Auf dem RuhrtalRadweg vom Sauerland an den Rhein
Mit seinen rund 230 km ist der RuhrtalRadweg ein eher kurzer Fernradweg. Aber ordnet man die deutschen Radwege nach ihrer Erlebnisdichte, dann ist die Tour von der Ruhrquelle bei Winterberg im Sauerland bis zur Mündung in den Rhein am größten Binnenhafen Europas in Duisburg ganz weit vornmit dabei. Sicherlich können sportliche Fahrer die Strecke locker in zwei Tagen bewältigen. Einen Grund zur Eile gibt es aber nicht, denn neben der herrlichen Flussnatur locken rechts und links des Wegs unzählige, oft hochkarätige, Sehenswürdigkeiten und spannende Zeugnisse der Industriekultur. Michael Hennemann nimmt Sie mit auf einen der spannendsten Radwege Deutschlands.
Text/Bilder: Michael Hennemann
Ein kühler Wind hat den Marktplatz von Winterberg leergefegt. So einsam und ruhig geht es hier wohl nur zu, wenn der Schnee zwar schon weg, der Sommer aber noch nicht ganz da ist. Das Städtchen Winterberg im Sauerland ist so etwas wie das Garmisch-Patenkirchen von Nordrhein-Westfalen. Der Kahle Asten bringt es mit seinen 842 Metern zwar nicht einmal auf ein Drittel der Höhe der Zugspitze, aber die Pubs, Clubs und Bars entlang der Flanier- und Shoppingmeile lassen das Remmidemmi erahnen, wenn sich die Skifahrer im Winter oder die Mountainbiker im Sommer bis spät in die Nacht ausgelassen bei der Hüttengaudi amüsieren.
Schanze, Bobbahn, Skilifte und Loipen sorgen in der kalten Jahreszeit und Bike Park, Sommerrodelbahn und Wanderwege in der warmen Jahreshälfte dafür, dass den Gästen nicht langweilig wird.
Hinauf zur Ruhrquelle
Jetzt in der Dazwischen-Saison ist der Baulärm lauter als die wummernden Beats, und dass ich ein bisschen früh im Jahr unterwegs bin, dämmert mir spätestens, als mich die Wirtin der Pension Nuhnetal beim Auschecken mit einem ungläubigen »Radfahren auf dem RuhrtalRadweg? Geht denn das überhaupt schon?« verabschiedet und ein »Für das kommende Wochenende sind 8 cm Neuschnee angesagt« hinterherschickt.
Es ist Ende April und da erst Dienstag ist, bleibt bis zum angekündigten Schnee noch ein bisschen Zeit und sobald sich die Sonne zeigt, erreicht die Temperatur sogar einen zweistelligen Wert. Eine kurze Kletterpartie durch Wiesen und Fichtenwälder bringt mich ohnehin auf Betriebstemperatur und hinauf zur Ruhrquelle. Wer in seiner touristischen Karriere schon die ein oder andere Flussquelle besucht hat, wird mir zustimmen, dass diese, um es freundlich auszudrücken, oft nur wenig spektakulär wirken, und zwar unabhängig davon, wie mächtig der Fluss im weiteren Verlauf einmal werden wird. Die Ruhrquelle macht da keine Ausnahme. Ein mickriges Rinnsal plätschert neben dem Stein mit der Inschrift »Ruhrquelle 1849« über zwei Stufen in eine steinerne Rinne. Kurzer Fotostopp und weiter geht’s. Schotter knirscht unter den Reifen und ein Hase flüchtet im aufgeregten Zickzack, als ich an ihm vorbei talwärts sause. Auf der ersten Etappe von der Quelle bei Winterberg bis Arnsberg verliert der RuhrtalRadweg fast 500 Höhenmeter. Allerdings sind auch mehrere Zwischenanstiege zu bewältigen, die ich in dieser Form beim Anblick des Höhenprofils so nicht erwartet habe. Hinter Olsberg präsentiert sich die Ruhr zum ersten Mal als richtiger Fluss und mit jeder Pedalumdrehung kommt etwas von der Farbe zurück, die der Winter aus der Natur gestohlen hat, und an den Bäumen sprießt erstes zaghaftes Grün.
»Glück auf« im sauerländischen Kalifornien
»Wenn ihr die Helme auf euren Kopfumfang eingestellt habt, treffen wir uns am Bahnhof«, sagt Grubenführer Frank, als er uns im Besucherbergwerk Ramsbeck mit Schutzhelm und Kittel ausstattet. Wenig später rumpeln und quietschen wir mit der Original-Bergbahn über 1,5 Kilometer tief in den Berg. Es wird dunkler, kühler, nasser, und 300 Meter unter Tage angekommen, begrüßt uns Frank mit dem Bergmannsgruß »Glück auf«.
GPS-Daten | Länge 230 km | Webcode #4453 | GPX Track herunterladen
Die vollständige Tourenbeschreibung lesen Sie in der Ausgabe 4/2016 des Bike&Travel Magazins.