In der Pannonischen Tiefebene finden die Flüsse Mur, Drau und Donau zueinander. Wer ihre Schleifen erkunden möchte, muss nur dem Amazon of Europe Bike Trail folgen. Dieser umfasst eine Nord- und Südroute durch Österreich, Slowenien, Kroatien, Ungarn und Serbien – und überall warten Eindrücke abseits der klassischen Touristenrouten und malerische Landschaften.
Der Amazon of Europe Bike Trail hatte mich gleich gepackt und das, obwohl noch kein einziger Kilometer geradelt war. Ein Blick auf die Karte und schon war klar: »Diesen Radweg musst du kennenlernen!« In allen Ecken Europas entstehen neue Radrouten, diese aber ist eine besondere. Denn sie führt durch eine wenig bekannte Region des Kontinents und Radler dürfen sich auf fünf Länder freuen. Gestern ging es in Österreich los, von Graz in die Kleinstadt Bad Radkersburg.
Am Morgen des zweiten Teilstücks rolle ich durch den Nordwesten von Slowenien. Vor mir erstreckt sich die Pannonische Tiefebene. Das riesige Becken bekam seinen Namen durch die römische Provinz Pannonia. Heute haben sechs Staaten einen Anteil daran. Die Region ist rings-um von Gebirgen umfasst: die östlichen Ausläufer der Alpen, die Karpaten, das Balkangebirge und die Dinarischen Alpen. Alle Flüsse wie Mur, Drau, Save und Theiß streben der Donau entgegen. Bis zu meinem Ziel sind es sechs Tage voller Überraschungen.
FLUSS MUR
Bei der Stadt Murska Sobota markiert der Expano-Pavillon den Endpunkt der ersten Etappe des Nordkurses. Das futuristische Gebäude liegt malerisch am See Soboško jezero. Im Restaurant bin ich mit Laura und Sandra vom Buchungszentrum des Amazon of Europe Bike Trails verabredet. Sie haben die Unterkünfte für die kommende Woche reserviert. Das Gute: Jeder Gast kann die Länge seiner Etappen selbst wählen und damit die Wunschorte. Da das Terrain flach ist, habe ich Teilstücke weit über 100 Kilometer geplant.
Laura und Sandra führen über die Anlage zu einer Infotafel der Radroute. Neben der Karte und den Infos zu Sehenswürdigkeiten fällt das Logo von Interreg auf. Der Amazon of Europe Bike Trail ist ein durch die EU gefördertes Projekt. Radler lernen fünf Länder kennen – dies macht den Reiz der Fahrt aus. Zum Radweg hat man die App »Amazon of Europe Bike Trail« erstellt. Dort lässt sich die Strecke offline anzeigen, die Schutzgebiete sind markiert, Fotos hinterlegt, dazu gibt es eine Routenbeschreibung. Die Höhenprofile verraten, dass einen kaum Steigungen erwarten. In der App sind die 27 Etappen detailliert beschrieben. Auf die Nordroute entfallen elf Abschnitte, auf die Südroute 16. Hilfreich ist zudem der deutschsprachige Radguide. Dieser lässt sich als PDF-Datei ausdrucken oder digital mit auf die Reise nehmen. So versorgt, verabschiede ich mich von Laura und Sandra. Für die beiden geht es ins Büro und ich drehe den Lenker Richtung Südosten. Wie gestern läuft die Route an der Mur entlang. Sie führt zusammen mit der Drau zur Donau. Die Strecke ist ein Mix verschiedener Wegbeläge. Asphalt wechselt mit Schotter, an wenigen Stellen holpere ich über Wiesentrails. Mit dem Gravelbike loszuziehen, war eine gute Idee. Die Landschaft ist herrlich. Die Anrainerstaaten bewahren die Natur im UNESCO-5-Länder-Biosphärenreservat Mur-Drau-Donau. Es ist mit 280.000 Hektar Fläche Europas größtes Flussschutzgebiet. Ein Ökosystem mit Kies- und Sandbänken. Wie ein grüner Mantel legen sich die Auwälder um die drei Ströme. Dahinter erstrecken sich Wiesen und Ackerböden.
Der Trail verspricht für die nächsten Tage einen spannenden Mix. Neben der Natur beeindrucken die Städte am Wegesrand, darunter Varaždin, mein Ziel der zweiten Etappe. Heute leben in dem Zentrum der gleichnamigen Region knapp 50.000 Menschen. Varaždin war von 1756 bis 1776 die Hauptstadt Kroatiens. Beim Spaziergang durch die barocke Altstadt imponieren die breiten Straßenzüge und Plätze. Ein Park umgibt das Schloss Varaždin, Museen laden zu Exkursionen in die Geschichte ein. Bekannt ist die Stadt zudem für ihre zahlreichen Veranstaltungen.