Pflichttour für Flussliebhaber!
Die Donau zieht sich von ihrer Quelle im Schwarzwald bis ans Schwarze Meer. Wer ihr in Süddeutschland auf dem Fahrrad folgt, erlebt historische Städte, spektakuläre Durchbruchstäler und weite Felder. Thorsten Brönner hat sich zunächst das deutsche Teilstück von Donaueschingen nach Passau vorgenommen.
Text/Bilder: Thorsten Brönner
Da das Donautal wie geschaffen ist zum Radfahren, hat er auf einer weiteren Tour die Strecke von Passau nach Wien in Angriff genommen. Während hier in den Sommermonaten wahre Radler-Karawanen gen Osten ziehen, hat man im Oktober diese Paraderoute fast für sich allein. Und so hat Thorsten die Stille des Herbstes vorgezogen und war begeistert.
Von Donaueschingen nach Passau
Um die Donau ranken sich seit Jahrtausenden packende Geschichten und Mythen. Europas zweitlängster Strom ist eine faszinierende Lebensader, die auf ihrer rund 2.850 Kilometer langen Reise bis zum Schwarzen Meer eine Völkerverständigung auf dem höchsten Niveau vollzieht. Das Gewässer entsteht durch die Vereinigung von Brigach und Breg. Im Donaueschinger Schlosspark schauen zwei Marmorstatuen auf die Donauquelle. Aufmerksame Beobachter sehen, wie die »Mutter Baar« dem jungen Fluss den Weg weist. Die Hochfläche der Baar senkt sich gen Osten und gibt die Reiserichtung vor. »Die Deutsche Donau für Sportliche« lautet der Tourenname. In acht Tagen möchte ich bis hinunter ins knapp 600 Kilometer entfernte Passau strampeln. Ulm, Ingolstadt, Regensburg, Straubing lauten dazwischen die Schlagworte.
Der Radweg liegt noch verlassen da. Die Aprilluft ist angenehm, die Pedale kreisen leicht. Ich sehe mir die »Donauversickerung« an und rolle hinter Mühlheim staunend ins Herz des Naturparks Obere Donau. Hier wusch der urzeitliche Fluss den alpinen Gebirgsbogen der Schwäbischen Alb aus. Zu beiden Seiten erheben sich steile Jurafelsen über 150 Meter aus dem Talboden. Hoch oben nehmen, wie von einem Maler in Szene gesetzt, altehrwürdige Herrschersitze die Logenplätze ein. Der schönste unter ihnen ist das Schloss Sigmaringen. Im Inneren lebt die Geschichte von Hohenzollern-Sigmaringen auf. Es beherbergt neben Kunstschätzen aus neun Jahrhunderten eine der größten privaten Waffensammlungen Europas.
In den nächsten Stunden fallen die Hügel ab. Sie machen Platz für Auwiesen, Felder und die Stadt Ulm. Das Ulmer Münster war noch nicht erdacht, da durchzogen mit der Donau-Nord-Straße und der Albstraße zwei mittelalterliche Handelswege die heutige Universitätsstadt. Vollendet wurde das spätgotische Bauwerk mit seinem 161 Meter hohen Kirchturm Ende des 19. Jahrhunderts. Turmbesteiger, die sich von den 768 Stufen nicht abschrecken lassen, genießen einen Panoramablick auf das Umland der Donau-Doppelstadt.
Ostwärts nach Bayern
Abseits des Flusses steuere ich mitten in das Ferienland Donau-Ries. Donauwörth ist einer der charmanten Etappenorte. Besonders malerisch ist die Reichsstraße. Zu beiden Seiten leuchten die Gebäude im Licht der Abendsonne: Von Backsteinrot, über Maisgelb, Mintgrün bis hin zu Lavendelblau. Die »bayerisch-schwäbische Donauperle an der Romantischen Straße« bleibt zurück. Voraus liegt Neuburg. Dort steht das von Arkaden gesäumte Neuburger Schloss seit fünf Jahrhunderten anmutig am Wasser. Hinter den dicken Schlossmauern residiert die Staatsgalerie Flämische Barockmalerei. Kunstfreunde können sich auf rund 150 Werke der bedeutendsten flämischen Meister wie Peter Paul Rubens, van Dyck, Teniers und Brueghel freuen.
Wenig später schlagen die Bäume des größten Auwaldgebiets Mitteleuropas über mir zusammen. Unter den Reifen knirscht der Kies. Im Hintergrund erklingt ein vielstimmiges Vogelkonzert. Abseits des Wegs breiten sich Altwässer, Stauseen und Reste von Niedermooren aus. Eisvögel lauern auf Beute, Flussregenpfeifer hüpfen über die Kiesbänke, Uferschwalben graben ihre Bruthöhlen in die Lehmschichten. Dort, wo das Grün zurückweicht, liegt Ingolstadt, die Wiege des Bayerischen Reinheitsgebots von 1516. Mehr als 500 Baudenkmäler prägen das Bild der Altstadt. Besucher haben die Qual der Wahl: Das romantische Kreuztor fotografieren? Zum Liebfrauenmünster laufen? Das Neue Schloss besichtigen oder die Festungsanlage Reduit Tilly inspizieren? Lohnend sind sie alle.
Tipp: Wer den Donauradweg mit dem Komfort einer organisierten Radreise genießen möchte, wird unter anderem bei den Veranstaltern Austria Radreisen uns Velotours fündig.
Die vollständige Tourenbeschreibung lesen Sie in der Ausgabe 2/2015 des Bike&Travel Magazins.