Schnittig wie ein Rennrad und waldtauglich wie ein Mountainbike – so lässt sich das Cyclocross in wenigen Worten beschreiben. Eine neue Erfindung ist dieses Fahrrad nicht, allerdings erfreut es sich aktuell einer immer größeren Beliebtheit. Wie es einst als Wintervariante des Rennrads erfunden wurde, verrät dieser Beitrag, der einen Blick in die Geschichte und auf den aktuellen Cyclocross-Hype wirft.
Abbildung 1: Das Cyclocross ist ein Mix aus einem Rennrad und einem Mountainbike. Der Rahmen erinnert an ein schnittiges Rennrad; die Räder, die an ein Mountainbike erinnern, machen das Fahrrad auch geländetauglich. pixabay.com © Mecksite (CC0 Public Domain)
Ein Blick in die Historie: Das erste Querfeldeinrad entstand aus der Not heraus
Hierzulande ist es noch ein eher wenig bekannter Begriff, doch im Rahmen des aktuellen Trends tauchen Cyclocross-Räder immer mehr bei spezialisierten Anbietern auf und sind auch auf Radwegen und auf Trails immer häufiger anzutreffen. Doch was steckt genau dahinter?
Wer eine wortwörtliche Übersetzung für das „Cyclocross“ sucht, der landet schnell beim „Querfeldeinrad“. Diese Übersetzung beschreibt zumindest die Optik dieses besonderen Zweirades ganz gut, denn ein Cyclocross ist ein Mix aus Mountainbike und Rennrad. Woher das kommt? Im Grunde entstand das Cyclocross aus der Not heraus – und zwar aus der Not der Rennradfahrer heraus. Diese mussten eigentlich ihre Saison beenden, wenn die Bodenverhältnisse ein Radeln auf den dünnen Rennradreifen nicht mehr ermöglicht haben. Doch eben das wollten sie nicht.
Die Idee, das Rennrad wintertauglich zu machen, wurde vor zig Jahren vergleichsweise simpel umgesetzt, denn der Rennradrahmen wurde kurzerhand mit dickeren Reifen ausgestattet. In der Folge dieser Winter-Anpassung musste die Bremse runter, um einer Cantibremse (samt Cantisockel) Platz zu machen. Nach diesen simplen Schritten war das erste Querfeldeinrad geboren, das auch eben diesen recht einleuchtenden Namen trug.
Aus der Winter-Variante des klassischen Rennrads wurde schnell ein Rennrad mit dickeren Reifen, denn so ganz wollten die Rennradfahrer auch in der nasskalten Jahreszeit nicht auf Rennen und Wettkämpfe verzichten. Was folgte, war ein wahrer Hype auf das Geländeradfahren – und zwar weit vor der Erfindung des Mountainbikes. Damals strampelten sich Mike Kluge, Rolf Wolfshohl und Klas-Peter Thaler auf das Siegerpodest.
Cyclocross heute: Die Sieger tragen unbekanntere Namen
In Deutschland ist Cyclocross eine eher unbekannte Größe; in den Niederlanden und Belgien hingegen ist dieser Radrennsport deutlich bekannter. Eben dort punkten auch Marcel Meissen und Sascha Weber mit guten Leistungen. Zwischen dem Cyclocross, das im Rennen gefahren wird, und dem Freizeitfahrrad liegen vor allem Unterschiede in puncto Material und Konstruktion. Der Allrounder ist eher für das lockere Training im Winter geeignet, kann aber auch im Sommer gefahren werden. Die Geometrie lässt sich eher als gemäßigt beschreiben. Das aggressivere Cyclocross ist eindeutig für die Rennstrecke gemacht.
Cyclocross-Räder sind heute wettkampf- und freizeittauglich
Abbildung 2: Der Lenker ist das Bauteil, das Cyclocross und Randonneur recht ähnlich wirken lässt.
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Vor allem technisch hat sich viel beim Cyclocross getan: Rahmen aus Alu und Carbon zeichnen die neueste Generation der Cyclocrossräder aus, Scheibenbremsen und eine 11-fach Schaltung würden das Fahrrad wettbewerbstauglich machen – wenn der Besitzer sich das wünscht. Wem hingegen mehr an einem komfortablen Sitz gelegen ist, der darf die Sitzposition verändern oder vielleicht sogar einen Vorbau andocken. An dieser Stelle erinnert das Cyclocross optisch ein wenig an eine Randonneur.
- Im Unterschied zum klassischen Rennrad ist das Cyclocross um ein bis zwei Zentimeter kürzer am Oberrohr. Das freut die Radler vor allem deswegen, weil das Fahrrad dadurch deutlich weniger wird. Das niedrigere Steuerrohr macht das Cyclocross zum möglichen Wettbewerbsbike, denn mit einem niedrigen Steuerrohr kommt der Radler viel weiter nach unten.
- Mit Blick auf den Antrieb zeigen sich am Cyclocross häufig Antriebe von Shimano, SRAM und Campagnolo, wobei vor allem Shimanos aus dem Rennradsegment stammen.
- Ein Blick auf die Bremsen beim Cyclocross zeigt: Hier haben sich 140er oder 160er Scheibenbremsen durchgesetzt – Steckachse und Scheibenbremsenaufnahme sind die logische Folge für die Ausstattung der Bremse beim Cyclocross.
- Im Unterschied zum klassischen Rennrad liegt die Kettenblattgröße hier meist bei einer 46/36 Abstufung, die sich aufgrund der Geschwindigkeit auf dem Cyclocross bestens etabliert hat. Der im Vergleich zum Rennrad kleinere Zahnabstand von zehn Zähnen (im Vergleich zu 13 bis 16 Zähnen bei einem Rennrad) sorgt für ein flüssiges Fahrverhalten beim Cyclocross. Der Geländetipp der Experten lautet: ein 34er Blatt vorne und ein 32er (oder 34er) Schaltwerk Wer im Rennsport aktiv werden möchte, wird auf ein Kettenblatt mit 38 bis 42 Zähnen setzen (in Kombination mit einem 11-32- oder 11-36-Zähne-Ritzel). Denkbar sind auch Schaltwerke mit Schwungdämpfer; diese Technik stammt aus dem Mountainbike-Bereich
Hier kommt das Cyclocrossrad zum Einsatz
Rennradfahrer nutzen das Cyclocrossrad gerne zum Ausdauertraining – und zwar unabhängig von den Straßen- und Wetterverhältnissen. Im Vergleich zum Offroad-Klassiker hat das Cyclocrossrad einen entscheidenden Vorteil, denn er ist leichtgängiger und bringt seinen Fahrer deutlich leichter durch Gelände als auf einem schwereren Mountainbike (von den kleineren Dreckbatzen, die das Cyclocross aufwirbelt einmal ganz zu schweigen). Hinzu kommt der Vorteil, dass das Stollenprofil eines Cyclocross einem Rennrad ziemlich ähnlich ist, wodurch das Cyclocross auch auf Asphalt einfacher zu fahren ist als das schwerere Mountainbike. Ein klassisches Winterrad muss das Cyclocrossrad übrigens nicht werden, denn wer im Sommer damit einen Mountainbike-Trail bezwingt, wird auch an diesem wieder wachsen, denn die Anforderungen ändern sich aufgrund von Beschaffenheit, Konstruktion und Ausstattung des Rades.