ziel für Mountainbiker. Mit dem Gravelbike hat man auf den Schotter- und Waldwegen zu Almen, Wildwasserflüssen und malerischen Bergdörfen sowie auf einigen anspruchsvollen Abfahrten aber genauso viel Freude.

Start/Ziel
z. B. Wien oder Innsbruck
Aufstieg
51.000 Hm
Strecke
3.000 km

Dauer
14–35 Tage

Beste Zeit
Frühsommer bis Herbst

CHARAKTER
Die Gravel Austria zeigt auf jedem Abschnitt und in jedem Bundesland (nur das Bundesland Wien wird ausgespart) einen anderen Charakter, so dass jeder die für seine Ansprüche passende Teilstrecke finden kann. Die Gesamtstrecke muss allerdings als sehr anspruchsvoll eingeordnet werden, da sie auf vielen Etappen ein sehr sportliches Höhenprofil aufweist. Die Länge der Etappen kann sehr individuell zugeschnitten werden, da sich überall viele Unterkunftsoptionen bieten. Die über 3.000 Kilometer lange Tour führt überwiegend über Schotterpisten; es sind aber durchaus auch längere Abschnitte auf verkehrsarmen Nebenstraßen sowie der eine oder andere Singletrail enthalten. Die abwechslungsreichen Streckenabschnitte führen durch einmalige Berg-, Wald- und Seenlandschaften. 14–35 Tage sollte man für die Gravel-Austria-Route einplanen.
to.austria.info/gravel

ÜBERNACHTEN
In der Komoot-Collection zu Gravel Austria und auf der Homepage der Österreich Werbung finden sich übrigens auch zu jedem Abschnitt Tipps für besonders fahrradfreundliche Unterkünfte.
austria.info/de/aktivitaeten/radurlaub-in-oesterreich/gravelbiken

ANREISE
Die größeren Städte entlang der Gravel Austria sind hervorragend mit dem Zug erreichbar. Nicht nur innerhalb Österreichs kommt man mit der Bahn gut von einer Etappe zur anderen. Auch von Deutschland aus gibt es sogar Direktverbindungen von München nach Innsbruck. Die Mitnahme von Fahrrädern ist in den Zügen der ÖBB grundsätzlich möglich. In Fernverkehrszügen muss man einen Fahrradstellplatz reservieren. Wien, Salzburg und Innsbruck erreicht man zudem auch mit dem Flugzeug.
oebb.at

BESTE ZEIT
Die beste Reisezeit für die komplette Tour ist der Sommer. Die tiefer gelegenen Abschnitte können auch im Frühjahr und Herbst befahren werden. Auf den Alpenpässen kann es dann jedoch noch/schon schneien. Im Sommer sollte man Unterkünfte vorbuchen.

ABSCHNITTE
Vorarlberg
Strecke: 250 km
Auf-/Abstieg: 6.260 Hm/6.590 Hm
Dauer: ca 3–5 Tage
Start/Ziel: Stausee Kops/Warth
Charakter: Der Abschnitt enthält ca. 30 % Gravel-Anteil. Die maximale Steigung liegt bei ungefähr 20 %. Der erste Abschnitt beim Stausee Kops gilt als herausfordernd, da er bergab sehr steil ist. Die Etappe ist erst ab Mitte Mai/Juni empfohlen, da höher gelegene Abschnitte bei Kops und im Ganifer Tal nicht geräumt werden.

Tirol
Strecke:
166 km
Auf-/Abstieg: 3.260 Hm/2.160 Hm
Dauer: 2–3 Tage
Start/Ziel: Warth/Spielberghaus bei Kössen
Charakter: Die mittelschwere bis schwere Tour führt von Warth durchs Lechtal bis Ehrwald, dann durch das Gaistal und zuletzt anspruchsvoll durch das Karwendelgebirge und schließlich ins schicke und charmante Kufstein.

Salzburger Land
Strecke: 258 km
Auf-/Abstieg: 5.800 Hm/6.640 Hm
Dauer: 3–5 Tage
Start/Ziel: Spielberghaus bei Kössen/
St. Lorenz am Mondsee
Charakter: Der Gravelanteil der Strecke, die das Salzburgerland von West nach Ost quert und mit einem aussichtsreichen Höhenweg über Saalbach startet, beträgt rund 35 %, der Rest sind asphaltierte Wege und Straßen. Es gibt kaum flache Abschnitte. Der Wolfgang- und der Fuschlsee sind nur zwei von vielen Höhepunkten.

Oberösterreich
Strecke:
445 km
Auf-/Abstieg: 8.230 Hm/7.730 Hm
Dauer: 5–9 Tage
Start/Ziel: St. Lorenz am Mondsee/ Liebenstein
Charakter: Die schwierige Strecke durch Oberösterreich mit großem Anteil (30 %) an Schotter und einigen Singletrails startet fulminant am Mondsee. In einer Schleife geht es durchs Innere Salzkammergut und später über steile Abschnitte ins Mühlviertel. Besonders abwechslungsreich sind die Wege im Böhmerwald.


Niederösterreich
Strecke: 523 km
Auf-/Abstieg: 9.080 Hm/9.900 Hm
Dauer: 5–10 Tage
Start/Ziel: Liebenstein/Wien, Schwadorf
Charakter: Der Gravelanteil dieses schwierigen Abschnitts beträgt 35 %; Singletrails machen 10 % aus. Eine vielfältige Landschaft, abwechslungsreiche Wege, radkompetente Gastgeber werden auf der Strecke, die zunächst durchs Waldviertel führt, geboten. Entlang des Granit-Trails geht es Richtung Donau, später durch die Region Elsbeere Wienerwald und durch das Biosphärenreservat Wienerwald bis nach Klosterneuburg. Wien wird an der Stadtgrenze entlang im Süden umrundet.

Burgenland
Strecke: 347 km
Auf-/Abstieg: 3.160 Hm/3.060 Hm
Dauer: 3–6 Tage
Start/Ziel: Wien, Schwabdorf/Neustift
Charakter: Überwiegend befestigte Wege. Der Abschnitt bis Oslip ist flach und führt entlang des Naturpark Neusieder See-Leithaberg. Die Tour führt mit einigen Anstiegen kurzzeitig durch Ungarn. Der letzte Abschnitt ab Lockenhaus ist anspruchsvoller.

Steiermark
Strecke: 165 km
Auf-/Abstieg: 1.890 Hm/1.800 Hm
Dauer: 1–3 Tage
Start/Ziel: Neustift/Lavamünd
Charakter: Die Tour, die etwa 40 Kilometer über Schotter und 125 Kilometer auf Asphalt verläuft, führt entlang der burgenländisch-steirischen Grenze auf dem Themenradweg R12. Der Abschnitt durch die Südsteiermark bis nach Bad Radkersburg ist relativ eben. Über den Murradweg und die Südsteirische Weinstraße geht es weiter Richtung Slowenien und letztlich über die Grenze ins Drautal.

Kärnten
Strecke: 295 km
Auf-/Abstieg: 4.200 Hm/2.050 Hm
Dauer: 4–7 Tage
Start/Ziel: Lavamünd/Großglocknerpass
Charakter: Die Tour führt zunächst entlang des Drauradwegs, der zu 50 % geschottert, zu 50 % asphaltiert ist. Das letzte Drittel des Wegs führt über die Großglockner-Passstraße, was trotz des asphaltierten Untergrunds eine ernsthafte Herausforderung ist.

Salzburger Land (Rückweg)
Strecke: 87 km
Auf-/Abstieg: 890 Hm/2.130 Hm
Dauer: 1–2 Tage
Start/Ziel: Großglocknerpass/Thurn
Charakter: Der Abschnitt, der das Salzburger Land diesmal von Ost nach West quert, wird durch die Abfahrt auf der Großglocknerstraße eröffnet. Bis auf den Aufstieg nach Thurn am Ende ist das Radfahren hier eher gemächlich. Die Strecke führt durch einen längeren Tunnel, in dem ein Fahrradlicht erforderlich ist.

Tirol (Rückweg)
Strecke: 289 km
Auf-/Abstieg: 3.730 Hm/3.190 Hm
Dauer: 3–3‚5 Tage
Start/Ziel: Liebenstein/Wien, Schwabdorf
Charakter: Die Strecke, die Tirol von Ost nach West quer und überwiegend auf Schotter (50 %), aber auch über Singletrails (10 %) führt, beginnt mit einem knackigen Aufstieg zum Gauxjoch und einer anschließenden steilen Abfahrt auf losem Untergrund. Später führen gut ausgebaute Radwege und Straßenabschnitte ins Inntal. Über den Inntalweg geht es ohne Schwierigkeit nach Innsbruck. Ab Landeck wird es hügeliger und geht stets bergauf bis zum Stausee Kops auf 1.800 Meter Höhe.

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